Der Zeitgenosse, ein Wahnsinnstyp

Weltverschwörung, Tatsachenleugnung, Fake-News und zuletzt QAnon: Die Menschheit scheint täglich ein wenig mehr durchzudrehen. Vielleicht ist die Aufklärung an unserer Ernüchterung schuld. Vielleicht hat sie falsche Erwartungen genährt, obwohl der moderne Mensch nur als jemand denkbar ist, der erst im Wahnsinn die nächste Evolutionsstufe erlangt.

Irgendwie ist der Wurm drin. Die Stimmen des Wahnsinns nehmen nicht ab. In den letzten Jahren war das Irrationale fast durchgängig ein Bullenmarkt. Jedenfalls hat es den Anschein. Postfaktisch dreht sich die Welt täglich weiter – und noch ein bisschen weiter weg von Faktenbezügen. Vom zunehmenden Hass spricht man seit einigen Jahren. Aber das ist nur eine Seite der Medaille, denn gleichzeitig dreht mancher da draußen durch. Entweder läuft er Verschwörungsphänomenen wie QAnon nach, leugnet Tatsachen oder aber engagiert sich fanatisch bis zum Zähnefletschen in so schönegutewahre Lehren wie dem Antisexismus, den Genderismus und dem Celebrate Diversity! und wird im Namen dieses Guten dann selbst zu einem Hassprediger.

In einer Großstadt wie Frankfurt laufen viele Spinner herum. Ganz offensichtliche Selbstgesprächige, Pöbler, Vegetierer etc. – die meisten von denen sind obdachlos. Aber mehr und mehr erkennt man kaum noch einen Unterschied zwischen denen, die man als normal einstufen würde und solchen, die aufgrund einer medizinischen Diagnose auch als psychisch angeschlagen bezeichnet werden können. Die vermeintlichen Normalos spinnen sich durch den Tag, führen laute, belanglose, überdrehte, wichtigtuerische Telefonate, rumpeln einen an, weil sie in das Teil gaffen und mosern, motzen und wüten sich durch die Straßenbahn. Mütter benutzen Kinderwägen als Waffe, drücken andere Fahrgäste gewaltsam zusammen, sie haben ja ein Recht auf Beförderung und Recht muss Recht bleiben, daher darf man wohl ganz legal und immer voll druff Schienbeine lädieren. Jemand dreht laut Musik auf, keinen scheint es zu stören – man redet einfach noch lauter. Was für ein Affenzirkus im liberalen Deutschland, in dem jeder macht was er will und wie er will und in dem Freiheit heißt, die Grenzen des Nächsten zur open border zu erklären.

Dazu die Spinner, die sich in diversen Organisationen vereinen. Die einen erzählen die große Story vom Organraub an den spirituellen Falun-Gong-Jüngern in China, eine etwas hanebüchene Erzählung, die aber Menschen an jedem Samstagvormittag anspricht. Keine Ahnung, ob da was dran ist, es gibt Berichte die es bestätigen und solche, die es als Märchen abtun: Aber kritische Distanz scheint nicht ganz so etabliert zu sein, da wird schattengeboxt und Unterschriften werden eingeholt, ganz so, als sei die Erzählung vom Organraub unumstößliche Wahrheit. Oder eine andere Gruppe wirbt groß damit, dass Krebstherapien Mordanschläge sein. Bei aller berechtigten Kritik an der Pharmaindustrie: Das führt ja nun wirklich zu weit, das kommt bei rum, wenn man nur Schwarz und Weiß im Malkasten seiner Weltanschauung mit sich führt. Natürlich sprechen allerlei esoterische Angebote Sinnsuchende und solche, denen der Sinn nicht nach Sinn steht, mit vagen Verheißungen an.

Rechts, links – links, rechts: Die politischen Richtungen vereinen sich im Durchknallen. Ideologien werden durchgeboxt, Fakten ignoriert und deren Auswertung verschleppt. Und sprechen auch Erfahrungen, Zahlen und Berichte gegen eine weltanschauliche Grundsätzlichkeit: Scheißegal! Dann heißt es aushalten, den Gleichmut aktivieren. Und laut brüllen, wenn der politische Gegner so tut, als wisse er es besser.

