Zumutbarkeitslimbo mit der Bahn

Seit nunmehr 24 Jahren ist in Bad Orb kein Zug mehr verspätet angekommen – und ebenso wenig verspätet abgefahren. Nun ja, wenn man ganz genau sein will, muss man schon konkretisieren: Denn seit 24 Jahren ist kein Personen- oder Güterzug mehr in Bad Orb gesichtet worden. 1995 wurde die Bahnstrecke aufgegeben. Seit 2001 fährt dort nur noch eine touristische Schmalspurbahn, der Bahnhof der fast 10.000 Einwohner umfassenden hessischen Stadt, beherbergt heute ein Restaurant. Vielen Orten in Deutschland erging es ähnlich. Seit 1994 hat die Deutsche Bahn 5.400 Kilometer Gleise, das sind an die 16 Prozent des gesamten Streckennetzes, stillgelegt oder abgebaut.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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der-5-minuten-blog.de
der-5-minuten-blog.de
5 Jahre zuvor

Roberto geht im eigentlichen Artikel noch auf die wirklich miesen Statistiktricks der DB ein. Was mich auch wahnsinnig aufregt: Züge, die mehr als die Hälfte ihrer Taktzeit verspätet sind, gelten bereits als Teilausfall. Sie werden wie ein kompletter Ausfall behandelt. Und ein Ausfall ist immer nur ein Ausfall.

Kann also nicht als Verspätung gezählt werden.
Quelle: https://www.deutschebahn.com/resource/blob/1187698/c5f9c20b7724aa2aa3b057c3ee092014/fragenantworten-data.pdf

Antom
Antom
5 Jahre zuvor

Die Bahn ist ätzend, gut, dass ich nicht damit fahren muss!

Rudi
Rudi
5 Jahre zuvor

„Frankfurt am Main, Roberto De Lapuente (eigenes Werk), gemeinfrei“

Der Bildaufbau ist gelungen. Der ICE steht thematisch im Mittelpunkt. Er führt den Blick des Betrachters diagonal in die Tiefe. Die Stange rechts im Vordergrund dagegen blockt die Blickführung. Diese hätte ich nicht mit ins Motiv genommen. Die Unschärfe des gesamten Werkes hängt mit dem mangelnden Licht vor Ort zusammen, könnte aber als Statement zur Bahnpolitik interpretiert werden, wenn sie bewusst eingesetzt wurde. Davon gehe ich aus. Also: Daumen hoch!

Pen
Pen
Reply to  Roberto J. De Lapuente
5 Jahre zuvor

Hi Roberto,
ich fand das Foto spontan gut, hab gar nicht gesehen, daß es von Dir ist. Die Stange stört mich gar nicht. Im Gegenteil, sie ist m.E. notwendig als Gegenbewegung und zu dem fast endlos erscheinenden Fluchtpunkt. Der Kontrast des Nachtschwarz zum Silber sowie die blauen Lichtakzente und ihre Spiegelungen schaffen eine schöne Atmosphäre.

Was aus der DB geworden ist, ist eine Schande. Alle Welt klagt über schlechte Luft und verstopfte Autobahnen und die Bahn läßt das Schienennetz verrotten. Verkehrstechnisch ist das idiotisch, eine Schildburgerleistung. Wie blöd können Politiker sein?

Daseinsfürsorge gehört in die öffentliche Hand. Es wird noch soweit kommen, daß die Privatisierungen per Enteignung rückgängig gemacht werden müssen.

ChrissieR
ChrissieR
Reply to  Pen
5 Jahre zuvor

…wie blöd können Politiker sein? Na ja, unendlich halt!
Pen, ich seh das mit der öffentlichen Daseinsvorsorge genauso!
Unser Busbetrieb war nach einer Teilprivatisierung auch weniger leistungsfähig, weil am Personal gespart wurde und die Motivation der Mitarbeiter auch nachliess…
Die Fahrgaeste konnten das dann ausbaden!
Nur mit guten Arbeitsbedingungen und gutem Werkzeug ( hier: Fahrzeuge und Infrastruktur) ist auch ein guter Service zu bieten!
By the way: Where the Fuck is Bad Orb???
Hiiilfeee! Ich renn ja schon wech…?

Alloah
Christine

Anton
Anton
Reply to  Pen
5 Jahre zuvor

Bahn ist kein Wasser

Mordred
Mordred
Reply to  Anton
5 Jahre zuvor

Bahn ist kein Wasser

Lol? Spätestens wenn die Infrastruktur so verrottet ist, dass die Mitarbeiter von Wasserwerk und Kläranlage nicht mehr zur Arbeit kommen, wirst Du das hoffentlich anders sehen.

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Mordred
5 Jahre zuvor

Bitte nicht so negativ! Wenn die Straßen und die Wasserversorgung nicht mehr funktionieren, kann man auch die Kosten für die Feuerwehr einsparen!

