Politikverdrossenheit: Wir Blogger stecken mittendrin

Möglicherweise sind wir aus ähnlichen Gründen politikverdrossen wie unsere Leser und Hörer. Vielleicht aber auch nicht. Fakt ist allerdings, dass wir uns müde fühlen, die täglichen politischen Meldungen und Ereignisse verfolgen und uns immer häufiger fragen: Was geht uns dieser Scheiß eigentlich noch an?

Darüber haben wir in einem diesmal doch eher ernsten Podcast gesprochen.

Hier geht’s zum Podcast:

Download

YouTube

Inhalt:

00:14 Roberto & Tom allein zu Haus
01:04 Wie geht es Dir, Roberto?
01:35 Wie geht es Dir, Tom?
03:15 Wo sind die großen politischen Themen?
04:23 Was ändert sich durch den neuen CDU-Vorsitz?
06:20 Die SPD macht depressiv
07:30 Warum will die SPD Hartz-IV abschaffen?
12:00 „Der Mensch ist kein fauler Hund“
14:00 Was für eine Politik fordert von Konzernen „freiwillige Leistungen“?
18:00 Darf man „die da oben“ sagen?
20:00 Es fehlt uns an überzeugenden Erzählungen
22:00 „Querfrontler“ sagt man gar nicht mehr
23:30 Gibt es positive Science-Fiction-Utopien?
28:30 Schneid‘ das raus!
30:00 Was passiert (in Filmen) nach der Revolution?
32:50 Hast Du einen Hubschrauber?
33:10 Du hast einen Hubschrauber!
33:40 Sprechen wir über Michel Houellebecqs „Unterwerfung“
42:22 Wo ist unser höheres Ziel?
47:00 Hartz-IV abzuschaffen, ist kein großes Ziel, sondern eine Selbstverständlichkeit
48:49 Täte uns „The Purge“ gut?
50:59 Noch ein paar Worte zur Rhetorik der Grünen
54:00 Nahles versus Habeck
55:00 Keine erfolgreichen Grünen ohne AfD
56:25 Kurze Info und Abschied

Diesen Beitrag ausdrucken

Tom J. Wellbrock

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

Unterstütze uns und hilf dabei, die neulandrebellen besser und wirkungsmächtiger zu machen
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
guest

33 Comments
Oldest
Newest
Inline Feedbacks
View all comments
Mannomann
Mannomann
5 Jahre zuvor

ICH bin nicht Politikverdrossen!!!!
Verdammt!
Hört auf alle! Mir Politik wegnehmen zu wollen und madig zu machen!

„Auch das Private ist politisch!!!“
Jeden Tag und überall macht das Fußvolk Politik!
Nur: die verwahrlosten Politokraten incl Anhang macht keine Politik mehr! Sie verwalten, sitzen aus, warten auf Christkind, leben BeamtenMikado! Und rühren sich wenn Chapie winkt!

Wir, der Souverän, aber gestalten jeden Tag politisch!

Pjotr56
Pjotr56
5 Jahre zuvor

Da brauchste gar nicht gemütlich im Sessel sitzend bloggen. Das mit der Politikverdrossenheit kannste auch life haben, z.B. vorgestern:
Da traf sich die Mönchengladbacher High-Society zum Event im Hugo-Junkers-Hangar beim Vortrag vom IrRWEg Vorstandsvorsitzender
Dr. Rolf Martin Schmitz zum Thema: „Energiewende und Versorgungssicherheit“ – Wie sieht die zukunftige Energiewirtschaft aus?
Veranstalter: Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, Rheinische Post, Stadtsparkasse Mönchengladbach und die WFMG – Wirtschaftsförderung Mönchengladbach GmbH.

Noch Fragen? Na klar, dachten sich ca. 50 Interessierte aus verschiedenen Parteien/Organisationen der Region, die sich größtenteils aus dem Kampf um den Hambacher Wald kennen, und begaben sich zwecks Ausübung ihres Grundrechts auf Demonstration an den Ort des Geschehens.
Bereits in der Einfahrt zum Gelände wurde uns von Security/Polizei klar gemacht, wie der Hase läuft:
Demonstranten/-innen weit. High-Society fährt.

