Kabinett der postdemokratischen Apokalypse

Die GroKo kommt. Das Projekt »Weiter so: Jetzt erst recht!« läuft. Der kleine Sozi hat es nun in der Hand. Bejaht er, so übernimmt ein Kabinett des Grauens die Regierungsarbeit. Sie waltet als Treuhand des moralisch-geistigen Abschwungs.

Pulshalter of Europe: Martin Schulz

Der Noch-Vorsitzende des SPD geht als dreifacher Verlierer ins Außenministerium. Erst verlor er die Wahl, dann verlor seinen letzten Rest Glaubhaftigkeit und nun soll er auch noch den Parteivorsitz aufgeben. Keine elf Monate ist es her, da stimmten alle Delegierten geschlossen für Schulz. Von 100 auf 0 in so kurzer Zeit: Mit der klassischen Bremswegberechnung kommt man da nicht mehr weit. Sie kennt solche physikalischen Abnormitäten gar nicht. Die Sozialdemokratie ist ja aber auch keine klassische Physik, die unumstößlichen Regeln folgt. In ihrer Innenwahrnehmung ist sie völlig dereguliert, heute so und morgen ganz anders. Nur bei der Europa-Politik gibt es klare Naturgesetzmäßigkeiten. Da ist man ganz Physiker, ganz mathematisch eindeutig: Sparquoten und Austeritätsziele sind da wichtig; ein Europa der Bürger bestenfalls als Nebeneffekt denkbar.

Martin Schulz hat die Austeritätspolitik aus Berlin stets verteidigt und forciert. Er ist mitverantwortlich für die europäische Krise. Im europäischen Parlament den demokratischen Heros spielen, der Berlusconiaden eindämmt oder griechischen Rechtspopulisten übers Maul fährt: Das ist natürlich eine billige Masche, um sich ein bisschen Reputation als Alleinstellungsmerkmal zu verschaffen. Bei der Umsetzung der neoliberalen Agenda in Europa ging er allerdings in der Masse unter. Der SchleVoZ, also der schlechteste SPD-Vorsitzende aller Zeiten, wird also in den Außendienst verabschiedet. Wenn man Staubsauger verkauft, kann man das so managen. Dann schickt man den unliebsamen Kollegen zum Klingelnputzen. In einer Regierung ist so eine Maßnahme allerdings fahrlässig. Andererseits soll der Mann ja nur den Europäern ein bisschen den Puls fühlen: Auf dass sie sich medizinisch gut betreut fühlen.

Das Brechmittel des Dritten Weges: Olaf Scholz

Ins Finanzministerium geht es für Olaf Scholz. Der Alt-Schröderianer, der als nordisch-eloquente Stimme des Dritten Weges, den sich die deutsche Sozialdemokratie in Absprache zwischen Gerhard Schröder und Tony Blair ausgesucht hatte, galt seinerzeit als eifriger Verfechter der Agenda 2010. Neben dem schroffen, ja fast misanthropen Müntefering tat er sich da als Sachbearbeiter der Sachlichkeit hervor. Nur in der Performance wohlgemerkt – inhaltlich war er genauso im postfaktischen Neoliberalismus verfangen, wie die Mehrzahl der Genossen damals (und heute). Wenn doch selbst dieser sachliche Herr aus dem Norden meinte, dass all das Umgesetzte alternativlos sei, dann kann man ja gleich die Alternativlose ins Amt befördern, mochten sich die Wählerinnen und Wähler damals denken. Scholz leitete die kalkulierte Alternativlosigkeit damals mindestens mit ein.

Auf Bundesebene war Franz Müntefering das Brechmittel der Stunde – und Olaf Scholz wurde als sein Kontrapunkt aufgeführt. Auf Landesebene hingegen erließ der nette Herr Scholz, der ja Hamburger Innensenator war, die zwangsweise Verabreichung von Brechmitteln zur Beweissicherung bei Drogendealern. Die Ärzteschaft beanstandete dieses Vorgehen, es sei eine gesundheitliche Gefährdung, wenn man das gegen den Willen des Patienten einleite – was jedoch Herrn Scholz weniger tangierte. Er war schließlich Innensenator und nicht Senator für Gesundheit.

