Trump, Hitler und die linke Geschichtsschreibung

Trump ist nicht Hitler. Das stimmt – denn jeder Mensch ist einzigartig. Kann man ihn trotzdem mit ihm vergleichen? Natürlich, denn jeder Vergleich birgt einzigartige Ansichten. Beim Aufstieg Trumps kommt man zu folgender Ansicht: Die bevorzugte Faschismus-Theorie der Neuen Linken war simplifizierend und damit letztlich falsch.

Eigentlich war alles klar, die Positionen definiert, Konturen nachgezogen, man wusste, was von wem unter welchen Voraussetzungen drohte. Nach dem Krieg zog man seine Theorie über die Entstehung faschistischer oder protofaschistischer Systeme aus den Schriften marxistischer und linker Widerständler, die unmittelbar in der Ära des Faschismus ihre Thesen definierten. Als politisch Verfolgte verströmten ihre Schriften wohl Widerstandsgeist, aber in der Einschätzung, da wirkten sie oft befangen, denn es war für sie ziemlich eindeutig, woher dieses Phänomen, das wir später generalisierend als Faschismus bezeichneten, seinen Anlauf auf die Gesellschaft nahm. Es sei der Kapitalismus, der in seiner absoluten Perversion zu diesem System führe (Dimitrow-These). Und deshalb stehe hinter dieser Entwicklung auch das Bürgertum, die vom Kapitalismus profitierenden Eliten, die sich einer solchen Bewegung an den Hals schmissen, um ihren Besitzstand zu wahren und sich gefährlicher sozialer Gefechte endgültig zu entledigen.

Einen Faktor schloss man mehr oder weniger aus: Die im kapitalistischen System darbenden Gesellschaftsschichten blickten eben nicht besorgt auf die Entstehung dieses faschistischen Elitarismus. Sie hoben ihn aktiv »als ihre Bewegung« in den Sattel und forcierten folglich die Dynamik. Und so waren es nicht nur Gewerkschafter und Linke, die sich voller Ekel abwandten, sondern gerade auch jene konservativen Kreise, von denen man nachher gerne behauptete, sie hätten sich ihren starken Mann engagiert. Auch sie hofften, dass der Spuk schnell ein Ende findet, auch wenn ihre politische Kaste natürlich glaubte, sie hätte den kleinen Mann kurzfristig eingerahmt.

Thalheimer gehörte zu den wenigen, die das seinerzeit erkannten. Er glaubte, dass das Patt im Klassenkampf dazu führe, dass der Faschismus seinen Anhang vor allem unter den deklassierten oder von der Deklassierung bedrohter Massen rekrutiere. Damit bezog er sich auf Marxens Schrift über den Bonapartismus. (Kürzlich habe ich hier dessen achtzehnten Brumaire erläutert.) Für Marx stellte die Machterlangung des dritten Napoleon eine einzigartige Konstellation dar. Erstmalig verstand da jemand, die gesellschaftlichen Dynamiken auf seine Person zu vereinigen, den pauperisierten Massen soziale Reformen zu versprechen, während man gleichzeitig dem reichen Bürgertum die Besitzstandswahrung in Aussicht stellte, wenn es weitestgehend auf demokratische Rechte verzichte. So schaltete er innerhalb der Gesellschaft den Klassenkampf ab und bündelte alle Energien in seinem Regime.

Die Bündelung aller widerstreitenden Gesellschaftsdynamiken, sie kommt begrifflich schon in dem vor, was Mussolini, Ex-Sozialist und Nationalist, der Welt als Faschismus vorsetzte. Fascio meint den Bund oder das Bündel, ikonographisch ausgestattet mit dem Liktorenbündel, das als eine Reminiszenz an das alte Rom gedacht war, aber gleichzeitig als die symbolische Bündelung aller Partikularinteressen in der Hand eines starken Staates ausgelegt werden konnte. Mussolini selbst sah sich als Vereiner des ländlichen Italiens mit dem modernen Italien der Städte, des Agrarischen mit dem Industriestandort, des Mezzogiorno mit dem Norden – also des Alten mit dem Neuen oder als Synthese des Traditionellen mit dem Modernen sozusagen. Aus dieser Zusammenlegung jeweiliger Interessen, was im Grunde nichts anderes als die Unterdrückung klassenspezifischer Interessenserkämpfung darstellte, glaubte der italienische Faschismus den neuen Menschen entwerfen zu können. Die deutsche Spielart, viel brutaler, menschenverachtender und rassistischer, als das italienische Vorbild, pickte sich diverse Versatzstücke aus diesem uniformen Bonapartismus heraus. Aber das führt an dieser Stelle zu weit.