Ich gebe zu, es ist schwierig in einen Text zu bannen, welches Lebensgefühl man da spürt. Aber ich bin mir sicher, fast jede Leserin, fast jeder Leser, stellt in den letzten Monaten, vielleicht auch Jahren fest, dass da was im Argen liegt. Der Wahnsinn ist ja keine Wahrnehmungsstörung. Man sieht, man spürt, hört und bestaunt ihn. Im Begriff des Postfaktischen hat man in den letzten Monaten versucht, das Phänomen zu benennen und zu definieren. Dabei war das nur ein Teilbereich des gesamten Menschheitsdarbens. Da steckt viel mehr drin. Überheblichkeit und Hybris mindestens. Wut und Hass sicher auch – aber auch brutale Indiviualisierung und Entsozialisierung. Verkappte Affekte, Zwangsverhalten und Unterdrückung. Die große Sinnstiftung fehlt, seitdem Gott tot ist.

»Nicht nur die Vernunft von Jahrtausenden – auch ihr Wahnsinn bricht an uns aus. Gefährlich ist es, Erbe zu sein.« So schrieb einst der Gottestöter Friedrich Nietzsche in »Also sprach Zarathustra«. Und der Mann musste es wissen, er war ja selbst ein Wahnsinnstyp. Spätestens seit 1890, damals fing er einen philosophischen Diskurs mit einem Pferd an. Sein Zitat kommt mir in letzter Zeit recht häufig in den Sinn. Nie war unsere Gesellschaft so reich, nie gab es so viele Angebote an den Verstand und an die Vernunft. Die Aufklärung hat auf ganzer Linie gesiegt, Bildung ist manchmal nur einen Klick entfernt. Und trotzdem unerreichbar.

Vielleicht ist es diese falsche Erwartung an die Aufklärung, die uns Probleme bereitet. Mag sein, dass der Mensch, der auf dem Weg ins wissenschaftliche Zeitalter war, Grund zur Hoffnung gab. Endlich würde alles besser werden. Doch in ihm angekommen hat er sich an vielen Stellen entfremdet, er ist flexibel und mobil und allzeit erreichbar. Ruhephasen schwinden, er ist nicht alleine, auch wenn er alleine ist. Die Angebote für die Tagesgestaltung sind unzählbar, die möglichen Lebensentwürfe verunsichern viele: Habe ich was verpasst? Gibt es ein besseres Leben in meinem schlechten? Wars das? Es kann ja durchaus möglich sein, dass der moderne, der zeitgenössische Mensch, der zwischen Technologie und seiner eigenen unzureichenden Körperlichkeit, zwischen knallhart kalkulierenden Algorithmen und seinen menschlichen Sehnen und Wünschen, gar nicht als von der Aufklärung begrüßter Vernunftsmensch denkbar ist. Unter Umständen ist die nächste Evolutionsstufe unserer Gattung nicht in der mentalen Verbesserung zu suchen, sondern im Durchdrehen und Irrewerden.

Eventuell ist ja das die Entwicklung, die unser Geschlecht nehmen muss, um ganz auf evolutionärer Linie zu liegen. Der Mensch, der sein Leben unter allen Berechnungen und Eventualitäten ausrichtet, entzieht sich durch einen evolutionären Kniff: In dem er stilvoll verdummt, sich einen Wahn kultiviert. Wenn alles keinen höheren Sinn mehr hat, kein Himmel wartet, kann man ja auch auf das, was den Menschen qua Verstand ausmachte, pfeifen und in den Aggregatzustand der Debilität hinüberwechseln. Und all das, was da jetzt so aus der Menschheit tröpfelt, das ist seit Jahrtausenden in uns angelegt. Unsere schöne Technologie hat uns vielleicht nur dabei geholfen, dass das jetzt mal gepflegt zum Ausbruch schreitet.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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Hapunkt Epunkt
Hapunkt Epunkt
5 Jahre zuvor

Was soll ich mir eigene Worte mühsam abringen, wenn ein schlauerer Kopf das schon vor einer längeren Weile in kluge Sätze zusammen gefasst hat:

Erich Fromm – über den unglücklichen Menschen in unseren Gesellschaften
https://www.youtube.com/watch?v=EAuliy6_v2g

Sieben Minuten.

Defi Brillator
Defi Brillator
Reply to  Hapunkt Epunkt
5 Jahre zuvor
Rudi
Rudi
5 Jahre zuvor

Da ist vieles richtig, wenn nicht gar alles, was du schreibst Roberto: „Die große Sinnstiftung fehlt, seitdem Gott tot ist.“ Zumindest der christliche Gott scheint den Zenit seiner Daseinsberechtigung überschritten zu haben. Es reicht ja auch nach zwei Jahrtausenden der Sinnherrschaft. Es hat aber lange gedauert und bedurfte harter Auseinandersetzungen, die vorherrschenden Erzählungen nicht mehr wörtlich nehmen zu müssen. Die Naturwissenschaften haben ihren Anteil daran.

