Hayali teilt aus!

Dunja Hayali scheint das neue Bad-Ass des deutschen Pressebürgertums zu sein. Wie sie sich wehrt und wie sie austeilt! Dabei sind die Adressaten ihrer Zurechtweisungen nur recht billige Empfänger.

Neulich hat sich Frau Hayali wieder mal mit einem Typen aus dem Social Media angelegt. Oder stellen wir es richtig: Sie hat einem »endgeilen Ficker« (ihr O-Ton) eine Antwort erteilt, nachdem dieser sich mit ihr angelegt hatte. Er sei als Türke letztlich »genau so Eine falsche ratte wie der rest von [seinem] land« (auch ihr O-Ton), tippte sie antiinterpunktionistisch als Quintessenz zu Protokoll. Da war sie wieder, die Hayali, die austeilt und daher Medienbeachtung findet. Die standhafte Kämpferin gegen die Hohlbirnen und Legastheniker, die Verteidigerin der Toleranz, die nicht duldet, dass aus Face- ein Faschobook wird und daher in den Medien immer wieder gerne lobend Erwähnung findet.

Nun muss man fairerweise sagen, dass Frau Hayali einiges aushalten muss. Mancher Kommentar zu ihrer Person ist schlicht keiner, sondern stellt sich als justiziable Beleidigung heraus, so man sie denn der Justiz zu Händen geben möchte. Da nicht einzuknicken ist gar nicht so einfach. Es wertet natürlich das Selbstwertgefühl ungemein auf, wenn man dem Hasskommentator noch was nachwerfen kann und auch noch Likes erhält. Aber diese Qualitäten, die man ihr medial dadurch zuschreibt, also standhaft journalistisch, tolerant und wahrhaftig zu sein: Die haben mit dieser Sache gar nichts zu tun.

Dennoch hat man Frau Hayali in den letzten Monaten zu einer Koryphäe des toleranten, wortgewaltigen, aufrechten Deutschland gemausert. Kaum ein Presseerzeugnis, das nicht von ihr berichtet, wie sie Beleidigungen auszuhalten und wie sie gegen sie anzukämpfen versteht. Immer wieder wird ihr Name genannt, wenn das bürgerliche Deutschland des Durchschnittsintellekts kopfschüttelnd die Dummheit der Sympathisanten der Pegida oder der AfD aus Distinktionsgründen heranziehen, ganz nach dem Motto: Mann, sind das Deppen; die haben es verdient, Hartz IV zu beziehen oder geringfügig entlohnt Schuhe zu putzen! Wenn Hayali das Gespräch mit Verbitterten aus dieser Nische sucht, dann sichert sie sich ihre Stellung als Unverbiegbare. Und wenn sie muslimischer Engstirnigkeit dieselbe Haltung entgegenbringt, dann hilft ihr das, um sich als umsichtige Instanz hervorzutun. Da bejubelt man das Kind von Einwanderern – so tolerant ist man mittlerweile in der schnieken Mitte.

Der von ihr geführte Kampf, den die Medien so dankbar dokumentieren, ist aber eine wohlfeile Angelegenheit. Kleinen Führern die Meinung zu geigen und ihnen ihre Beschränktheit vor Augen zu führen, ist innerhalb des werteliberalen Bürgertums doch mittlerweile ein elitaristischer Selbstläufer. Man grenzt sich doch mit klassistischer Selbstverständlichkeit gegen die Armen, die Dummen und die Hassenden ab. Den Meinungsführern allerdings, die mit ihrem ökonomischen Primat für viele Erscheinungen der wachsenden Intoleranz verantwortlich sind, den Sozialabbauern oder den Prekarisierern beispielsweise, mal ihre Beschränktheit vor Augen zu führen: Das wäre viel komplexer. Käme aber im gleichzeitig eher wirtschaftsliberalen Bürgertum eher nicht so gut an. Zu den Modernisierungssiegern will man doch aufschließen, sich selbst als einer fühlen.