Patronen für den Mormonen: Horst Seehofer

Ein Heimatvertriebener soll nun das Innenministerium mitsamt seinem neuen Heimatschutz leiten. Denn in Bayern wollen sie ihn nicht mehr. Horst Seehofer ist ein verbrauchter, ist ein ausgelutschter alter Mann, der seine politische Zeit hatte. Aber egal, er will ein Amt – also kriegt er ein Amt. Genau solche Entscheidungen verkrätzen die Menschen in diesem Land, hält sie von der Urne fern oder treibt sie in die Arme von Rattenfängern. Anschlussverwendungen für abgeranztes Personal: Wer das als Normalität hinstellt, hat nicht begriffen, dass es genau solche Vorgänge sind, die die Menschen in einen unstrukturierten Anti-Elitarismus lotsen. Wenn der wenigstens Struktur hätte, wenn er sich in gewerkschaftlichem Wiedererstarken oder starken linken Alternativen präsentierte. Aber so? Als Lügenpressen-Geschrei und Fotzen-Betitelung? Insofern muss man sagen: Horst Seehofer hat wieder was für die AfD getan.

Die hofft indes allerdings: Hoffentlich tut der nicht zu viel für uns. Wenn er jetzt als Heimat-Horstl die AfD von rechts überholt, dann raubt er diesen verbiesterten Damen und Herren noch die Geschäftsgrundlage. Und das tut er vermutlich bis zur letzten Patrone, denn das hat er ja schon vor Jahren angedroht: Bis zu letzten Patrone die Zuwanderung aufhalten. Er wandert indes ab, weg aus München, zurück nach Berlin. Da wartet ja noch die (Ex?)-Partnerin mit Nachwuchs auf ihn. Familie ist den Konservativen von jeher wichtig. Besonders deutsche Familie. Anständige Leute sind das bei den Christsozialen halt schon. Die flüchten nicht ins Blaue hinein, wie irgendwelche Syrer, die bereiten sich vor und kommen dann bei ihrer Gastfamilie unter. Alter Mormone! Ein Heimatminister, der sich kulturell offenhält: So schlecht ist das doch nicht, oder?

Den kriegen wir nie wieder los: Andreas Scheuer

Verkehr und Digitales: Das bestellt dann in Kürze Andreas Scheuer. Das passt, denn davon hat er, nicht wie bei allen anderen Dingen, die auf der Welt geschehen, ausgezeichnete Kenntnisse. Gibt es nicht? Doch, gibt es: Scheuer ist ein Freund offener Ahnungslosigkeit, der stets etwas Unsachliches zur Sache beitragen kann. Insofern ist er der richtige Mann für das digitale Zeitalter. In dem redet ja auch jeder über Sachen, die er gar nicht kennt. Fakten? Um Himmels willen: Das ist doch altertümlich! Faktenlosigkeit ist die Grundordnung jedes anständigen Shitstorms. Und ein solcher auf zwei Beinen: Das ist Scheuer. Ein von Hass getriebener Konservativer, der schon die sozialistische Weltrevolution fürchtet, weil mal der Mindestlohn um satte 34 Cent steigt.

Integration von Menschen, die in dieses Land kommen, das haben die Konservativen – auch mit einer gewissen Berechtigung – immer wieder gefordert. Darüber sind wir offensichtlich hinweg. Und es war Andreas Scheuer, der das neue konservative Selbstbewusstsein ganz deutlich formulierte: Ein Senegalese, der Fußball spielt und sogar noch in der Kirchen ministriert, so mahnte er, den kriegst du nicht mehr los, den kannst du ja nicht mehr abschieben. Das geht nur, wenn man als Ministerpräsident integriert war und in Berlin eine Ministerstelle vakant wird. Diesen Herrn Scheuer, so fürchten sich viele im Lande, werden wir nie wieder los. Und das, obgleich er gar nicht richtig in Belesenheit, Intelligenz und Sachkenntnis integriert ist.