Die Rede von der individuellen Freiheit und der Eigenverantwortung, die seit geraumer Zeit einige der 10 Gebote verdrängt, spiegelt den Liberalismus des Wirtschaftens wider, der seine Kulmination im ‚Good Deal‘ findet. Eine Werteorientierung, die ethisch verallgemeinerbar wäre, findet in unseren Ausbildungsstätten, die früher mal Bildungsanstalten waren, so gut wie nicht mehr statt. Beobachtet man die Diskussionen in den Medien und in den Parlamenten, zählt heute nur noch eines: Berufsvorbereitung, wenn man es vom Einzelnen aus betrachtet; kapitalistische Verwertbarkeit von den herrschenden Wirtschaftslenkern aus gesehen. Von ihren ihnen ergebenen Demokratievortäuschern, die immer noch Politiker genannt werden, erfahren sie darin größtmöglich Unterstützung – von ein paar Ausnahmen abgesehen.

Der Mensch wird fast ausschließlich in seiner Marktfunktion in den Blick genommen, als Facharbeiter oder als Spezialist für irgend eine Tätigkeit im System der Geldvermehrung, die im Moment noch einer Konkurrenz unterworfen ist und in der öffentlichen Sprache euphemistisch Wettbewerb genannt wird. Wer etwa schon in der Kita einer Zweitsprache ausgesetzt wird, weil diese im internationalen Konkurrenzkampf nützlich sein kann, verinnerlicht das Denken mit den Ellenbogen. Diese Art von Sinnstiftung wirkt wenig tragfähig.

Martes martes
Martes martes
Reply to  Rudi
5 Jahre zuvor

Der Mensch wird fast ausschließlich in seiner Marktfunktion in den Blick genommen, als Facharbeiter oder als Spezialist für irgend eine Tätigkeit im System der Geldvermehrung, die im Moment noch einer Konkurrenz unterworfen ist und in der öffentlichen Sprache euphemistisch Wettbewerb genannt wird.

Du nennst die Kernfunktion des Menschen im Neoliberalismus. Der Mensch ist nur wert was man an Arbeits-, und
Konsumkraft aus ihm herausschlagen kann.

Was ist aus dem humanistischen Erziehungsideal geworden ?

Der Humanismus vertritt ein Idealbild des Menschen, welcher seine
Persönlichkeit auf der Grundlage allseitiger theoretischer und moralischer
Bildung frei entfalten kann. Als Humanist galt der derjenige, der sich
wissenschaftlich mit Kultur, Sprachen der Antike, Naturwissenschaften
und der Kritik an kirchlichen Dogmen beschäftigte.

Der Humanismus verlangt den vielseitig begabten Menschen mit Überblick.
Der Neoliberalismus benötigt den verwertbaren Fachidioten mit beschränktem Horizont.

Nach welchem Typus verlangen die Herausforderungen der Zukunft ? Können wir uns Beschränkte überhaupt noch leisten ?

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Martes martes
5 Jahre zuvor

Nach welchem Typus verlangen die Herausforderungen der Zukunft ? Können wir uns Beschränkte überhaupt noch leisten ?

Objektiv aus einer weiten Perspektive betrachtet können wir und das nicht leisten, wir machen nämlich damit alles kaputt einschließlich sämtlicher Lebensgrundlagen.

Allerdings ist diese Beschränktheit offensichtlich, also wenn man in den Systemgrenzen denkt, doch notwendig, die ist m.E. sogar systemimmanent!

Beste Grüße

Martes martes
Martes martes
Reply to  Heldentasse
5 Jahre zuvor

Allerdings ist diese Beschränktheit offensichtlich, also wenn man in den Systemgrenzen denkt, doch notwendig, die ist m.E. sogar systemimmanent!

Wenn wir Systemgrenzen zu weit stecken und den Bogen zu groß schlagen, müssen wir
mit Einschränkungen neu starten. Wenn die Globalisierung zu ungerecht, und der Freihandel
zu zerstörerisch ist, müssen wir auf einen überschaubaren und steuerbaren Einflussbereich
zurückschalten. Wer das Nationalismus nennt, ist ein armer Tropf.

Dies nur zum Räumlichen, mit der Neujustierung struktureller Systemgrenzen sind wir damit keinen Schritt weiter, rettet diesbezüglich jedoch einiges, glaube ich. Wer weiß das schon ?