Bei gefühlt -2 °C begab sich die kleine Schar politisch interessierter also zu Fuß zum (von der Polizei) zugewiesenen Demonstrationsort.
Der befand sich nicht etwa in Hör- und Sichtweite zur Event-Location, sondern ganz am Rande des riesigen, partiell-unbeleuchteten Parkgeländes.
Damit wir uns nicht völlig verarscht vorkommen, hatte ein findiges Organisationstalent der Polizei noch die Idee, eine Feuerwehreinheit hinzu zu ziehen, die den Demonstrationsort mittels eines mit Benzin betriebenen Stromaggregats klimaschädlich illuminierte.

ChrissieR
ChrissieR
5 Jahre zuvor

Gelbe Westen anziehen und den Verkehr blockieren! So geht Politikverdrossenheit in Frankreich!!!

niki
niki
Reply to  ChrissieR
5 Jahre zuvor

Interessant ist dabei das es der Sprit ist was es auslöste… (Ich halte den motorisierten Individualverkehr in heutiger Form für vollkommen irre und es müssen meiner Meinung nach brauchbare Alternativen her! Wie die nun aussehen, darüber kann man streiten!)
Aber ich denke indirekt sind es zu niedrige Löhne. Aber darauf kommt ja niemand. Und schon gar nicht will man dass in den Mainstreammedien so analysiert weiter geben.

Pentimento
Pentimento
Reply to  niki
5 Jahre zuvor

ÖNV ausbauen. Freie Fahrt für Jeden. Wo ist das Problem?

niki
niki
Reply to  Pentimento
5 Jahre zuvor

: So einfach ist das nicht, auch wenn es m.E. ein Schritt von vielen weiteren, nicht minder notwendigen, wäre.

ChrissieR
ChrissieR
Reply to  niki
5 Jahre zuvor

Niki, so ist es! In der Tat sind die Spritpreise in Frankreich ( bin grade da…) billiger als in D! Aber die Leute wenden sich gegen die generelle Verteueung und kleine Renten etc.
Der Spritpreis war nur der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass hat überlaufen lassen!
Und, ich sag das aus eigener Erfahrung, in Frankreich bist Du ausserhslb der grossen Städte ohne Auto verloren!!!
Und gut, ich fahr hier auch nen Diesel…Citroen C15 Lieferwagen Bj. 1990…der macht null Feinstaub, der haut ganze Briketts raus!!!

pentimento
pentimento
Reply to  ChrissieR
5 Jahre zuvor

Christine, also eine Kastenente? Ich hatte einen R4. Da ging viel rein. Knüppelschaltung hatten beide.

R_Winter
R_Winter
5 Jahre zuvor

Politikverdrossenheit?
Die Hoffnung stirbt zu Letzt und damit die Demokratie, so wie die meisten Bürger den Begriff verstehen.

Die Neoliberalen treiben ein Schwein nach dem anderen durch das Dorf und die neoliberal orientierten Medien berichten davon jeweils auf der ersten Seite.
Wenn diese bekannte Variante nicht genügend wirkt, werden extreme Forderungen erhoben, die anschließend „modifiziert“ werden:
Z.B. Rente ab 70 – Asylrecht auf den Prüfstand stellen – Zwangs-Privatrente für Alle – Mindestlohnhöhe 12 €- Sozialmissbrauch hochspielen, um Bankenspekulationen/Cum-ex aus der Schusslinie zu nehmen –
und hier die Spitze neoliberaler Politik (wenn auch in USA – aber krassen geht es kaum):

Skurriles Wahlrecht – USA: Fürs Repräsentantenhaus bekamen die Demokraten 8 Millionen mehr Stimmen, für den Senat fast 12 Millionen mehr.

Die Neoliberalen erzeugen eine Politikverdrossenheit, indem sie uns gegen eine Gummiwand rennen lassen und abwarten….
„….na, wann können wir die „blöde“Demokratie abschaffen?….“

Dieses ist das Ziel und alles andere sind nur Zwischenschritte.

