Zwei Euro für alle oder: die wundersame Arbeitswelt des Christian Lindner

Als ich mir die Sendung „Hart aber fair“ vom 30.4.2018 herausgepickt hatte, um meinen dritten Podcast namens „podkästchen“ (vielen Dank an alle Ideengeber!) zu machen, dachte ich eigentlich, dass diese Aufgabe spannend werden könnte. Christian Lindners Rhetorik genauer zu betrachten verhieß Erkenntnisse über eine geschickt aufgebaute Strategie der Meinungserzeugung. Aber ich hatte mich getäuscht.

Am Ende blieben zwei Erkenntnisse. Erstens, dass Christian Lindners Argumenationslinie einem immer gleichen, zutiefst ermüdenden und leicht zu durchschauendem Prinzip folgt: nichts ändern, ständig von Bildung und Qualifikation sprechen und das Leid der Wirtschaft der Glückseligkeit der Arbeitnehmer gegenüberstellen.
Und zweitens das unwiderlegbar Wissen, dass Lindners FDP keinen Finger krumm machen wird, um den Menschen zu helfen, die Hilfe wirklich nötig hätten. Das Mantra „Eigenverantwortung“ treibt Lindner auf eine Spitze, die es in diesen Sphären bisher selbst in der FDP kaum gegeben hat. Man kann sich derzeit kaum einen Politiker vorstellen, der das Heil des Neolibaeralismus so überzeugt und so radikal unters Volk bringen will wie Christian Lindner.

Am Ende war ich erschöpft, deutlich erschöpfter als in den beiden Episoden dafür, in denen ich mich mit Volker Kauder und Peter Altmeier beschäftigt habe. Ich glaube selbst kaum, dass ich das sage, aber im Gegensatz zu Lindner hatten Peter „der Große“ und Volker, „der Schnoddrige“ beinahe etwas Originelles.

Wie auch immer, hier geht‘s zum Podcast:

Hier noch ein paar Links, auf die ich mich im Podcast beziehe:

Tausende Akademiker arbeiten für Niedriglohn

Deliveroo sammelt 385 Millionen Dollar ein und ist jetzt 2 Milliarden wert

Tarifrunde 2013- BEWACHUNGSGEWERBE

Hier geht’s zur YouTube-Version:

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Tom J. Wellbrock

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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niki
niki
5 Jahre zuvor

Zu den Befragten in der Darmstädter Fussgängerzone kann ich nur sagen: Was seid ihr bloß für dumme und denkfaule Menschen! Mir fällt dazu echt nichts mehr ein…
Obwohl: Was erwarte ich eigentlich?!? Die Wahlergebnisse der letzten Jahre spiegeln sehr wohl den geistigen Tiefflieger-Status eines Großteils der Bevölkerung wieder…!
Zu Christian Lindner brauche ich ja gar nicht mehr viel sagen… Der Typ hat einfach nur eine mittelschwere Bregenpanne! Das er trotzdem von so vielen Menschen gewählt wird,… WTF!?!

ChrissieR
ChrissieR
Reply to  niki
5 Jahre zuvor

Niki, so isses! Genau DAS habe ich auch gedacht!
No hope……

Die Katze aus dem Sack
Die Katze aus dem Sack
Reply to  ChrissieR
5 Jahre zuvor

Die sind nicht denkfaul. Ganz im Gegenteil. Die laufen auf vollen Touren.

anton
anton
5 Jahre zuvor

Wer hat etwas von der FDP erwartet, also ehrlich!

Aufgewachter
Aufgewachter
5 Jahre zuvor

Zwei Euro mehr Stundenlohn sind doch nicht mehr zeitgemäß …

Der Mindestlohn lag 2015 inflationsbereinigt bei 37,28 Euro pro Stunde. Nun liegt er bei 45,40 Euro pro Stunde.

Viel Spaß beim Nachrechnen!

Berechnung der jährlichen durchschnittlichen Inflationsrate am Goldpreis

15.08.1971 : 35,00 US Dollar je Feinunze Gold
23.08.2011 : 1.914,50 US Dollar je Feinunze Gold

Zeit in Jahren = 23.08.2011-15.08.1971 = 40,6055556 Jahre
1.914,50 US-Dollar = 35,00 US-Dollar x 1,1035747/Jahr ^ 40,6055556 Jahre
(1,00 – 0,8964253) * 100 = 10,35747 Prozent pro Jahr

Berechnung des inflationsbereinigten Brutto-Mindestlohnes für 2015

Brutto-Mindestlohn im Jahr 2000 : 8,50 Euro/Stunde
Brutto-Mindestlohn im Jahr 2015 : 37,28 Euro/Stunde

37,28 Euro/Stunde = 8,50 Euro/Stunde * 1,1035747/Jahr ^ 15 Jahre

^ steht für potenzieren

Für wen gehen wir arbeiten?
https://aufgewachter.wordpress.com/2015/04/15/fur-wen-gehen-wir-arbeiten/

dors
dors
Reply to  Aufgewachter
5 Jahre zuvor

Den Mindestlohn an den Goldpreis zu koppeln:Coole Sache- warum hat daran noch keiner gedacht?OMG