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Martes martes
5 Jahre zuvor

Ja aber, denn dabei müsste und dieser ganz gemeine Konjunktiv den Hals brechen, bzw. hat es wahrscheinlich schon gemacht. D.h. vielleicht sind wir so etwas wie kopflose Hühner die noch ein wenig herum flattern vor ihrem Ende.

Beste Grüße

https://www.youtube.com/watch?v=YHc7-275h0Y

Martes martes
Martes martes
Reply to  Heldentasse
5 Jahre zuvor

Die Menschheit leidet ( zu diesem Zeitpunkt ) keinen Mangel. Es ist ein Verteilungsproblem,
dass der Großteil der Weltbevölkerung bei der existentiellen Versorgung zu kurz kommt.
Die „Globalisierung“ hat es nicht geschafft den Mangel zu beseitigen. Das wollte sie auch nie.

Kaum zu ertragen ist diese Aussitzerei. Post mortem müsste Kohl bestraft werden, weil er Untätigkeit salonfähig gemacht hat. Uns rennt in wirklich wichtigen Angelegenheiten die Zeit davon.

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Martes martes
5 Jahre zuvor

M.E. ist untätig sein und herum sitzen, im Kontext der exorbitanten Zerstörung der Biosphäre, lange nicht so schädlich wie das sinnlose laufen im Hamsterrad nur für den ganzen Konsumkrempel die man in Wirklichkeit eh nicht braucht.

Aber da haben wir uns ja auch ganz famos in ein totale Abhängigkeit gebracht, ohne das ganze Konsumtheater, was im Grunde nur eine billige Ersatzbefriedigung darstellt, läuft es nicht mehr.

Ergo: Wenn sich alle mal 8 Wochen so weit es geht, also bis auf aller notwendigsten Grundbedürfnisse, in Konsumverzicht, üben würden, und auch nicht arbeiten gingen, wäre danach die Welt mit Sicherheit eine andere.

Ja ja aber der liebe Konjunktiv mal wieder….

Beste Grüße

anton
anton
Reply to  Heldentasse
5 Jahre zuvor

Dir wäre als Bahnbeamter auch nicht viel passiert!

Martes martes
Martes martes
Reply to  Heldentasse
5 Jahre zuvor

M.E. ist untätig sein und herum sitzen, im Kontext der exorbitanten Zerstörung der Biosphäre, lange nicht so schädlich wie das sinnlose laufen im Hamsterrad

Solange man nicht unablässig untätig im Flugzeug sitzt, geht es noch, dann hauts noch halbwegs mit der persönlichen CO2 Bilanz hin. Park and Ride funktioniert auch mit Spritfressern. Aber das nur am Rande.

Ergo: Wenn sich alle mal 8 Wochen so weit es geht, also bis auf aller notwendigsten Grundbedürfnisse, in Konsumverzicht, üben würden, und auch nicht arbeiten gingen, wäre danach die Welt mit Sicherheit eine andere.

Hartz 4 ist antikapitalistisch ….. Zeit zu haben ist der wahre Luxus …. Wer das lernt, kündigt innerlich
und fällt aus dem System.

Andererseits ist Hartz 4 ein Mörderapparat …. Ich wollt das nichts schönreden….

Procyon lotor
Procyon lotor
Reply to  Heldentasse
5 Jahre zuvor

ohne das ganze Konsumtheater, was im Grunde nur eine billige Ersatzbefriedigung darstellt, läuft es nicht mehr.

Nach psychoanalytischer Deutung ist die Entstehung der gesamten menschlichen Kultur das Ergebnis von Sublimierung.
In Freuds psychoanalytischer Theorie wird sexueller Energie eine begrenzte Menge an Ausdruck zugestanden wegen der Einschränkungen der menschlichen Gesellschaft und Zivilisation. Sie erfordert deshalb andere Freisetzungsmöglichkeiten. Sigmund Freud verstand unter Sublimierung eine Umwandlung oder Umlenkung von Libido in „sozial nützliche“ Errungenschaften, in eine geistige Leistung oder kulturell anerkannte Verhaltensweise.
Es ist nicht ganz deutlich was Freud unter Libido verstand. Mal bezog er diesen Begriff auf das rein sexuell Triebhafte, mal auf Selbsterhaltungstriebe und menschliche Urtriebe allgemein.
Die Jagd nach nutzlosem Konsumkitsch kann eine Sublimierung von Jagd sein. Jagd und jagen als einer der Ur-, und Selbsterhaltungstriebe des Menschen überhaupt.
Der Mensch, ein Raubtier und verkümmerter Allesfresser der sich zeitlebens ersatzbefriedigen muss.
Das ist der Preis der Zivilisation.