Schweigsam
Schweigsam
5 Jahre zuvor

Ihr seid mir ja welche! Wenn man euch gerade in der zweiten Hälfte des Podcast zuhört, denkt man nicht, dass ihr unter Politverdrossenheit leidet, sonder schon vielmehr an der Novemberdepression ;-). Aber im ernst, die Novemberdepression macht mir außer der Politverdrosseneit auch ganz schön dieses Jahr zu schaffen.

HartzIV als Fliegenpilz 0/8/15 zu bezeichnen, das hat was…

Und noch möchte ich hinzufügen, dass Star Trek ohne utopische Visionen, so wie es in den 60er, 80er und 90er war und damit was ja gerade die Sendungen ausgemacht hat, nicht mehr wirklich authentisch Star Trek ist. M.E. fehlen die Visionäre wie Gene Roddenberry oder vllt. auch noch Rick Berman. Jetzt ist es nur noch ein rein kommerzielles 0/8/15 Produkt.

Danke für den trotzdem lockeren Podcast!

Ich wünsche euch allen noch einen schönen sonnigen Donnerstag…

Gaby
Gaby
5 Jahre zuvor

Er hat „gleichgeschaltet“ gesagt, er hat „gleichgeschaltet“ gesagt, er hat…! Pöse, Pöse ??

Hexe Hexe Hexe *kicher

Späßle 😉

Roberto J. De Lapuente
Reply to  Gaby
5 Jahre zuvor

Wer hat das von uns nochmal gesagt? Sicher Tom, der rutscht ja ganz nach rechts durch 😉

politische krokette
politische krokette
5 Jahre zuvor

Wie deprimierend. Ich war so gespannt auf den neuen Podcast und dann das? Ich dachte ihr würdet uns eure spannende Erzählung anbieten, stattdessen lamentiert ihr, dass es keine gibt. Bin echt enttäuscht. Ich verstehe zwar wie ihr euch fühlt, denn oft genug fühle ich mich auch so. Trotzdem, nach der Folge zum Umgang mit der AfD war ich so erleichtert, fast schon euphorisch, dass endlich mal jemand das Problem so anspricht, wie ihr es getan habt. Seitdem habe ich auch Menschen bei aufstehen kennengelernt, die ähnlich denken. Klar gibt es dort auch Politisch-Korrekte, aber es gibt eben gerade auch die, die dagegen halten. Nach langer Zeit hatte ich mal wieder Lust auf Politik und dann erlaubt ihr euch sowas? Dabei habt ihr doch Sachen angesprochen, die ihr zur „Erzählung“ hättet vertiefen können, ohne darauf zu warten bis euch wer anderes vorausgeht. Beispiel, den Republikanismus. Das wäre doch was gewesen! Warum habt ihr das nicht vertieft? Oder das, was Diether Dehm wieder jüngst in seinem nd-Artikel angesichts der (relativen) Niederlagen der Linken in Bayern und Hessen vorgeschlagen hat: sich als Linker auch auf die Heimat einzulassen und sie links zu besetzen, um den Anschluss zum Volk zu finden. Das wäre etwas, was mir am Herzen liegt, denn ich bin links und liebe meine Heimat. Daher stimmt es mich traurig und es erfüllt mich mit Wut, wenn Linke, aus Furcht mit Rechten gleichgesetzt zu werden, wie das aufgescheuchte Federvieh vor der Heimat weglaufen, sie aufgeben, sie tot schweigen oder sie gar verstossen wollen. Regelrechten Hass verspüre ich, wenn Linke aus Arroganz heraus abfällig über die Heimat reden, um sich vom Volk, vom „Pöbel“ abzuheben. Dabei haben selbst Leute wie Tucholsky und Brecht die Heimat für sich beansprucht. Es hätte so viel gegeben, was man hätte ansprechen können. Warum habt ihr euch nicht was ausgesucht, was ihr euch wünschen würdet?! Also, Tom, Roberto (und auch Andy und Jens, auch wenn sie heute nicht dabei wahren), zusammenreissen und auf! Ich weiss, das könnt ihr besser!