Heiko
Heiko
Reply to  dors
5 Jahre zuvor

Wollte Marx schon machen. Der Lohn für alle sollte so hoch sein wie ein Arbeiter in einer Goldmine pro Stunde mit Hacke und Schaufel aus dem Boden holt. Dieser Miikrokrümel in Geld sollte der Tariflohn für alle sein. Als die Dampfbagger kamen passte das alles nicht nehr

Schweigsam
Schweigsam
5 Jahre zuvor

So ganz nebenbei: Mir ist es einfach schleierhaft, dass der Deutsche meint, dass Arschlöcher immer recht haben müssen und sie deshalb so deutlich gewähren lässt bzw. ihnen eine soo große mediale Aufmerksamkeit schenkt.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Tom J. Wellbrock
5 Jahre zuvor

Wellbrock

Eine berechtigte Frage, insbesondere wenn man bedenkt, dass Lindner immer wieder Szenenapplaus bei Plasberg bekommen hat.
Ein paar rhetorische Totschläger und das Publikum jubelt. Sinn und Verstand spielen da keine Rolle.

Möglicherweise sitzen im Publikum nur BWL-Studenten, die fürs Klatschen auf Signal einen Zuschuss zum BAFöG bekommen. 🙂

Jan
Jan
Reply to  Robbespiere
5 Jahre zuvor

Und noch zwei Euro Trinkgeld vom Christian obendrauf. 😉

Schnörch
Schnörch
Reply to  Jan
5 Jahre zuvor

neee, von dem kannst du sparen lernen

ThomasX
ThomasX
Reply to  Robbespiere
5 Jahre zuvor

Jo, der schleppt seine Groupies doch überall mit hin. Hält sich halt immer noch für nen verkappte Popstar.

Rudi
Rudi
Reply to  Tom J. Wellbrock
5 Jahre zuvor

@ Tom

Plasberg und Lindner sind Brüder im Geiste. Beide aus NRW. Plasberg nach der BT-Wahl im Wahlstudio: „Bei mir ist Christian Lindner, einer der Wahlsieger und der beliebteste Politiker in Nordrhein-Westfalen. Ich will Sie nicht anmachen, aber Sie sehen besser und gesünder aus als auf Ihren Wahlplakaten.“

Da redet man auf Augenhöhe. Plasberg ist schließlich Anteilseigner und mit Jürgen Schulte gemeinsamer Geschäftsführer der Firma „Ansager & Schnippselmann GmbH & Co KG“, die für den WDR Sendungen produziert, wie etwa „hart aber fair“, „Frag mal die Maus“, „Hirschhausens Quiz des Menschen“, „Paarduell“, „Das Quiz der Deutschen“, „schlau wie die tagesschau“ u.a. mehr. Und wer könnte besser die Interessen des Unternehmertums vertreten als der oberste Repräsentant der Freien Demokratischen Partei? Gut: SPD, Grüne und Union haben auch Leute in ihren Reihen, die zu Lindners Vorstellungswelt keine Differenzen haben.

Was bei Lindner auffällt: Er ist einer dieser Dauerschwätzer, die ohne Unterbrechung stundenlang reden können. Dass dabei die Logik und die Kohärenz der Aussagen auf der Strecke bleiben, fällt beim Talkshow-Verfolgen zunächst nicht direkt auf. Das macht diese Sendungen nicht zum Aufklärungsfernsehen, obwohl sie so angepriesen werden. Sie sind das Gegenteil. Sie vernebeln, geben aber den Selbstdarstellern eine Bühne, die sie via Bundestag nicht hätten.

Schweigsam
Schweigsam
Reply to  Tom J. Wellbrock
5 Jahre zuvor

Ein paar rhetorische Totschläger und das Publikum jubelt. Sinn und Verstand spielen da keine Rolle.

Man könnte vermuten, dass ein solches Publikum sich gar nicht im klaren darüber ist, was solche rhetorischen Totschläger in der Praxis bzw. in letzter Konsequenz für die meisten Menschen bedeuten!

Schnörch
Schnörch
Reply to  Tom J. Wellbrock
5 Jahre zuvor

nennt man das nicht agent provocateur. Bekannt von Fernsehen, Funk und Bühne?

Nashörnchen
Nashörnchen
5 Jahre zuvor

Hmmm…
Ich hätte ja gedacht, heute kommt irgendwas zum großen 200. Führer-Geburtstag.
Zu Lindner fällt mir so überhaupt gar nix ein.
Lindner halt.
Jo mei…

Jan
Jan
5 Jahre zuvor

Diese Podkästchen verdeutlicht mir mal wieder, warum ich mir keine Polittalkshows mehr ansehe.

Schweigsam
Schweigsam
5 Jahre zuvor

Wann kommt denn dein nächster Podcast?

Schweigsam
Schweigsam
Reply to  Tom J. Wellbrock
5 Jahre zuvor

Na, da bin ich ja gespannt.
Danke für die Antwort!