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Procyon lotor
5 Jahre zuvor

Der Mensch, ein Raubtier und verkümmerter Allesfresser der sich zeitlebens ersatzbefriedigen muss.

Sag ich doch, alles Wichser diese nackten Raubaffen! 😉

Aber mal im Ernst, auch wenn man dem Genie Freud folgt, ist es rein materiell/ physikalisch nicht unerheblich, ob diese Ersatzbefriedigung z.B. über Kunst und Bildung erfolgt, da gab es ja im ja 19. Jahrhundert eine Hochblüte, oder die Kultur, platt und grob vereinfachend gesagt, darin besteht immer das neuste Smartphone zu besitzen, und dafür den Planeten kaputt zu machen.

Beste Grüße

https://www.youtube.com/watch?v=Z83Cf9DZAUg

Procyon lotor
Procyon lotor
Reply to  Heldentasse
5 Jahre zuvor

Sag ich doch, alles Wichser diese nackten Raubaffen!

Da wurde arg was verkürzt und missverstanden.

Aber mal im Ernst, auch wenn man dem Genie Freud folgt, ist es rein materiell/ physikalisch nicht unerheblich, ob diese Ersatzbefriedigung z.B. über Kunst und Bildung erfolgt, da gab es ja im ja 19. Jahrhundert eine Hochblüte, oder die Kultur, platt und grob vereinfachend gesagt, darin besteht immer das neuste Smartphone zu besitzen, und dafür den Planeten kaputt zu machen.

So ein Genie war Feud gar nicht. Viele seiner Ansätze und Theorien wurden widerlegt. Das Design von Smartphones als künsterlisch-kulturelle Leistung, naja ! Gebrauchsgegenstände fallen da eigentlich raus.
Der Wert von Kunst und Kultur äußert sich nicht in seiner Reproduktionsfähigkeit und materiellen Verwertbarkeit. Man hat den Leuten das Gegenteil zwischenzeitlich in ihre Scheißhirne geprügelt, dass man nichts um seiner selbst mehr macht, sondern Gesangsunterricht nimmt um bei Dieter Bohlen verwertbar zu erscheinen und deshalb bloß keine Geige mehr lernt. Für spielerisches Selbsterlebnis ist heute kein Raum mehr vorgesehen. Unsere beiden Autoren der Neulandrebellen beweisen aber das es aber auch anders geht. Sie wollen unterhalten, nicht informieren, und nehmen sich Unvermögen als künstlerische Freiheit einfach heraus. Heutzutage muss man das einfach gut finden.

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Procyon lotor
5 Jahre zuvor

Unsere beiden Autoren der Neulandrebellen beweisen aber das es aber auch anders geht. Sie wollen unterhalten, nicht informieren, und nehmen sich Unvermögen als künstlerische Freiheit einfach heraus. Heutzutage muss man das einfach gut finden.

Das ist m.E. sehr pöse! Zumal man nicht Schweinen werfen sollte wenn man im Schlachthaus sitzt! (Oder so ähnlich.)

Ansonsten stimme ich Deinen Ausführungen aber zu; im Grunde leben wir in der „Haben“ Gesellschaft die Herr Fromm definiert hat.

Beste Grüße

Procyon lotor
Procyon lotor
Reply to  Heldentasse
5 Jahre zuvor

„ Je weniger du bist, desto weniger du dein Leben äußerst, um so mehr hast du,
um so größer ist dein entäußertes Leben“ ( Karl Marx)

Fromm in Kürze:
https://www.uni-wuerzburg.de/fileadmin/ext00107/_temp_/Vortrag_Fromm.pdf

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Procyon lotor
5 Jahre zuvor

Danke für den Querverweis! Es könnte nur sein, dass Menschen die sich noch nicht mit dem Werk von Herrn Fromm beschäftigt haben, mit offensichtlichen „Folien“ zu einem Vortrag etwas überfordert sind.

Beste Grüße

Procyon lotor
Procyon lotor
Reply to  Heldentasse
5 Jahre zuvor

Die Folien sind als Orientierung für dich und deinen Gastartikel gedacht.

L´Andratté
L´Andratté
5 Jahre zuvor

Sehr guter Text, weil er etwas anspricht, daß jeder irgendwie „fühlt“, aber nur sehr schwer in Worte zu fassen ist. Was fehlt ist keineswegs Gott, es ist, naja, Weisheit, die Grundlage einer persönlichen Sinnfindung. Damit meine ich:

Die Reflektion der Winzigkeit und Kürze des eigenen Daseins, die ihm erst seinen hohen Wert verleiht,
fordert ein Nachdenken heraus darüber, wie ich meine Zeit verbringe, welchen Menschen, Gedanken und Gefühlen ich mich hingeben oder verschliessen möchte/kann.
Stattdessen sehe ich überall nur Ablenkung/Betäubung durch Konsum jeder Art, Flucht in Scheinwelten/Wirklichkeitsverlust und bei vielen Menschen auch das bedrückende Gefühl, daß etwas gewaltig schiefläuft und nichts dagegen getan werden kann.