politische krokette
politische krokette
Reply to  Tom J. Wellbrock
5 Jahre zuvor

Was ist denn das für ’ne Antwort? Da fehlt ja jede Leidenschaft. Ich weiss nicht, ob du ihn kennst (wahrscheinlich eher nicht), aber The Amazing Atheist (auf YT) ist auch ziemlich pessimistisch, politisch verdrossen drauf. Er hat sogar ’n Podcast der „Abandon Hope“ heisst. Dennoch höre ich ihn sehr gerne. Warum? Weil er sagt was er denkt und bei ihm trotzallem das Feuer für das, was ihm wirklich wichtig ist, durchscheint. Deshalb ist er authentisch. Hier ein Beispiel ab Min. 25:17 (https://www.youtube.com/watch?v=HX2wiU7ndZ0&index=3&list=UUjNxszyFPasDdRoD9J6X-sw). Das hat mir hier gefehlt. Noch schlimmer, ihr widersprecht euch. Erst euch ärgern, dass es keine Erzählungen gibt, dann wenn Habeck vom „Menschen“ spricht, passt euch das auch nicht. Aber nicht weil ihr euch mit seiner Erzählung kritisch auseinandersetzt, sondern weil sie doch so idealisierend sei. Ähm, mich überzeugt er ja auch nicht, aber was nu? Erzählung, ja oder nein? Dass sie am Ende immer idealisierend sein wird, selbst wenn sie euch gefällt, kann ich euch jetzt schon verraten. Das habt ihr doch mit Star Trek selbst erklärt. Und dann auf der sachlichen Seite wiederum sagt ihr, Hartz IV muss weg und ein Existenzminimum kann nicht noch gekürzt werden, aber Roberto gibt zu verstehen, dass es irgendwelche Sanktionsmechanismen trotzdem weiter geben sollte. Wie geht das denn? Wie stellst du dir das vor Roberto?! Was denn für Sanktionen? Kürzungen? Ich dachte es wäre ein Minimum! Nur weil man nicht für’s BGE ist (was ich auch nicht bin), weil es immer Anspruchsbedingungen für Sozialleistungen geben wird, heisst das doch nicht, dass man Sanktionen als ebensolche Bedingungen verteidigen muss! Wie stellst du dir das vor? Und dann werft ihr Kipping & Co. (zu Recht) vor sich in logische Inkonsistenzen bzgl. offener Grenzen für alle (ein Oxymoron) zu verstricken? Ich lach mich krank! Vielleicht hättet ihr ja auch beim Existenzminimum ansetzen können und darüber eine Erzählung zur Würde des Menschen anfangen können zu stricken. Denn, sorry Roberto, Sanktionen sind bei einem Minimum weder zu rechtfertigen noch stellen sie sich sachlich als notwendig dar, denn die meisten wollen arbeiten, aber halt keinen Scheissjob annehmen oder etwas machen, das nichts mit ihrer Ausbildung zu tun hat. Da stecken nämlich auch jahrelange Leistungen drin und die Jobcenter scheren sich einen Scheissdreck drum! Selbst wenn es hie und da den einen gibt, der sich dann nicht nach Arbeit umsieht, bin ich bereit das in Kauf zu nehmen, wenn das der Preis dafür sein soll, dass Menschen würdig behandelt werden, bin ich mehr als froh diesen zu zahlen! Mann, ey, ich habe euch gestern noch empfohlen und dann liefert ihr so einen Scheiss ab und antwortet auf so ’ne schnippische Art! Das ärgert mich so sehr! Dabei weiss ich, dass ihr so gut sein könnt! Bitte macht’s beim nächsten Mal besser.

Roberto J. De Lapuente
Reply to  politische krokette
5 Jahre zuvor

Du kannst gerne enttäuscht sein, Krokette. Das ist legitim. Wenn man einer Täuschung erliegt und es nicht merkt, entzaubert einen das den Augenblick. Das nennt man Enttäuschung. Anders gesagt: Derjenige, der enttäuscht ist, hat falsche Erwartungen gehabt. Dafür können wir nichts.

