Das Imperium schlägt zurücksichtslos

Trump wird überbewertet, keine Frage. Die US-Politik wird schon seit Ende des Zweiten Weltkrieges nicht aus dem Weißen Haus, sondern aus unauffälligen Palästen in der Nähe gemacht. Vornehmlich die CIA hat maßgeblich zur Stellung der USA in der Welt beigetragen, mal mit, mal ohne Wissen des Weißen Hauses. Doch Trump ist eine Rampensau, und eine unerfahrene (zumindest in Sachen Politik) dazu. All seine Aktionen, die via Twitter verkündet werden und meist nur kurze Halbwertzeiten haben, fallen selbstverständlich auf Trump zurück, so gehört es sich für eine Rampensau. Aber der Mann verfolgt nur das Ziel, das seine Vorgänger auch im Sinn hatten: die maximale Ausdehnung der Macht der USA auf der Welt. Wegen Öl. Wegen Bodenschätzen. Und einfach nur so, weil die USA eben die USA sind. Doch der jetzige Kampf ist ein anderer als der gegen den Terrorismus, wenngleich die USA in beiden Fällen Verursacher sind.

Seit 09/11 hat das Wirtschaftsprinzip der USA reibungslos funktioniert. Wo immer die Amerikaner eingreifen, regime Changes initiieren, an Bodenschätze oder einfach nur Land wollten, musste der „Terror“ als Begründung herhalten. Das war praktisch, hatten die USA eben diesen doch so effizient aufgebaut und weltweit gefördert, dass es immer einen Grund gab, Bomben zu werfen oder sonstwie in das Dasein souveräner Länder einzugreifen. Doch Trump und die Leute in den nahegelegenen Palästen empfinden wirtschaftliche Stärke und Partnerschaft von Ländern wie Russland, China und der EU (die ja derzeit mächtig mosert) offenbar inzwischen als gefährlicher, und so rückt der Terrorismus auf Platz 2 der Gegner der (amerikanischen) freien Welt.

Aus sputniknews:

Das Pentagon hatte im Januar 2018 erklärt, der Terror stelle nicht mehr die größte Gefahr für die USA dar. Es nannte dabei China und Russland als Hauptrivalen der USA.

Das lässt tief blicken. Einen Feind brauchen die USA ja immer, so funktioniert ihr imperialistisches Modell. Der Terrorismus ist aber nicht mehr so interessant und inzwischen kaum noch händelbar, daher braucht es ein neues Feindbild. Und das heißt (natürlich) Russland. Und China.

Jedes Imperium hat seine zeitliche Begrenzung. Es scheint, als läute Trump so langsam das Ende des US-Imperiums ein. Das hätte jeden anderen Präsidenten auch treffen können, aber Trump zeichnet sich durch ein besonderes Maß an Dummheit und Spontaneität aus, zudem ist er zu blöd, so unauffällig zu agieren, wie es seine Vorgänger gemacht haben. Er poltert, denkt nicht nach, und wenn sein aggressives Gebaren auch noch vermeintliche Erfolge feiert wie in Nord-Korea, lassen sich schnell Politiker und Journalisten finden, die in den Chor einstimmen, dass die „klaren Worte“ Trumps doch letztlich richtig seien. Diplomatie ist out, in die Fresse hauen ist angesagt.

Die Tatsache, dass Trump sich verhält wie eine dumme Göre, der das Spielzeug weggenommen wird, sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Stellung der USA ernsthaft gefährdet ist, wenn sich die Konkurrenz aus Europa, Russland und China zusammentut. Das dürfte wieder einmal etwas sein, das Trump nicht bedacht hat, als er seine Sanktionierungswut hat aufkochen lassen.
Doch das unüberlegte Handeln Trumps, seine Unberechenbarkeit und sein fehlendes Verständnis für Zusammenhänge und dieser Sache von Ursache und Wirkung sind in erster Linie gefährlich, weil man (und er selbst) nie weiß, was er als nächstes tut. Und das gilt erst recht, wenn die Stellung der USA im Zuge des aktuell stattfindenden Machtkampfes zwischen Amerika und dem Rest der Welt womöglich weiter geschwächt wird. Der Weg weg von der Abhängigkeit zu den USA ist wichtig, muss weiter gegangen werden. Aber der Tanz wird heiß werden, sehr heiß.  [InfoBox]