Die Maschienen haben längst die Macht übernommen, in unseren Köpfen. Was für ein klägliches Ende für eine vielversprechende Tierart…es macht mich traurig wenn ich an mein Kind denke, und all die anderen Kinder, aber hey, auf Smartphones, Fracking, Waffengeschäfte, SUVs und Kreuzfahrten können wir nun wirklich nicht verzichten, was denn noch? Wir trennen doch schon den Müll.

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  L´Andratté
5 Jahre zuvor

Im Grunde ist diese Beachtung ein „alter Hut“, und schon Bestandteil von Forschungsarbeiten der Mitglieder der Frankfurter Schule, Zitat im Kontext:

Dieser größere Zusammenhang von Erfahrung, diese wirkliche, empirische Welt ist heute noch die der Gaskammern und Konzentrationslager, von Hiroschima und Nagasaki, von amerikanischen Cadillacs und deutschen Mercedeswagen, die des Pentagon und des Kreml, nuklearer Städte und chinesischer Kommunen, von Kuba, von Gehirnwäsche und Massakern. Aber die wirkliche, empirische Welt ist zugleich die, in der diese Dinge als selbstverständlich hingenommen, vergessen oder verdrängt werden.

Herbert Marcuse – Aus „Der eindimensionale Mensch“

Heldentasse
Heldentasse
5 Jahre zuvor

Man muss nur aufpassen bei dieser Thematik, dass es einem selber nicht ergeht wie dem, den sie Fragen ob er den Geisterfahrer gesehen hat, und der Antwortet: Einen? Hunderte!

Wenn man allerdings dann noch ein wenig weiter denkt, könnte man sogar wirklich zum Schluss gelangen, dass wir alle Geisterfahrer sind, nur die vermeintlich Kranken nicht. Dazu noch mal (siehe oben) die Quintessenz von Herrn Fromm.

https://www.youtube.com/watch?v=U7cyeqgNgH8

Beste Grüße

dors
dors
5 Jahre zuvor

Ebenfalls Zustimmung zu diesem zurückhaltend nachdenklichen Text, mal was anderes 🙂
Ich sehe das als ein Komplexitätsproblem. Es gibt derart viele gegenseitige Abhängigkeiten, dass eine „freiheitlich-verantwortwungsvolle“ Lebensführung gar nicht möglich erscheint ohne in Kampfmodus zu gehen, die dann genau die Werte vernichtet, die man leben will klassischer Catch22 .

Defi Brillator
Defi Brillator
5 Jahre zuvor

Jedwede Hochkultur kommt vor dem Fall. Willkommen in der Degeneration.

jovi
jovi
5 Jahre zuvor

Der Text hat mich nachdenklich gemacht. Danke dafür. Finde solche Texte toll. Daumen hoch.

Eine Anmerkung bevor mein Text als eine besserwissende Antwort missverstanden wird. Ich habe mehr Fragen als Antworten. Größere Geister als ich haben sich mit den Sinnfragen beschäftigt. Doch sei mir gestattet meine eigenen Überlegungen an diesem Orte zum Nachdenken zu geben.

Würden wir denn Beobachtungen wie die von RdlP machen, ohne die kritisierte Individualität, die hier nach meinem Verständnis fälschlicherweise mit Entsozialisierung gleichgestellt wird. Gäbe es denn überhaupt besagte Grenzen, die zu open borders erklärt werden könnten?

Aus dem Artikel geht hervor, dass das Niederbrüllen von Tatsachen erfolgreich ist. Das Meinung erfolgreich über Tatsache gestellt werden kann, wenn sie nur laut genug vorgetragen wird. Ich stimme da zu, wenn auch bedingt. Denn oft ist „Tatsache“ nur eine Aneinanderreihung von Wahrscheinlichkeiten die logisch erscheinen. Und manchmal helfen die „Denkenden“ nach, Tatsachen zu schaffen, auf die sie ihren Wahrheitsanspruch begründen können. Dann ist es eine Tatsache, aber trotzdem nicht ohne weiteres akzeptabel. Denn vielleicht ist es dann eine zurechtgebogene Tatsache, die nur ein Kollektiv erzeugen konnte.