Hayali ist insofern eine Heldin des elitaristischen Zeitgeistes. Eine, die man für ihre toleranzthematische Ausrichtung lobt, weil in ihr keine sozialthematische Note mitschwingt. Nur deswegen geht sie als das jetzt ziemlich angesagte It-Bad-Ass der Toleranz durch. Sie stößt sich nicht an außenpolitischen Verstellungen, nicht an sozialpolitischer Ignoranz – sie beackert nur die Folgen, die gesellschaftliche Exklusion und mediales Versagen heraufbeschworen haben. Wenn sie sich gegen diejenigen wendet, die sie persönlich als Teil der Lügenpresse abstempeln, läuft sie als konziliante, aber doch toughe Moderatorin auf, die klarstellt, dass sie ganz bestimmt sorgfältig ihrer Arbeit nachgeht. So wie alle ihre Kollegen auch, wie die ganze Branche. Tendenziöses gibt es da nicht. Schuld sind damit diejenigen, die sich verarscht fühlen. Als Sprachrohr ihrer Branche verlagert sie die Verantwortlichkeit für manche unappetitliche Entwicklung in diesem neuen Deutschland. Sie mahnt die Dummen an, nicht diejenigen, die sie dumm gehalten haben.

Wie gesagt, die Adressaten ihrer Wehrhaftigkeiten sind billige Opfer, die sich ihr vorher zwar als ebenso billige Täter vorgestellt haben, aber trotzdem ja synchron dazu als Opfer einer gesamtgesellschaftlichen Misere dastehen. Frau Hayali hat ja durchaus Qualitäten, sie zeigt ja Format und Engagement, weshalb sie diese Skills nicht verwendet, um den politischen Kurs zu kommentieren, muss sie sich als Frage schon mal gefallen lassen. Würde sie ihr Wort an die Adresse der politisch-ökonomischen Rädelsführer richten, läge darin so viel mehr Wert als so. Nur dann würde sie nicht zum Bad-Ass, zur Zornigen des Gerechten aufgebauscht. Dann endete sie als Randnotiz oder aber auf dem Arbeitsamt. Oder was noch wesentlich schlimmer wäre: Als Moderatorin bei RTL 2. Man muss sich also schon aussuchen, gegen wen man Feldzüge führt.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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GrooveX
GrooveX
6 Jahre zuvor

ohne jetzt im einzelnen zu wissen, was hayali ausmacht, gehe ich davon aus, dass sie gar nichts tut außer einen leeren screen zu füllen – auch bei facebook oder twitter. diejenigen, die dort was zu tun haben, werden redaktion oder technik oder irgendwas mit medien genannt. hayalis job ist, der marke ein gesicht und einen dazugehörigen slang zu geben.

die deppen kläffen einen bildschirm an!

aquadraht
aquadraht
Reply to  GrooveX
6 Jahre zuvor

Und noch grössere Deppen kläffen einen Blogger an

GrooveX
GrooveX
Reply to  aquadraht
6 Jahre zuvor

das lässt sich problemlos weiterführen…

angela
angela
6 Jahre zuvor

Was erwarte man von einer Hofberichterstattrin???

GrooveX
GrooveX
Reply to  angela
6 Jahre zuvor

mehr so das höflich-höfische. darauf bezieht sich ja robertos artikel. aber marke ist marke und pank verkauft sich inzwischen auch beis bildungsburgers, so als retourkutsche – aber auch nur so!

#fakeplebs

angela
angela
Reply to  GrooveX
6 Jahre zuvor

genau

Achmed se terrorist
Achmed se terrorist
6 Jahre zuvor

Als Moderatorin bei RTL 2.

Ja, aus Nebensächlichkeiten grooooße Geschichten zu basteln, das ist ihr Ding.

Es gibt da verschiedene Softwarelösungen die Dozenten an Hochschulen verwenden
um Plagiate aus dem Internet in Hausarbeiten von Studenten aufzuspüren.
Diese Software kann Personen anhand ihres Schriftbildes identifizieren.

Wenn wir nun hergingen um das Internet mit dieser Software abzusuchen,
würden wir sehen, dass da draußen einige hundert verstörte Wandernazis
a la Fragezeichen in Umlauf sind, die uns fortwährend als großes, gesell-
schaftliches Problem dargestellt werden: „Millioooonen Hater sind da draußen!“

Die Hasskappen sind immer die Gleichen, Wenigen. Sich selbstheroisch dazwischen-
zu werfen ist eine alberne Eitelkeit der Hayali.

Wie zuvor schon geschrieben wurde. Es gibt wichtigere Themen. Die kosten
viel Arbeit die niemand mehr bezahlt und sehen will.

trackback
Hayali teilt aus! – Tagesticker.net
6 Jahre zuvor

[…] und wie sie austeilt! Dabei sind die Adressaten ihrer Zurechtweisungen nur recht billige Empfänger.Weiterlesen bei den neulandrebellen Lesen Sie auch: Talkin´ ´bout my G-G-Generation Generationengerechtigkeit: Darüber sollte man […]

FrageZeichen
FrageZeichen
6 Jahre zuvor

Propagandaoffiziere gibt es tatsächlich genug im medialen Bereich. Weiter oben im Artikel wird sehr schön beschrieben wie diese ticken: Nach unten treten und nach oben buckeln.
Und manche von denen sind so tief im Merkel-Arsch, die kommen schon wieder zum Maule der Ex-Stasi-Schlampe raus. Eigentlich hassenswert so ein Gesindel, nicht wahr?