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Tom J. Wellbrock

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Autor, Sprecher, Radiomoderator und Podcaster. Er führte unter anderem für den »wohlstandsneurotiker«, dem Podcast der neulandrebellen, Interviews mit Daniele Ganser, Lisa Fitz, Ulrike Guérot, Gunnar Kaiser, Dirk Pohlmann, Jens Berger, Christoph Sieber, Norbert Häring, Norbert Blüm, Paul Schreyer, Alexander Unzicker und vielen anderen. Zusätzlich veröffentlicht er Texte auf verschiedenen Plattformen und ist für unsere Podcasts der »Technik-Nerd«.

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Oliver Henrichs
Oliver Henrichs
5 Jahre zuvor

Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, was jetzt aus Deutscher + EU-Sicht „das Richtige“ ist. Also im Sinne von a) Überleben und b) Wohlstandserhalt … Ich hab keine Ahnung wo die Grenzen der Macht sind, wenn man mit den USA in der Iranfrage bräche. Ich wünschte gleichzeitig, es würde mal auf den Tisch kommen und getestet, und, dass es das nicht würde.

Aber „gefühlsmäßig“ scheint es so langsam genauso gefährlich zu werden, sich von den USA in immer neue Sanktionen und Kriege ziehen zu lassen, wie mit dieser Politik zu brechen.

Schweigsam
Schweigsam
5 Jahre zuvor

Mit Killary wäre das sicher etwas unauffälliger und geschickter abgelaufen die Außenpolitik der USA (die EU in Schach zu halten, Rußland bzw. China mit Kleinkriegen und Sanktionen zu schwächen und das schön in hinterhältiger Clintons-Manier). Vllt. sollten wir es so nehmen wie Churchill, der sagte so oder so ähnlich: „Lach nie über die Dummheit deiner Gegner sie ist deine Chance“.
Und leider muss man mittlerweile sagen, dass die USA ein Gegner eines friedlichen, zivilsatorischen Miteinander in der Welt ist (und die EU natürlich dabei mit im Schlepptau auch).

R_Winter
R_Winter
5 Jahre zuvor

Klare Stellungnahme – danke Tom.

…..dass die Stellung der USA ernsthaft gefährdet ist, wenn sich die Konkurrenz aus Europa, Russland und China zusammentut.

Um dieses zu verhindern, erfindet Trump + Co immer neue Sanktionen gegen Russland und der EU. China ist zu mächtig und wird deshalb von wirkungsvollen Sanktionen ausgenommen. Die „Zugeständnisse“ Chinas an die USA werden das Handelsdefizit kaum ausgleichen. Merkel und die EU-Kommission sollten sich an China ein Beispiel nehmen, aber der „USA-Wurmfortsatz Merkel“ wird beim China-Besuch nur die deutschen Interessen der Autoindustrie ansprechen.

Der Weg weg von der Abhängigkeit zu den USA ist wichtig, muss weiter gegangen werden. Aber der Tanz wird heiß werden, sehr heiß.

Erste Schritte wären eine angemessene Besteuerung von Facebook, Google, Microsoft, Apple in der EU.
Der zweite Schritt wäre das Anti-Atomabkommen zu ratifizieren und umzusetzen.
Der dritte Schritt wäre das Durchsetzen des Rechts gegen US-Militäraktivitäten in Deutschland.

Träumen darf man……..

Rainer N.
Rainer N.
Reply to  Tom J. Wellbrock
5 Jahre zuvor

So lange es keine Alpträume sind … nur wenn ich so Tagträume … nachdem ich Nachrichten aufgenommen habe …

dann fällt mir immer wieder ein … lächele und sei froh, es hätte schlimmer kommen können. Ich lächelte und war froh ……….. und es kam schlimmer!