Du hast aber auch recht. Was ist die Erzählung? Darüber schreibe ich in den kommenden Wochen sicherlich noch. Das treibt mich derzeit um.

Ich weise aber auch darauf hin, dass Herr Habeck nicht von Menschen spricht, sondern von Menschen, die er als Hund entkräftet. Wenn er sagt, dass der Mensch kein Hund ist, dann fühle ich nicht Dankbarkeit, sondern eine Banalität, von der ich mich frage: Warum muss man das betonen?

Eines aber auch noch persönlich an dich: Theatralisch musst du nicht werden. Dass Menschen andere Herangehensweisen an ihren Alltag haben, mal konsterniert und desillusioniert sind, hat man auszuhalten. Wir müssen nicht um das Recht bitten, dass auch wir Blogger und Publizisten mal so ticken dürfen. Wir nehmen uns dieses Recht einfach. Man kann es gut finden oder nicht. Aber persönliche Vorwürfe sind Quatsch. Gefühle stehen uns zu.

politische krokette
politische krokette
Reply to  Roberto J. De Lapuente
5 Jahre zuvor

Zunächst einmal Danke für die Antwort Roberto, auch wenn ich nicht allem zustimme.

Wenn ihr das so aufgefasst habt, wie du es am Ende schreibst, dann mag das am Ton meines Kommentars liegen. Du nennst es theatralisch, ich nenne es leidenschaftlich. Auch ich habe Gefühle. Aber egal. Manchmal schreibe ich etwas provokativ, das stimmt. Damit es nicht wieder zu Missverständnissen kommt, möchte ich kurz anmerken, dass ich das hier jetzt sehr wohlwollend meine.

Ich stimme dir zu, dass ihr euch so fühlen dürft. Das habe ich aber auch nie in Frage gestellt. Das so darzustellen ist falsch. Ich schreibe ja, dass ich euch da auch verstehe, denn ich fühle mich auch oft genug so.
Welche persönlichen Vorwürfe du jetzt aber meinst, weiss ich nicht, ich habe euch nicht persönlich etwas vorgeworfen, sondern der Qualität dieser einen Folge, die ich, im Vergleich zu den anderen Folgen, nicht wiedergefunden habe. Denn wie gesagt, ihr macht ja sonst gute Sachen, schliesslich folge ich euch schon lange, fast seit Beginn der neulandrebellen. Und noch nie fand ich einen eurer Beiträge so schlecht, dass ich das Bedürfnis hatte dies hier so zum Ausdruck zu bringen, wie ich es heute getan habe. Daher rührt meine Enttäuschung. Zur Enttäuschung gehören also auch immer zwei. Da könnt ihr euch dann auch nicht mit Verweis auf eure Gefühle der Kritik entziehen und ihr könnt auch nicht erwarten, dass nur positive Kommentare kommen. Das wisst ihr aber auch als Publizisten. Jetzt mag die Qualität natürlich mit euren legitimen Gefühlen zusammenhängen, aber das heisst nicht, dass ich die Folge gut finden muss oder ich das so stillschweigend akzeptieren muss. Ich kann es tolerieren, das schon, Roberto.