Der Check-24-Stromanbieter-Vergleich-Minister: Peter Altmaier

Der neue Wirtschaftsminister ist ein alter Bekannter. Peter Altmaier war bis dato Bundesminister für besondere Aufgaben. Das ist so eine Stelle, die einer kriegt, wenn man nichts für ihn zu tun hat. Vom Posten des Bereitschaftsdienstministers geht es jetzt gleich ans Eingemachte: An die Wirtschaft. Natürlich hat der Unionspolitiker Ahnung. Erstens schon deshalb, weil er ja Mitglied in der CDU ist (und da sind ja bekanntlich alle ökonomisch versiert) – und zweitens auch, weil er immer schon ein cleverer Kerl und Konsument war. In seiner Zeit als Bundesumweltminister machte er sich lieber mal nicht für die Deckelung des Strompreises stark. Er ließ hingegen den Energiekonzernen freie Hand, die Kosten für den Atomausstieg auf die Verbraucher zu lenken. Aber er wäre ja nicht ein Experte in Ökonomie, wenn er keine Antwort auf die Sorgen der Menschen hätte: Also empfahl er Energiesparen und Stromanbieterwechsel.

Wenn einer so halbwegs brauchbar das Vergleichsportal von Check 24 benutzen kann, dann sollte das doch genügen. Angebots- oder Nachfrageökonomie, Chicago Boys oder Keynes? Hey, das braucht man doch nicht! Internetzugang und vergleichen: Das ist eine Maßnahme. Damit kann man arbeiten. Wenn nämlich die Verbraucher dauernd wechseln, immer das günstigste Angebot wählen, dann reguliert man Preise am ehesten. Der Vergleich ist ja so ziemlich die wichtigste Maßnahme des neoliberalen Wirtschaftsverständnisses: Er ist nämlich der Antrieb des Wettbewerbes. Und wenn alle vergleichen, dann drehen sie die Kostenschraube und alles wird günstiger. Das der Preisdruck auf die Löhne drückt, Normalarbeitsverhältnisse aushöhlt: Das muss der neue Wirtschaftsminister Altmaier nun wahrlich nicht beachten. Er ist ja schließlich nicht Arbeitsminister.

Wer das wird, weiß man übrigens offenbar noch nicht ganz sicher. Die CSU würde ja gerne. Söder scheidet aus, obwohl er der beste Kandidat hierfür gewesen wäre. Der hat noch nie was gearbeitet. Klingt populistisch – ist aber so. Und das kommt immer gut, wenn man die Lebensrealität der arbeitenden Menschen und derer, die gerne wieder arbeiten würden, planen und gestalten soll. Sachkenntnis könnte die konservative Revolution und die postdemokratische Apokalypse ja nur stören.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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Balmung
Balmung
6 Jahre zuvor

(Fast) Alles wird gut:

http://www.zeit.de/wirtschaft/2017-11/spd-olaf-scholz-mindestlohn-anheben

Zusammen mit der SPD-„Linken“ Nahles, wird Cholz, die Sozialdemokraten zu neuen, noch ungeahnten Höhen führen, wetten?

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Balmung
6 Jahre zuvor

Wenn man diese Höhenflieger mit denen aus der Union kreuzt kommt als Hybrid das sogenannte „Schurkel“ heraus.

jowi
jowi
6 Jahre zuvor

Wirklich creepy ! Die Untoten der Politik übernehmen die Macht. Posten für diese Pfosten.
Das sind also die Besten unserer Gesellschaft, die uns nun führen sollen. Man möchte sich tief in die Erde eingraben, wenn man aber AwfulTrue glaubt, ist dies auch keine gute Idee:
https://www.youtube.com/watch?v=oWb2z_sCO0U

Vielleicht dann doch besser, mit einem Kredit für ein paar Hunderttausend Dollar sich ins Weltall schießen zu lassen, die Milliardäre wissen, wohin die Reise geht. Wie einst auf der Osterinsel, will man bald nur noch weg. Den Planeten der Gierigen verlassen, auf der Suche nach der Büchse der Pandora, mit ihrer eingesperrten Hoffnung, die vermutlich irgend ein gelangweilter Milliardär einst in den Weltraum geschossen hat.