Cinori
Cinori
5 Jahre zuvor

Was waren das noch Zeiten als spiegelfechter schöne Artikel hatte. Ich find eure Artikel jedenfalls immer schlimmer und einseitiger. Und dann auch noch die Propaganda Seite sputiknews zitieren. Damals war halt alles besser.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Cinori
5 Jahre zuvor

@Cinori

Damals war halt alles besser.

Jaja, früher war mehr Lametta!

Andreas
Andreas
Reply to  Tom J. Wellbrock
5 Jahre zuvor

Genau! Wenn schon zitieren, dann die Springer Presse. Und alles, was von Bertelsmann kommt! Also wirklich …

Ani Chöying
Ani Chöying
5 Jahre zuvor

die Herrschenden in den USA führen vor allem auch einen Krieg gegen uns, dass Volk. Das auch schon sehr lange. 32 Millionen US Amerikaner sind Analphabeten. In einem Jahr kommen in den USA mehr Kinder ums Leben als Soldaten. Sklaverei wird in US Gefängnissen weiter geführt. ( 3 strikes and you re out) 3 mal beim schwarz fahren erwischt und dann wird eine dehnbare Gefängnisstrafe verhängt. Gefängnisse sind privat Unternehmen. Der Pharmaindustrie ist kein Geschäft zu dreckig und das Gesundheitssystem ist ebenfalls 100% for Profit. An den Unis haben die Professuren schon lange keine Redefreiheit. Das aber nicht offiziell. Es gibt riesige Gebiete wo das Wasser vollkommen verseucht ist und nur noch Geisterstädte zu finden sind. ( Detroit) Die medizinische Versorgung ist unglaublich unmenschlich, wenn überhaupt. Es gibt keine psychatrischen Abteilungen mehr. Die wurden schon unter Ronald Reagan abgeschafft. Die geistig Kranken leben als Obdachlose in riesigen Shanti towns. Der Zerfall dieses Landes ist offensichtlich. Dies ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Leben in den USA. Vergesst nicht, wie sehr auch das amerikanische Volk leidet. Ganz besonders die, die Trump gewählt haben. Das System frisst sich selber auf.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Ani Chöying
5 Jahre zuvor

@Ani Chöying

Vergesst nicht, wie sehr auch das amerikanische Volk leidet. Ganz besonders die, die Trump gewählt haben.

Ja, das amerikanische Volk leidet, weil Politik sich an den Interessen der Reichen 1% ausrichtet, genau wie nei uns.
Trump und die meißten Mitglieder seiner Regierung gehören zu diesem elitären Club, es ist aber vollkommen egal, ob ein Republikaner oder Demokrat an der Spitze steht.
Das Ergebnis ist immer das gleiche, denn auch in Senat und Repräsentantenhaus siehts ähnlich aus.
War es nicht der Demokrat Bill Clinton, der für die Profite der Wallstreet Milliarden von Dollars und moderne Technologie nach China transferierte?
Dadurch hat die Mittelschicht der USA Millionen von Jobs und damit ihren Wohlstand bzw. ihre soziale Sicherheit verloren.
Wir alle lassen uns zum Narren halten, wenn wir glauben, wir seien für unseren Erfolg oder Mißerfolg selbst verantwortlich, denn damit ziehen sich die 1% aus ihrer Verantwortung. Der amerikanische Traum ist schon immer eine Lüge gewesen und dient nur dazu, dass sich Wenige auf unsere Kosten noch mehr bereichern können und wir uns dabei auch noch schlecht fühlen.

Schweigsam
Schweigsam
Reply to  Robbespiere
5 Jahre zuvor

Der Traum vom Tellerwäscher zum Millionär hat langezeit die USA zusammengehalten. Weil viele Amerikaner und auch zugewanderte daran geglaubt haben. Aber es ist eben so ähnlich wie es Pispers sagte: Jeder kann gewinnen aber eben nicht alle“. Und heutzutage werden immer mehr Amerikaner bzw. Europäer zu Verlierer ihres eigenes Systems. Nur mal so eine Sicht…

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Schweigsam
5 Jahre zuvor

Jeder kann gewinnen aber eben nicht alle.