Woran liegt es aber konkret, dass ich mich so geärgert habe. Du reisst es bereits ein bisschen mit der Banalität an, Roberto. Hier möchte ich kurz erwähnen, dass es Momente gibt, in denen Banalitäten gesagt werden müssen, da sie so basal, so selbstverständlich zu sein scheinen, dass man sie leicht aus den Augen verliert und dadurch eine Situation eintreten kann, die das komplette Gegenteil dieser Selbstverständlichkeit darstellt. Das ist für mich z.B. Hartz IV. Und wenn Habeck überhaupt meint, dass er das sagen muss, dann ist die Situation für viele (zu denen ich zähle) wirklich objektiv, materiell schlimm genug.
Es hat aber auch etwas mit diesem Artikel zu tun, der ja schon recht desillusioniert war (gut fand ich ihn dennoch) und als Vorkost für diese Folge diente. Die letzten Sätze lauten dort „Ich betrachte das als Hoffnungsschimmer. Auch wenn ich mir selbst nicht mehr recht glauben mag.“ Da darf man, würde ich meinen, dann schon gespannt sein, was ihr letztlich ansprechen werdet. Wenn ich also mit einer gewissen Erwartung an diese Folge herangegangen bin, dann liegt das nicht allein an mir. Dass ich diese Erwartung meinerseits hatte, liegt daran, dass ich euch ernst nehme. Jetzt könnt ihr sagen, dass ich das nicht tun sollte, aber dass ihr das denkt glaube ich nicht. Und wenn doch, dann träfe das theatralische auf euch zu und zwar in seinem wortwörtlichen Sinne, weil es sich hier dann nur um einen gespielten Akt handeln würde. Aber wie gesagt, so schätze ich euch ja eben nicht ein. Wenn man dann eigentlich nur eine gesprochene, längere Version des Artikels zu hören bekommt und ich mir das Ganze letztlich zweimal angetan habe, könnt ihr jetzt vielleicht besser nachvollziehen, warum ich enttäuscht war.
Wenn es zumindest etwas Witz oder Leidenschaft in der Folge gegeben hätte, wäre es ja noch zu verkraften gewesen. Aber so? Ich hatte das Gefühl im Therapiezimmer mit anwesend zu sein, ohne mitreden zu können. Dabei dachte ich mir nur, „ich bin direkt von Dingen über die ihr redet betroffen und versuche jetzt aktiv was zu ändern, auch in der Erzählung, und ihr wiederholt eure Desillusionen der letzten Wochen einfach nochmal?“ Das sind für mich dann Banalitäten, die nicht der Rede wert, da sie in diesem Fall offensichtlich waren und langfristig kontraproduktiv sind.

Ich hoffe, dass das jetzt nachvollziehbarer war und die Sache damit erledigt ist. Gut zu hören, dass demnächst was anderes kommt. Ich werde meine Erwartungen auch nicht zu hoch hängen, versprochen.

Servus,

krokette

Pentimento
Pentimento
Reply to  Tom J. Wellbrock
5 Jahre zuvor

Spannend dieser leidenschaftliche, ehrliche Dialog über ein wichtiges Thema. Es ist doch besser, seine Melancholie zu zeigen anstatt diese Scheiß-Esgehtunsgut-Masche mitzuspielen. Alle Gefühle gehören zum Menschen. Hauptsache ehrlich! Manchmal tut es gut, zu merken, daß es anderen ähnlich geht.

Im traurigen Monat November war’s,
Die Tage wurden trüber,
Der Wind riß von den Bäumen das Laub,
Da reist ich nach Deutschland hinüber.

http://gutenberg.spiegel.de/buch/deutschland-ein-wintermarchen-383/2

Allen ein schönes Wochenene. 🙂

Carlo
Carlo
5 Jahre zuvor

»Politik ist die Kunst, die Leute daran zu hindern, sich um das zu kümmern, was sie angeht.«
Paul Valery

Rainer N.
Rainer N.
5 Jahre zuvor

Gibt es positive Science-Fiction-Utopien?

Ja, sicher, schon so lange her, 1516, und der Autor wurde hingerichtet … am 6.7.1535

Mal schauen, ob nun jemand beides kennt, also den Autor und das Werk-

Roberto J. De Lapuente
Reply to  Rainer N.
5 Jahre zuvor

Der Hexenhammer 😉

Pentimento
Pentimento
Reply to  Roberto J. De Lapuente
5 Jahre zuvor

.

Rainer N.
Rainer N.
Reply to  Roberto J. De Lapuente
5 Jahre zuvor

Also, das glaube ich nicht, dass da jemand Thomas Morus und Utopia nicht kennt.