Unabhängig davon, dass ich die Beobachtungen, die hier von RdlP über die Menschen angestellt werden, nicht erst seit den letzten Jahren mache, möchte ich deshalb sagen, dass Individualität in mancher Hinsicht auch ein Schutz sein kann, der nicht zwangsläufig unsozial macht. Und ich die Gefahr des kollektiven Überschnappens für größer erachte, wenn die falschen Leute ein Kollektiv bilden. Damit meine ich ausdrücklich nicht die allermeisten Leser hier. Aber selbst das Wort „sozial“ kann mit verschiedenen Inhalten gefüllt werden.

Und da der Laute, der Schreier, der Waffenträger und Gewalttätige auch mit nicht mal im Ansatz faktengetragener Meinung doch recht behält, muss die Veränderung zuerst im Individuum stattfinden, ohne dass es zuerst ein Kollektiv kompromittiert. Wie das geht? Die Eigentumsfrage könnte gestellt werden. Die großen Medien hören mit ihrer Hetze auf. Meiner Meinung nach muss es erst über das einstellen der Hetzblätter und sonstigen üblen Schreier gehen. Denn sie halten die Grenzen aufrecht, die Friedfertigkeit zum Makel verklären und die Eigentumsfrage logischerweise dämonisieren.

Hier komme ich an die Stelle, die freie Stelle. Sind Güte, Milde, Liebe, Demut, Verständnis die Eigenschaften Gottes, oder kann der Mensch dies auch alles erreichen – ohne ihn? Das was der Glaube nimmt, ist die Angst vor der Ohnmacht der unübersichtlichen Vielfalt des Lebens gegenüber. Und diese Ohnmacht ist für einen Einzelnen kaum zu bewältigen. Aus diesem Grunde ziehen die Menschen immer engere Grenzen in ihrem Verstand und in ihren Ländern.

Ein Gebet ist für mich nicht viel anders als Meditation, denn es bewirkt das Gleiche – die Erkenntnis: Der Frieden findet sich im Innern. Es ist doch eigentlich gar nicht schlimm, nicht alles zu erleben, nicht alles zu verstehen, nicht Gott ersetzen zu müssen, selbst wenn es ihn nie gegeben haben sollte. Das beruhigt und wirkt positiv in die Gesellschaft zurück ohne dabei esoterisch werden zu müssen.

Was schlimm ist, wenn der Mensch sich nutzlos fühlt, sich allein gelassen fühlt. Das sind die Webgereiter zum Zeitungsständer, der die Botschaft enthält, dass es richtig ist auszugrenzen und die Normalität immer kleiner zu denken.

Wenn aber Menschen in einem friedlichen Geist zusammenkommen, dann wäre das ein begrüßenswertes Kollektiv.

Das waren jetzt nur ein paar Gedankenfetzen dazu.

Pentimento
Pentimento
Reply to  jovi
5 Jahre zuvor

@jovi

Schöner Beitrag, danke dafür. Besonders der Absatz

„Ein Gebet ist für mich nicht viel anders als Meditation, denn es bewirkt das Gleiche – die Erkenntnis: Der Frieden findet sich im Innern. Es ist doch eigentlich gar nicht schlimm, nicht alles zu erleben, nicht alles zu verstehen, nicht Gott ersetzen zu müssen, selbst wenn es ihn nie gegeben haben sollte. Das beruhigt und wirkt positiv in die Gesellschaft zurück ohne dabei esoterisch werden zu müssen“

gefällt mir sehr.

Er drückt das aus, was ich meine, wenn ich von einer Lösung des Problems durch Rückzug und Verweigerung bzw. Verzicht spreche. Dies führt durch Erkenntnis, vor allem aber durch Selbsterkenntnis zum Wahr – und Annehmen der eigenen Schattenseite und so zur Integration des Selbst. Das ist kein Egoismus, sondern hat eine enorme Wirkung auf die Umgebung, schon weil die Projektion des Schattens auf andere dann unnötig ist.

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  jovi
5 Jahre zuvor

Sind Güte, Milde, Liebe, Demut, Verständnis die Eigenschaften Gottes, oder kann der Mensch dies auch alles erreichen – ohne ihn?

Mein zwei Pfennige: Wenn es der Gott ist mit dem ans Kreuz genagelten Sohn von dem Du jetzt sprichst, so habe ich den leisen Verdacht das damit die Saat des ganzen Unbills gelegt wurde, bzw. diese Religion immer und immer wieder das legitimiert hat was uns gerade den Hals bricht.