Anton
Anton
Reply to  Heldentasse
5 Jahre zuvor

Die Feuerwehr ist eine sicherheitsrelevante Aufgabe. Die Bimmel ist eine Mischung aus Taxi- und Transportunternehmen.

Anton
Anton
Reply to  Mordred
5 Jahre zuvor

Bei uns muss keiner mit der Bahn in die VBG kommen, gilt auch für das Wasserwerk. Wasser ist Leben, ich muss aber nicht unbedingt Bahn fahren!

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Pen
5 Jahre zuvor

Es wird noch soweit kommen, daß die Privatisierungen per Enteignung rückgängig gemacht werden müssen.

Welche garstigen Worte! Der Steuerzahler wird es natürlich zurückkaufen müssen, dann wird es auf Kosten des Gemeinwesen saniert, und danach wieder verscherbelt!

12 Erwerbsregel: Alles, das wert ist verkauft zu werden, ist auch wert zweimal verkauft zu werden.

Beste Grüße

grossbuchstaben
grossbuchstaben
Reply to  Roberto J. De Lapuente
5 Jahre zuvor

FALSCHES GLEIS ? POLITIK ? WEIL -HATTEN WIR JA AUCH SCHON LANG NICHT MEHR…. 😉

ICH HABE ES MIR ANGESEHEN, NACHGELESEN, BEDACHT, VON A WIE ANARCHIE BIS Z WIE ZUKÜNFTIG. ICH BIN DARÜBER EINGESCHLAFEN, UND WIEDER AUFGEWACHT, HAB GELACHT, VERWORFEN, UND GEDACHT, IHR HALTET „EINE POLITIK DER OFFENEN ARME“, „DES FRIEDENS“ UND „ABER ICH LIEBE DOCH ALLE, ALLE MENSCHEN“ FÜR EINE HEILUNG -HIN ZUR „GRENZENLOSIGKEIT“ , IN DER EIN KAMPF GEGEN DIE RECHTE -FÜR „MEHR FREIHEIT“, JEDOCH NICHTS ANDERES IST, ALS EIN STÜCKCHEN MEHR, VERSPÄTETES, „FOLLOW THE LEADER“, EINE VERSCHÄRFUNG, EIN EXTREM. UND MÜSSTE ICH JETZT EINE WEISSAGUNG MACHEN, WÜRDE ICH EUCH PROPHEZEIEN, ES SIEHT DERZEIT AUS, ALS BEKOMMT IHR GENAU DAS… EXTREME… ^^

EDITIERT: METAPHERN UND „FAHRPLANBEZOGENES“ VOKABULAR HINZUGEFÜGT.

*TUT-TUT-TUT…*
BESETZT ?
🙂
> BESCHISSEN…

EPILOG: HABT IHR WIRKLICH GEDACHT, DAS DAS KLAPPT, DAS IHR MICH AUFNEHMT IN EURE SCHEINWELT ? IN DEM ICH DANN MACHE WAS EUCH PASST ? FÜR EURE VERFICKTEN DROGEN ? …SCHAU WIE MEIN SCHATTEN, ÜBER DEN LODERNDEN TRÜMMERN EURER GEBORSTENEN TRÄUME SCHWEBT. EINFACH EIN PAAR TRAURIGE GESCHICHTEN ERZÄHLEN, DAMIT IHR EUCH ACH-SO-TOLL FÜHLEN KÖNNT ? KEINE ANGST, ICH BIN HARMLOS…VIELLEICHT EIN WENIG VERWAHRLOST… [pfeift] ♪♫♪

Energetische Verhaltenstoene
Energetische Verhaltenstoene
5 Jahre zuvor

Doch es gibt ja auch das Gute, die guten Nachrichten ^^
Disclaimer: Der Hinweis der Polizei, ohne weitere Fakten zu nennen ermuntert eigentlich nur zum Spekulieren. Auch wenn das meiner Meinung nach gar nicht nötig ist…

Hintergrund: Linke rufen zum offenen Kampf und militanter Offensive gegen Rechte auf

Bei Kontrollen in Frankfurt stellte die Polizei jetzt fest:

Jeder fünfte Fahrer von Porsche, BMW oder Mercedes
war Empfänger von Sozialleistungen.

Also mehr Hetze gegen die Industrie und die (vormals) herrschende Ordnung hier zu lande.