Schließlich und letztendlich möchten die unverschämten Propagandamacher dann dem Publikum auch noch vorschreiben welche Emotionen dieses haben darf. („Den großen Bruder darfst du nur lieben. Und, liebst du ihn schon?“). Wer hasst, der hat gefälligst böse zu sein. Schließlich ist Haß ja ein negatives Gefühl mit negativer Konnotation.

Mein Tipp dazu: Hasst und liebt wenn ihr wollt, und nehmt keine Rücksicht auf den großen Bruder. Warum? Der große Bruder ist ein riesen Arschloch.

Was bleibt eigentlich übrig, wenn man die Anti-Hass-Kampagne analysiert? Folgendes: Sie ist nichts weiter als eine Propagandakampagne gegen die Meinungsfreiheit. Die Obrigkeit versucht eine „Schere im Kopf“ zu installieren.
Neben der FakeNews-Kampagne (Motto: „Die Obrigkeit bestimmt was wahr und was falsch ist“) haben wir es mit einem weiteren Baustein im verfassungsfeindlichen Denkgebäude unserer Etablierten zu tun.
Dieses Gesindel unterstützt die schrittweise Demontage der Verfassung und kommt sich noch moralisch integer dabei vor. Sollte man schon hassen, so etwas. Man kann es auch verachten. Keinerlei Emotion hier zu zeigen wäre dämlich.

Achmed se terrorist
Achmed se terrorist
6 Jahre zuvor

OFF
Monitor Do, 24.08.2017 | 22:00 Uhr

Die Themen:

-Deutschlands Immobilienmarkt: ein Paradies für Geldwäsche
-Jaber Albakr: der dubiose Tod eines mutmaßlichen Terroristen
– Grenzen dicht in Afrika: wie die EU Flüchtlinge vom Mittelmeer fernhalten will
-Jobwunder durch Hartz IV und Co.?

http://www1.wdr.de/daserste/monitor/index.html

Die könnten ruhig mal wieder die Autoren selbst ihre Beiträge
anmoderieren lassen. So wie bei Ruge und Bednarz früher.
Wäre mal was anderes als der unrasierte Hochglanz-Restle
im Hochglanzstudio.

Rots
Rots
6 Jahre zuvor

Art 5 Grundgesetz
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.

leider hat unsere Justiz den Kontext (Inhalt) dieser Zeilen noch nicht apprehendieren (begreifen, erfassen ) können
da steht NICHT = das Pressegören , vermuten,unterstellen,verleumden,titulieren,diffamieren,stigmatisieren,falsches Zeugnis ablegen,oder Rufmord begehen dürfen oder können.
da steht auch NICHT = das diese voll delikthaftungsfähigen Personen nicht mit ALLER vollstreckungsgewalt des Gesetzes belohnt werden können.

warum werden diese Pressegören beschützt ??? …. jede Diktatur braucht eine Horde geistig minderbemittelter Mitläufer, am Besten auf Steuerzahlerkosten —–> siehe DDR, siehe Adolf, Kim jong un, Saddam, Gaddafi um nur die letzten zu benennen!

… wenn „unser“ täglich Donald von einer US Richterin eine rote Karte erhält -> frohlocken und jauchzen unsere Mediengirls und boys <- welche """"Richterin"""" der BRD hat soviel Mut ??? also ein schwein macht noch keine sauerei, erst wenn die Maschine gut geölt und und das BÖSE öffentlich ausgemacht und umrissen wurde, schließt sich der Kreis der Strafvereitelungskönige und KÖNNIGINNEN.

Vergiss es
Vergiss es
6 Jahre zuvor

Tja, Bushido hat in Deutschland auch mal einen Bambi-Preis gekriegt.
Hayali ist einfach nur Migrationshintergrund-Quotenfrau, die sich dem Establishment angepasst hat und das als toughen Journaillismus verkauft.

Diejenigen, die das Ernst nehmen, gehören peinlicherweise größtenteils zur gefühlten Mittelschicht, die meint, sich durch den Konsum von Hayali-Formaten vom Prekariat abgrenzen zu können und zu müssen.