Wovon ich gerade spreche? Zum Beispiel „Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über die ganze Erde und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht.“.

In erster Näherung, auch unter der Weglassung das mit „Menschen“ lange Zeit nur die Religionsanhänger gemeint waren, bricht und diese grundlegende Einstellung ganz klar gerade den Hals.

Andere, scheinbar „primitive“ Religionen waren da schon sehr viel weiter, bis man sie ausgerottet hat, nicht selten legitimiert durch oben gemeinte Religion.

Beste Grüße

Pentimento
Pentimento
5 Jahre zuvor

Guter Artikel, Roberto, dankeschön. Dazu fällt einem soviel ein, daß man gar nicht weiß, wo man anfangen soll. Erich Fromm und Arno Gruen haben schon viel dazu gesagt. (Youtube, wenn man keine Zeit zum Lesen hat.) Auf jeden Fall ist die Frage, was „verrückt“ und was „normal“ ist, heute nicht mehr so leicht zu beantworten. Mir jedenfalls kommen die Angepaßten, die sich in dieser schnellen, nur auf Wachstum und oberflächliche Unterhaltung ausgerichteteten Gesellschaft wohlfühlen, wie Verrückte vor. Diejenigen, die als krank oder gar verrückt gelten, sind oft die normalen, gesünderen (!) Menschen, die sich u.U. durch Rückzug und Krankheit dem „ganz normalen“ Wahnsinn zu entziehen versuchen.

Der Kranke und ganz besonders der seelisch Kranke, zerbricht oft an einem Problem, daß der Angepaßte noch gar nicht als solches erkennt. Diese Menschen sind gewissermaßen Vorläufer und manchmal weisen sie auch schon auf die Lösungen hin, die hier in Verweigerung und Rückzug liegen könnten.

Robbespiere
Robbespiere
5 Jahre zuvor

Upps, wo ist der Artikel über das „Nichtlesen“ von Texten geblieben?

Robbespiere
Robbespiere
5 Jahre zuvor

doppelt gemoppelt

Aphel
Aphel
5 Jahre zuvor

Lieber Roberto,

ich befürchte, Du hast richtig einen an der Birne. Nach zwei Jahren hast Du es immer noch nicht auf das Niveau von Jörg, geschweige denn Jens, gebracht.
Es ist ein Kreuz!
Zweifellos sind viele viele Dinge, die Du schreibst, sowas von richtig/wichtig. Was ich aber (als AltLinker, jetzt Nazi!) zum Erbrechen finde, ist Deine überhebliche Art gegenüber den Menschen, wie sie Dir jeden Tag über den Weg laufen. Ganz genau, die magst Du auch nicht. Du bist ein …
Möglicherweise ist Dir überhaupt gar nicht klar, dass das, welches Du von Dir gibts, niemals (kaum, soviel Zeit muss sein …) gelesen, schon gar nicht verstanden wird.
Du lebst in Deiner Dir selbstgeschaffenen Realität!

Bester Roberto
Mach es künftig besser!

PS.: Sie, das weisst Du ganz genau, haben Dich sowas von am Arsch!

Schweigsam
Schweigsam
Reply to  Aphel
5 Jahre zuvor

Halt Lemminge…

Pentimento
Pentimento
Reply to  Aphel
5 Jahre zuvor

Einspruch!

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Aphel
5 Jahre zuvor

Du lebst in Deiner Dir selbstgeschaffenen Realität!

Du etwa nicht?

Wenn Du die wirkliche Wirklichkeit wirklich gefunden haben solltest, sage bitte „Bescheid“.

Procyon lotor
Procyon lotor
5 Jahre zuvor

OT

„Maas wirft Deutschen Bequemlichkeit im Kampf gegen Rassismus vor“

https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/maas-wirft-deutschen-bequemlichkeit-im-kampf-gegen-rassismus-vor/ar-BBMKTPL?OCID=ansmsnnews11&dpir=1

Wer da, wie tief im „Wachkoma“ liegt, steht ausser frage.

„Wir dulden nicht, dass Rechtsradikale unsere Gesellschaft unterwandern“

Ausgerechnet einer von der SPD sagt das !

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Procyon lotor
5 Jahre zuvor

Ich empfinde erst einmal, und und erster Näherung an dieser Aussage von Herrn Maas nichts verwerfliches, im Gegenteil.

In zweiter Näherung sollte man sich durchaus mal darüber unterhalten, wer denn mit eine unsäglichen Sozialpolitik über Jahre, den Nährboden für die Rechten bereitet hat!

Beste Grüße