Rudi
Rudi
6 Jahre zuvor

Der Artikel ist i.O. Aber was wäre er anders zu schreiben gewesen, wenn Herr Lindner nicht aus den Koalitionsgesprächen ausgestiegen wäre? FDP-Minister und solche von Bündnis 90/Die Grünen statt der oben skizzierten Sozialdemokraten. Wäre dieses Kabinett sympathischer gewesen mit Özdemir als Außenminister und Göring-Eckhardt als Ministerin für Arbeit und Soziales? Sie hätten wahrscheinlich etwas mehr Sympathien bei den besserverdienenden E-Bike-NutzerInnen ernten können als Olaf Martin oder Schulz Scholz. Dafür haben letztere Lob von den Gewerkschaften eingefahren. Das ist doch bemerkenswert, wenn man an eine soziale Neuorientierung mit realer Politik denkt, die über Wahlen auf die Gleise gesetzt werden soll.

jowi
jowi
Reply to  Rudi
6 Jahre zuvor

Schlimmer geht immer. Wer die Puppen im Theater sind, ist letztlich eh überbewertet.
So gesehen ist die politische Entwicklung in Berlin keine große Überraschung.
Mich schockiert heute mehr, dass die Amis nun ganz offen die syrische Armee angegriffen haben, auf syrischem Grund und das dann auch noch Selbstverteidigung nennen. Die Russen wurden einmal mehr verarscht („Kampf gegen ISIS“), sie hätten es wissen müssen, der Westen lügt am besten. Nun müssten sie eigentlich ein deutliches Zeichen setzen, das könnte dann aber der Beginn eines heißen dritten Weltkrieges sein. So wird eine deutliche Antwort wohl wieder ausbleiben, zu stark das Imperium momentan ist, die dunkle Seite der Macht.

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  jowi
6 Jahre zuvor

Mich schockiert heute mehr, dass die Amis nun ganz offen die syrische Armee angegriffen haben, auf syrischem Grund und das dann auch noch Selbstverteidigung nennen.

Ja bin ich ja froh, dass wie so kompetente, friedliebende und willensstarke Persönlichkeiten im Kabinett haben, die einem neuerlichen Russlandfeldzug unserer Strumtruppen bestimmt nicht mit tragen würden.

Beste Grüße

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  jowi
6 Jahre zuvor

@Jowi

Mich schockiert heute mehr, dass die Amis nun ganz offen die syrische Armee angegriffen haben, auf syrischem Grund und das dann auch noch Selbstverteidigung nennen.

Naj, dass die USA die Kurden benutzen, um sich in Syrien festsetzen zu können und den Staat durch Aufteilung zu schwächen ist nicht neu.
Die Amerikaner werden jede Gelegenheit nutzen, um Assad zu treffen und es war nicht unbedingt clever von den Syrern, die Kurden anzugreifen, auch wenn es ihr Territorium ist.

Viel interessanter wird sein, was passiert, wenn die türkische Armee weiter vordringt und beim Kampf gg. die Kurden auf die US-Truppen trifft.
Die Türken sind mächtig sauer auf Uncle Sam, weil er ihnen 30.000 bewaffnete Kurden als Grenztruppen vor die Nase setzen wollte.
Die Russen werden sich vermutlich heraushalten, solange sie nicht selbst angegriffen werden, denn das Zerwürfnis zwischen Türkei und Nato-Partner USA bringt ihnen nur Vorteile in der Region.
Die Kurden, die jedes Angebot ablehnen, für mehr Autonomie auf der Seite Syriens zu kämpfen und lieber als Vasall auf die USA zu vertrauen, werden wieder einmal die Verlierer sein. Die Folgen des Referendums im Nordirak sollte ihnen eine Warnung sein.

Wie sagte Henry Kissinger so treffend:
Die USA haben keine dauerhaften Feinde oder Freunde, nur Interessen.

jowi
jowi
Reply to  Robbespiere
6 Jahre zuvor

@Robbespiere
„Die USA haben keine dauerhaften Feinde oder Freunde, nur Interessen.“

Deshalb haben sie auch so einen hohen Verteidigungshaushalt, zur Verteidigung ihrer Interessen.
Stimmt schon, im Westen nichts Neues. Was mich umtreibt ist lediglich die Sorge, dass es die USA übertreibt, sie hat schon Middle East, Teile von Ex-Jugoslavien mit ihrer Uranmunition für Generationen verseucht, davor Vietnam mit Dioxin, also mir reicht es langsam.
Zu Syrien sag ich lieber nichts, viel zu kompliziert. Ich weiß nur, dass die Präsenz der USA dort gegen internationales Recht verstößt, but who cares.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  jowi
6 Jahre zuvor

