Stell dir vor, es ist Wahlkampf und keiner merkt‘s

Als dann klar war, dass die Sozis in Bayern und Hessen jeweils ihr schlechtestes Ergebnis aller Zeiten abgeliefert haben, gab es unter den Wahlkämpfern zunächst Ernüchterung, die dann von Trotz abgelöst wurde: Denn eigentlich, so sagten sie, hätten sie einen guten Wahlkampf abgeliefert, die richtigen Themen angesprochen und überhaupt hätten sie viel positives Feedback erhalten. In dieser Beziehung hätten sie sich nun wirklich nichts vorzuwerfen. Man darf den Wahlkämpfern beider Landesverbände durchaus beipflichten. Die Themen stimmten schon, der ursprüngliche Markenkern der Sozialdemokratie wurde auf Plakate gedruckt und in Reden gestanzt. Nach Wahlkampfaspekten war das genau richtig. Das Ding ist nur: Wahlkampf – das ist leider eine altmodische Sache, ein alle Jahre auftretender Atavismus aus Zeiten, da Bürgerinnen und Bürger noch aus dem öffentlichen Raum heraus mobilisiert werden mussten.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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ChrissieR
ChrissieR
5 Jahre zuvor

Wahlkampf ist eigentlich nur die Verschandelung des Stadtbildes durch wenig ästhetische Plakate und ansonsten ein faktenbereinigter „Jahrmarkt der Eitelkeiten“….

ChrissieR
ChrissieR
Reply to  Roberto J. De Lapuente
5 Jahre zuvor

Meinste, so ein kleines Adolf- Bärtchen???
Ich hab mir in Wiesbaden mal an einem extrem dämlich angebrachten CDU Plakat den rechten Aussenspiegel vom Bus demoliert….da hab ich die restlichen Fetzen dann abgerissen……bin auch öfters an exponiert aufgestellten Plakaten so dicht vorbeigeflogen, dass die in den Rinnstein kippten…konnte man später schön drüberfahren….?

RKL
RKL
5 Jahre zuvor

Die Sozen demonstrieren derzeit Aufmerksamkeits-Hysterie
irgendwo zwischen Weiter-So-GroKo und Neuwahlen.
Was die teilweise für einen unausgegorenen Mist raushauen !?

„Der Traum ist aus“ ( Rio Reiser )
2iKso30v3ns

Jarek
Jarek
5 Jahre zuvor

Die SPD ist sicherlich nicht an dem oberflächlichen, bloß am Image und schnellem eindruck interessierten Wähler gescheitert.Das Beispielmit Grünenoder AfDbringt einen nicht weiter,weilman einfach von der SPD was anderes erwartet.Ich glaube, dass jetzt schon (fast) der letzte gemerkt haben sollte, dass die Sozialdemokraten zurpuren Verarsche übergegangen sind. Die Kampagne von Schulz, das Wirken von Nahlesals Arbeitsministerin oder das Gerede vom „Abchied von der Agenda“ (womit nur ein verbaler gemeint war) – die Sozialdemokraten denken wirklich, dass man die Sch… nur glänzend verpacken muss,damit sie nicht riecht und die Leute denken es sei Gold.

Dabei ist die Sache ganz einfach – unterm Strich hat die vermeintliche Zielgruppe des sozialdemokratischen Wirkens, und nehmen wir es einfach an, dass es sich um die einkommensunteren 50% der Bevölkerung handelt, in den letzten 20 Jahren einen dreistelligen Milliardenbetrag verloren. Egal ob brutto oder netto, vor oder nach Transferzahlungen. Sämtliche Statistiken belegen das. Was macht die SPD? Sie kommt mit Sachen wie Gute-Kita-Gesetz oder Recht auf Teilzeit.

t.h.wolff
t.h.wolff
Reply to  Jarek
5 Jahre zuvor

Und vergessen wir nicht den Genderplural für die Zeitarbeiter’*_Innen, Hass IV-Empfänger+°Innen und Armutsrentner_’*Innen.

dors Venabili
dors Venabili
Reply to  t.h.wolff
5 Jahre zuvor

Das ist Hate-speech! Ausgrenzung, Diskriminierung der Trans-identären… Ausschuss bilden, sofort!

RKL
RKL
Reply to  t.h.wolff
5 Jahre zuvor

Nen bissl Puder auf die schlimmen Stellen…und der innere Schweinehund wird zur inneren Schweinehündin …

Rima
Rima
5 Jahre zuvor

Oh nein, Roberto.
Bitte nicht du auch noch.
Was du schreibst ist doch genau der Kaese, den uns die sPD-Fuehrung staendig auftischen will: sie haetten es (nur) nicht geschafft, ihre Inhalte und Erfolge richtig zu verpacken und dem Waehler naeher zu bringen.
Dabei sind es doch, Jarek schrob es schon, die fehlenden Inhalte und Erfolge, wegen denen die sPD nicht mehr gewaehlt wird.
Da ist es absolut egal, wie die verpackt werden.
Im Gegenteil wage ich einfach mal zu behaupten, dass wenn die sPD sich wirklich erneuern und nicht nur davon reden und auf ihre alten Tugenden zurueckbesinnen wuerde und damit endlich eine Alternative zum neoliberalen Einerlei liefern wuerde, sie das Ganze auch extrem trocken und „gefuehllos“ verpacken koennte, und trotzdem die Wahlen gewinnen wuerde.
Also bitte fall nicht auf das Gewaesch der sPD-Granden herein, die schlechte Verpackung sei schuld an der Misere.
DAS ist naemlich genau das Argument, mit dem die Granden immer und immer wieder sich vor ihrer Verantwortung druecken und eine Neuausrichtung verhindern.