Ob nun wirklich jeder gewinnen kann, da mach ich mal ein großes Fragezeichen dran. Oder wie groß wird die Wahrscheinlichkeit sein, dass ein Kind aus der Unterstadt als Erwachsener in der Oberstadt lebt?

In erster Näherung wird dies die gleiche Wahrscheinlichkeit sein wie im Lotto die 6 Richtigen mit Zusatzzahl zur gewinnen.

Beste Grüße

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Heldentasse
5 Jahre zuvor

Ob nun wirklich jeder gewinnen kann, da mach ich mal ein großes Fragezeichen dran.

Im Prinzip kann man das, bezogen auf die begrenzten Resourcen unseres Planeten, der ja nicht wächst und 7 Mrd. Menschen versorgen muß, so herunterbrechen:

Wenn Einige mehr als 1/7 Milliardstel Teil der Erde für sich beanspruchen, müssen Viele auf einen Teil ihrer Ansprüche verzichten.

Das sind dann natürlich Diejenigen Zeitgenossen, welche sich um die Folgen ihres Handels wenig scheren, weil sie davon ausgehen, ihre Dominanz sei berechtigt und alle Anderen einfach zu faul, zu blöd oder eh minderwertig.

Drunter & Drüber
Drunter & Drüber
Reply to  Schweigsam
5 Jahre zuvor

Weil viele Amerikaner und auch zugewanderte daran geglaubt haben

Gibt es noch andere als zugewanderte Amerikaner, und wo sind diese?

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Robbespiere
5 Jahre zuvor

Nachtrag:

In dem Zusammenhang vielleicht auch lesenswert……

http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_16/LP06618_200518.pdf

biggerB
biggerB
5 Jahre zuvor

!Der Weg weg von der Abhängigkeit zu den USA ist wichtig, muss weiter gegangen werden. Aber der Tanz wird heiß werden, sehr heiß. “

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Glaube kaum, daß sich der „Weg weg von der Abhängigkeit zu den USA“, so devot wie derzeit zelebriert wie von Maas, von der Leyen oder gar Merkel, ausgerechnet durch den Darm des Trumpels finden lassen wird!

Aber was soll sich ein Land wie das unsere auch schon vormachen…..wer in der „moralischen“ Latrine der USA sein außenpolitisches Überleben zu finden sucht, darf sich über ein „Geschmäckle“ im Nachgang des Diners nicht echauffieren…..da heißt es Brechreiz vermeiden, die Bevölkerung weiter „für Dumm verkaufen“ und sich z.B. als „American Appendix Maas“ weiter in der Darmfauna des amerikanischen Imperialismus suhlen. Halt genau das, was man von einem Sozen dieser Kategorie, von einer Kriegsministerin vom Schlage Leyen und einer „dem Wohle des deutschen Volkes“ verpflichteten Kanzlerin als „Leistung“ erwarten darf!

ABER….. Hurrah wir leben noch! TROTZ aller vergeblichen Versuche der genannten Herrschaften und Damenschaften, uns in einen Krieg gegen Rußland zu hetzen!

MfG
biggerB

Heldentasse
Heldentasse
5 Jahre zuvor

Aber der Tanz wird heiß werden, sehr heiß.

Das wirklich diabolische an den Kriegen des Imperiums ist u.a., dass sie die beliebig skalieren können. Zur Zeit „heizen“ sie mal wieder den „Ofen“ im Donbass mächtig ein. Es steht zu vermuten, dass dies einen Bezug hat zur kommenden Fußball WM in Russland.

Mein Ergo: Das geht nicht mehr lange gut, dass gibt nicht nur einen Tanz sondern einen mit nicht geringen Wahrscheinlichkeit einen neuen Weltkrieg.

Beste Grüße