@Jowi

Was mich umtreibt ist lediglich die Sorge, dass es die USA übertreibt

Das geht mir ebenso.
Wer weiß schon, wie weit sie gehen, um den Verlust der alleinigen Weltherrschaft zu verhindern.
Den durchgeknallten Neocons ist alles zuzutrauen, selbst der Einsatz von Atomwaffen.
Sie sind schlechte Verlierer, dabei haben sie es in ihrer Gier selbst verbockt.
Wer Russland dank einer wodka-affinen Marionete ausbeutet, darf sich über einen knallharten Putin nicht wundern.
Auch die Idee, massenhaft Kapital, Technologie und Arbeitsplätze nach China zu transferieren, hat auf lange Sicht die eigene Wirtschaft ruiniert und die Konkurrenz erst groß gemacht.
Wer so schlecht pokert, braucht die Schuld nicht dem Gewinner zuzuschieben.

Heldentasse
Heldentasse
6 Jahre zuvor

Kabinett der postdemokratischen Apokalypse

Geht es nicht auch eine Nummer kleiner? Als ob die neuen Vorturner so viel schlimmer als die alten wären, und darüber hinaus könnte man auch auf den m.E. falschen Gedanken kommen, dass konkrete Personen mit bestimmten Parteibüchern in der Regierungsverantwortung wesentlichen Einfluss hätten. Haben sie m.E. nicht, die neoliberale Agenda wird vorgeführt, die Sozen machen halt noch ein wenig Kosmetik für ihr Fußvolk dran, und schon kann das unsägliche Spiel weiter gehen.

Ergo: Die postdemokratische Apokalypse ist nicht im Kabinett zu finden, sondern in den Strukturen und Vorgängen die dahin geführt haben bzw. führen werden. Im Grunde müsste man fast sogar noch dankbar sein, weil dieses politische Schmiereinkomödie so demaskierend wirkt.

Beste Grüße

Lutz Lippke
Lutz Lippke
6 Jahre zuvor

Ich finde so ein Haudrauf-Artikel steht dem Roberto mal ganz gut. Der Ärger scheint echt zu sein und ist in eine ordentliche Portion bissigen Humor verpackt. Bisher wurde er fürs Seichte gescholten und nun ist es zu hart?

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Lutz Lippke
6 Jahre zuvor

Die Frage die man sich als Leser stellen sollte lautet: Wie tiefgreifend und treffend sind die gemachten Analysen? Nicht selten kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass zu kurz gesprungen wird.

Beste Grüße

jowi
jowi
Reply to  Heldentasse
6 Jahre zuvor

„Nicht selten kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass zu kurz gesprungen wird.“

Volle Zustimmung, deshalb schaue ich hier nur noch gelegentlich vorbei. Die Artikel bei den Nachdenkseiten, z.B., haben da meist mehr Tiefgang. Allerdings sind sie, was die Interaktivität angeht, sehr konservativ.
Oft muss ich sagen, bekomme ich Erkenntnisgewinn durch Links aus den Kommentaren, z.B. der hier zu einem Vortrag von Noam Chomsky: https://www.youtube.com/watch?v=_8bNGdBUIl0&feature=youtu.be&t=34

Sehr interessant, wie schon bei der damals relativ fortschrittlichen amerikanischen Verfassung, z.B. durch das Konstrukt des Senats, eine wirkliche Demokratie verhindert wurde. Auch in D haben wir eine Plutokratie und keine Demokratie, die Wohlhabenden ließen niemals ein System zu, das eine Enteignung oder radikal gerechte Umverteilung durch Volksentscheid erlauben würde. Das Ziel ist nicht Demokratie, sondern das Ruhighalten des Volkes durch pseudodemokratische Rituale UND durch eine Beteiligung an der Ausbeutung anderer. Der Kolonialismus, ob mittels Kanonenboot oder gekaufter Satrapen, erlaubt diese Ruhigstellung, weil wir so günstig an die Bananen kommen. So lange der Affe billig Banane hat, macht er keine Revolution. Die meisten leben halt das Sankt Florians -Prinzip: Oh hl. Sankt Florian, beschütz mein Haus, zünd andre an!