Folkher Braun
Folkher Braun
5 Jahre zuvor

Der erste Genickschuss für die Bahn erfolgte 1949, als beschlossen wurde, sie dürfte die Kriegsschäden selbst bezahlen. Der zweite war, dass die Bundesrepublik (alt) das System der Autobahnen finanzierte und damit – ungewollt – den Lkw-Verkehr förderte. Mitten in den Aufschwung versuchte Verkehrsminister Seebohm, den Lkw-Verkehr zu beschränken durch die Absenkung des zulässigen Gesamtgewichts von 40 auf 24 Tonnen. Dagegen ging die Wirtschaft auf die Barrikaden, weil man zum Wiederaufbau den Lkw-Verkehr auf der Kurzstrecke brauchte.
Dann versuchte Schorsch Leber, den Lkw-Verkehr einzudämmen („Werkverkehrsabgabe“, Gleisanschluss-Subvention), war alles Käse. Dann wollte Verkehrsminister Volker Hauff den kombinierten Güterverkehr fördern (1981), taugte alles nichts. Die Brüllaffen „Güter gehören auf die Bahn“ vergessen immer, dass bei Verwendung der Vertikalumschlag-Systeme (Kranbahn) der kombinierte Güterverkehr erst oberhalb 500 km Transportstrecke rentabel wird. Es gibt zwar Horizontal-Systeme wie Innovatrain in der Schweiz, die ab 70 km Bahntransport rentabel sind. Gegen so ein System wehrt sich die Bahn, denn ihre Vertikal-Bahnhöfe würden schnell unrentabel.
Dies nur als Beispiele aus dem Güterverkehr. Dass die Bahn auch den Personenverkehr nicht organisieren kann, ist insofern keine Überraschung. 1908 waren 90 % der Staatseinnahmen Preussens aus dem Verkehr der Staatsbahnen. Vor der Wiedervereinigung hatte die Reichsbahn einen Marktanteil von 80 % im Güterverkehr der DDR.

aquadraht
aquadraht
Reply to  Folkher Braun
5 Jahre zuvor

Dass sich die Bahnführung gegen Innovationen wehrt, ist ja nichts neues. Aber wer ein Sechstel der Schienen abwrackt, sollte auch bei grossen Vertikalbahnhöfen Einschnitte abkönnen. Falls die überhaupt kämen, denn in Summa wären ja mehr Güter auf der Schiene. Die SBB/FFS hat ja auch mehrere grosse Verladebahnhöfe.

Aber danke für die Infos. Und um das zu ergänzen: Ein solches System ist natürlich nur sinnvoll bei einem hinreichend dichten Schienennetz. Die Schweiz ist da vorbildlich, auch wenn auch da die Autolobby sägt, z.B. bei Plänen zum Abbau des Generalabonnements und Preiszuschlägen für Stosszeiten: „Optimierung“.

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  aquadraht
5 Jahre zuvor

Dass sich die Bahnführung gegen Innovationen wehrt, ist ja nichts neues.

Das stimmt so aber nicht, S21 ist sehr innovativ und heute wie auch in Zukunft ein steter Quell der Freude!

Heldentasse
Heldentasse
5 Jahre zuvor

Lebensnotwendige Infrastruktur (Pöse Zungen sprechen von Daseinsfürsorge) wie Bahn, Post, Gesundheitswesen etc. pp. zu privatisieren fand und findet doch wohl noch ganz überwiegend die Zustimmung der Wähler*innen Mehrheit! Denn anders anders kann ich es mir (auch beim auch beim besten Willen) nicht erklären warum immer und immer wieder die Parteien gewählt werden, die antreten den öffentlichen Dienst zu schleifen und sich „Privat“ vor „Staat“ auf die Fahnen geschrieben haben.

Also stellt euch bitte nicht so mädchenhaft an wenn viel weniger funktioniert wie früher, und denkt im Namen des „Großen Nagus“ immer an den Profit der Kapitalgeber und die 12 Erwerbsregel:

Alles, das wert ist verkauft zu werden, ist auch wert zweimal verkauft zu werden.

Beste Grüße

Pen
Pen
Reply to  Heldentasse
5 Jahre zuvor

Moin Heldentasse, wenn man bedenkt, was für zukunftsweisende Veränderungen der charmante und s.g.Herr Knoflacher in Wien bewirkt und die alte Hauptstadt des Kaiserreiches damit zur schönsten Stadt der Welt gemacht hat, und sich dann anguckt, was die Deutschen so verzapfen, also nein, wirklich…ich geb’s auf. Kann es sein, daß sie einfach dumm sind?

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Pen
5 Jahre zuvor

Hallo Pen

M.E. habe die Ösis, Herr Knoflacher hin oder her und wohl er partiell sehr gute Arbeit leistet, die gleichen Probleme wie wir. Nur sind wir denen (und evtl. auch der Schweiz) womöglich noch ein paar Jährchen voraus im Genus der Segnungen des Neoliberalismus. Vielleicht liegt das an der relativen Nähe zum großen Bruder aus Übersee, oder an der Piefke Mentalität? Ich weiß es nicht.

Klar scheint aber auch, bemüht man Herrn Mausfeld, dass wir alle mehr oder minder auf „doof“ getrimmt wurden, und zwar auf so „doof“ das wir gegen unsere eigenen Interessen handeln.

Beste Grüße

Marc
Marc
Reply to  Heldentasse
5 Jahre zuvor

Erwerbsregel 45:

Wer nicht expandiert ist tot.