Erasmus von Rotterdam hat auch zur Veröffentlichung beigetragen. Damals waren es die, die den Humanismus „predigten“. Heute ein Auslaufmodell, dieser „Humanismus“.

Ach, Strindberg hat da auch ein Modell beschrieben, in seinem „Lesebuch für die niederen Stände“.

das Mittel, Teile und Herrsche ist ja bekannt, deswegen werden die abhängig Beschäftigten ja auch in „Interessengruppen“ aufgeteilt. Arbeiter, Angestellte, Beamte … und viele „Selbständige“ sind ja auch nur Scheinselbständige.

Warum fällt mir da nur wieder Hans Dieter Hüsch ein … so aus dem Gedächtnis … den Titel vergessen … und dann kommen tausend Grüppchen Trüppchen Klübchen und wenn du nicht der Löffel für sie bist, schmeißen sie dich auf den Mist …

Roberto J. De Lapuente
Reply to  Rainer N.
5 Jahre zuvor

Na hör mal, ich wusste schon ganz genau, welches Werk du meinst. Ich habe doch nur Unfug gemacht. Die Utopia habe ich vor Jahren gelesen. Ich kann mich nur an wenig erinnern. Aber als einen richtig schönen Platz habe ich mir Morus‘ Vision schon damals nicht vorgestellt.

Rainer N.
Rainer N.
Reply to  Roberto J. De Lapuente
5 Jahre zuvor

Ja, dachte ich mir schon, aber es reizte mich so zu antworten. Die Gelegenheit war günstig. So einen Elfmeter geschenkt zu bekommen …

nun, ich habe das Buch gelesen, als ich um 21 war, und dann, dann habe ich damals nach einer alternativen Lebensart gesucht, aber nicht für mich gefunden. Longo Mai, Christiania, Bhagwan u.a.m. aber dann waren das für mich nur „Käseglockenleben“. Nicht allgemeingültige oder -mögliche Lebensformen des Zusammenlebens.

So bin ich eben Eremit geworden … quasi … in mitten der Gesellschaft … alles verachtend, fast alles …

und in der Art des Mannes Don Quijote de la Mancha gegen die Windmühlen der Gesellschaft … wissend, das sind keine Riesen … sondern Mauern, oft aus Gummi … kämpfend. Mit jedem Scheitern des Rechtsweges überzeugter zu werden, dass diese Gesellschaftsform untergehen wird, sogar MUSS.

Also wenn ich eine Art Utopia gefunden hätte … nach Art der Bremer Stadtmusikanten … etwas besseres als den Tod finden … äh … etwas besseres als unsere Lebensweise finden … aber inzwischen so alt geworden … das ich dann nur an Neil Youngs Heart of Gold denke …

And I’m getting old Keep me searching for a heart of Gold. And I’m getting old

Nur suchte ich nicht nach einem Herz aus Gold, sondern einer andren Lebensweise. Für mich in meinen vier Wänden habe ich eine gefunden. Aber ab und zu muss ich diese vier Wände verlassen. Auch durch die Tür ins Internet.

Linksman
Linksman
Reply to  Rainer N.
5 Jahre zuvor

Hallo Rainer N.,

Gibt es positive Science-Fiction-Utopien?

Öhm, nun ja (im weitesten Sinne):
https://www.youtube.com/watch?v=jymvK1C1Z84

Pentimento
Pentimento
5 Jahre zuvor

Depression oder nicht, im Grunde habt Ihr die Ursache der gegenwärtigen Misere gestreift. Die Politik ist nur noch für die Märkte da, nicht für die Gemeinschaft der Menschen. Der Beitrag ‚Wissen ist Ohmacht‘ ist fast wie die Fortsetzung. Guter Podcast.

Roberto J. De Lapuente
Reply to  Pentimento
5 Jahre zuvor

Danke dir! Freut mich/freut uns.

trackback
Republikanisch sinnvoll – neulandrebellen
5 Jahre zuvor

[…] hat mancher hier einen unserer letzten Podcasts kritisiert. Es ging um Resignation. Auch darum, dass wir glauben, es gäbe keine gesellschaftliche […]