Lutz Lippke
Lutz Lippke
Reply to  jowi
6 Jahre zuvor

Um das mit dem Demokratiedefizit in D wissenschaftlich fundiert zu verstehen, kann ich Ingeborg Maus empfehlen.

R_Winter
R_Winter
6 Jahre zuvor

Von 100 auf 0 in so kurzer Zeit: Mit der klassischen Bremswegberechnung kommt man da nicht mehr weit. Sie kennt solche physikalischen Abnormitäten gar nicht.

Schulz fuhr auf der Autohahn mit Tempo 100 und hatte den Betonklotz Gabriel übersehen……

Was ist in der Politik „klassisch“? Das Staatsbegräbnis eines aktiven 80 jährigen Politikers?
Oder der persönliche Machtkampf zwischen Gabriel ./. Schulz/Nahles?
Der Satz „Wenn Du Parteifreunde hast, brauchst Du keine Feinde“ gilt seit 100 Jahren in der sPD (aber auch bei „Die Linke“ mit Wagenknecht./.Kipping/Rixinger/Bartsch).

Die FAZ analysiert (teilweise) richtig, wenn sie schreibt:

Mit Sigmar Gabriel verliert die SPD einen ihrer wertvollsten Männer. Im Machtkampf mit dem langjährigen Parteifreund hat sich Martin Schulz für seine eigene Karriere entschieden.

Mit Sigmar Gabriel verliert die SPD einen ihrer wertvollsten Männer. Im Machtkampf mit dem langjährigen Parteifreund hat sich Martin Schulz für seine eigene Karriere entschieden

.

FAZ

….und doch ist in 3,5 Jahren die Uhr für die sPD abgelaufen.
In dieser Zeit haben wir in der Berliner Bundesregierung die größte Orgel der Welt: Eine Ansammlung von Pfeifen.
Wir bekommen anschließend eine Regierung aus CDSU/AfD/ FDP (oder Grüne). Besser? Ich muss Kotzen bei diesen Gedanken.

trackback
Kabinett der postdemokratischen Apokalypse – Tagesticker.net
6 Jahre zuvor

[…] des Grauens die Regierungsarbeit. Sie waltet als Treuhand des moralisch-geistigen Abschwungs.Weiterlesen bei den neulandrebellen Lesen Sie auch: Hayali teilt aus! Dunja Hayali scheint das neue Bad-Ass des deutschen […]

Java
Java
6 Jahre zuvor

OFF

Siggi rausgekickt. Da hat er sich wohl zu offen gegen die Russlandsanktionen ausgesprochen.

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-02/sozialdemokratische-partei-deutschlands-sigmar-gabriel-vorwuerfe

Noch steht die GroKo aber nicht.

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Java
6 Jahre zuvor

@Java

Siggi rausgekickt. Da hat er sich wohl zu offen gegen die Russlandsanktionen ausgesprochen.

Um den würde ich mir keine Sorgen machen und ihm auch keine Träne nachweinen.
Siggi Pop hat sich mit CETA und Rekord-Waffenexporten seine Lorbeeren in der Wirtschaft verdient und fällt garantiert weich.

Java
Java
Reply to  Robbespiere
6 Jahre zuvor

Vielleicht alles nur abgesprochen und Show. Möglicherweise bleibt
Siggi in Reserve für den Fall das die GroKo platzt. Siggi als Rot-Rot-
Grüne Kanzlerhoffnung :-)))
Merkel will keine Minderheitsregierung.

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Java
6 Jahre zuvor

Siggi rausgekickt.

Das ist aber traurig! Man reiche mir sofort meine Tränenvase, ich muss noch die eine oder andere Krokodilträne absondern. 😉

Im übrigen hoffe ich, dass es so unterhaltsam weitergeht, sonst hat man ja zunehmend weniger zu lachen.

Beste Grüße

P.S.: Demnächst in diesem Theater: Die zur Schaustellung der absoluten Gesichtsentgleisungen der Sozen, wenn die AfD diese in der Wählergunst abhängen. Darüber werde ich allerdings nicht mehr lachen!

Mordred
Mordred
6 Jahre zuvor

Ja was soll man da noch sagen? Dass die CDU in der Wählergunst ähnlich übel dran sein dürfte, weil die beim Postengeschacher völlig abgekackt sind?
Beide sollten mir, wenn ich „NoGroKo“ ankreuze, dankbar sein 🙂

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Mordred
6 Jahre zuvor

Immerhin dürfen wir uns nun, in der unendlichen Weisheit unsere geliebten Führerin bis mindesten 2021 sonnen. Man möchte gar nicht mehr aufhören zu preisen und zu loben.

Beste Grüße

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Mordred
6 Jahre zuvor

Beide sollten mir, wenn ich „NoGroKo“ ankreuze, dankbar sein ?

Die Option fehlt in der Tat.
Wir sollten für einen Hacker zusammenlegen, der die Vorlage für die Wahlscheine entsprechend modifiziert. 🙂

Loco
Loco
6 Jahre zuvor

Schöne Zusammenfassung vom kommenden Gruselkabinett, auch wenn Schulzi uns wohl doch erspart bleibt (mal schauen was für Zumutungen der Seeheimer Kreis statt dessen aufbietet…)

pentimento
pentimento
6 Jahre zuvor

Schulz hat sich gerade selbst übertroffen. Noch während seines letzten Wendemanövers hat er den nächsten zirkusreifen Salto hingelegt. Leider nicht ohne Netz. Er wird weich in Brüssel landen.

Java
Java
Reply to  pentimento
6 Jahre zuvor

Vom 100%-Chulz zum Ohrfeigengesicht Chulz ……

http://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-02/berichte-schulz-verzichtet-auf-aussenministerium

Chulz wird Mädchenhändler in Rumänien …. Die Seeheimer schrecken aber auch vor nix zurück !

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Java
6 Jahre zuvor

@Java

Chulz wird Mädchenhändler in Rumänien ….

Die Befähigung dazu hat er bestimmt.
Wer so erfolgreich die eigene traditionelle Wählerschaft an das Kapital verkauft hat, besitzt die fachliche Qualifikation für jede Art von „Fleischhandel“. 🙂

Heldentasse
Heldentasse
6 Jahre zuvor

Ich wüsste noch ein Ministerium wo der Herr Chulz seine Fähigkeiten voll einbringen könnte, zum Wohle von uns allen, denn das Lachen ist ja bekanntlich gesund!

Beste Grüße

https://www.youtube.com/watch?v=iV2ViNJFZC8

Java
Java
Reply to  Heldentasse
6 Jahre zuvor

:-)))))

Der arme Chulz ….. kann einem als Mensch Leid tun …… als Politiker nicht sonderlich ….

Das Seeheimer Schiff steht auf Grund …… Ruder gebrochen …. Segel zerfetzt …..

Hier mal das Schröder-Blair-Papier zum Ausdrucken und Arsch abwischen für die

SPD-Spitze :

http://www.glasnost.de/pol/schroederblair.html

Robbespiere
Robbespiere
Reply to  Java
6 Jahre zuvor

@Java

Der arme Chulz ….. kann einem als Mensch Leid tun …… als Politiker nicht sonderlich ….

Wie trennt man das?
Ein Schwein ist ein Schwein, egal in welcher Fellfarbe.

Das Seeheimer Schiff steht auf Grund …… Ruder gebrochen …. Segel zerfetzt …..

Nicht so voreilig.
Totgesagte leben bekanntlich länger. Man kann so ein Schiff auch umflaggen so wie Clement, der jetzt unter gelber Flagge fährt.
Wenn die SPD komplett abkackt, segeln die Seeheimer auch auf dem schwarzen Meer.
Hauptsache, die Heuer stimmt.

Balmung
Balmung
6 Jahre zuvor
...ohne Rot zu werden...
...ohne Rot zu werden...
6 Jahre zuvor

Lösen! Lösen!

Die Frage lautete:
…und ich nehme mal an, da ist niemand zum blamieren ?

Java
Java
6 Jahre zuvor