Am Trumpismus, der übrigens nicht gleichzusetzen ist mit dem Faschismus aus seiner klassischen Epoche, merkt man nun, was man seinerzeit schon bemerkt haben könnte, und was die konservative Geschichtsschreibung tatsächlich auch notiert hat, nur um sich dafür Kritik einzuheimsen: Faschistisch auftretende Bewegungen kommen nicht lediglich als brachialer Akt der Besitzstandswahrung über Gesellschaften, sie entstehen aus mehreren Dynamiken und sind mindestens so stark durch enttäuschte Arbeiter und Angestellte bedingt, als durch etwaige Leute aus der Oberschicht. Andersherum sind es aber auch Menschen aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, die ein solches Regime ablehnen. Gut zu sehen aktuell bei Trump, den Gewerkschafter genauso sehr ablehnen wie zum Beispiel der konservative Herausgeber einer Wochenzeitung. An dieser Schwelle stehen Globalisierungskritiker wie Atlantiker zusammen.

Nachzuschieben ist, dass man den Trumpismus sicher (noch) nicht als faschistisches System aburteilen kann, er aber durchaus ein Vorgeplänkel darstellen könnte, den Prototyp eines speziell amerikanischen Typus einer ähnlich gearteten Bewegung. Ein Neofaschismus letztlich, der gewisse Attribute aufweist, die faktenresistente Volkstribune und ihren Parteien, zum Einsatz bringen. An dieser Stelle fehlt es an einer soziologisch-politologischen Ausarbeitung, die neue Erscheinungensformen phänomenologisch erfasst und definiert, ohne gleich ideologische Kampfbegriffe zu entwickeln.

Seit Jahren versucht man den Menschen die linke Interpretation zu verkaufen, die drohende Faschisierung als einen Akt von oben darzutun, als etwas das über die unschuldigen Bürger kommt. Faschismustheorien gab es viele, aber die Dimitrow-These und ihre Spielarten war die beliebteste, auch um es sich ganz einfach zu machen mit einem Schlachtruf: Die Oberschicht will es. Das ist auch die Haltung eines Großteils der Antifa zum Thema. Unter diesem Vorzeichen hat man die antifaschistische Aktion als etwas begriffen, was der Oberschicht – frei nach Adorno – ihre demokratische Maske vom Gesicht reißen wollte, damit so der Faschist zum Vorschein kommt. Dort war aber meist gar keiner zu finden – dort man fand man nur renditeorientierte Charaktermasken, denen eine wie auch immer geartete politische Weltanschauung scheißegal war. Arbeitsmarktthemen blendete man hingegen unter Antifaschisten ganz gerne aus. Man hielt sie für zweitrangig für die Umsetzung des eigenen Anspruches.

Das war ein großer Irrtum. Über gerechte Löhne, integrative Maßnahmen auf dem Arbeitsmarkt, Teilhabe an den Sozialversicherungen, kurz über die von Antifaschisten so geschmähte Ökonomie, forciert man antifaschistische Aktionen und wird dem »Nie wieder« erst gerecht. Wenn man dafür nicht kämpft und stattdessen andere Feindbilder als die präfaschistischen Vorboten aufbaut, so bemerkt man eben nicht, wer durch die Hintertüre das Haus betritt.

Um das besser zu verstehen, lohnt sich also der Vergleich mit damals. Wer es mit Antifaschismus ernst meint, der muss eben mehr bieten als Memorabilia und Sonntagsreden. Der muss Teilhabe sichern. Das ist das A und O antifaschistischer Arbeit.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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Heldentasse
Heldentasse
7 Jahre zuvor

Von überall dröhnt es „Trump hier, Trump dort , Trump da, …“. Ich denke wenn es ihn nicht gäbe müsste man ihn erfinden, um seine Ideen von was auch immer unter die Menschen zu bringen!

Ansonsten gibt es noch dieses schöne Liedchen als Hintergrundmusik zu diesem vermeintlich lustigen Treiben und Reigen:

https://www.youtube.com/watch?v=LyFinYxwMYo

Beste Grüße

Ert
Ert
7 Jahre zuvor

Wer nicht klar denken kann, kann auch nicht klar schreiben.

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Ert
7 Jahre zuvor

Und ich dachte es wäre genau andersherum!

Ert
Ert
Reply to  Heldentasse
7 Jahre zuvor

Nicht du .-)

Sheeple
Sheeple
Reply to  Ert
7 Jahre zuvor

mit Verlaub, aber wer nicht verstanden hat was das Thema des Artikels ist, dem kommt das in der Tat „verschwurbelt“ vor.
Ist es aber überhaupt nicht. Es ist nur ein Abriss verschiedener Sozialtheorien und eine Darlegung ob „Trumpismus“ auch schon als Faschistische Bewegung zu werten ist.

trackback
Trump und die verdrehte Welt der „heute show“ – neulandrebellen
7 Jahre zuvor

[…] richtig einzuordnen vermag (worüber sich auch mein geschätzter Kollege Roberto De Lapuente so seine Gedanken macht). Er sagt Dinge, die Rechte wie Linke zuweilen sogar gleichzeitig in Verzückung und […]

schwitzig
schwitzig
7 Jahre zuvor

Gibt es eine Zusammenfassung der Aussage des Artikels? Nach dem Anfangsgeschwurbel gingen mir die Nerven abhanden.

Irena
Irena
Reply to  schwitzig
7 Jahre zuvor

„Nach dem Anfangsgeschwurbel gingen mir die Nerven abhanden.Beteilige dich an der Dikussion“
Es geht mir ähnlich. Es ist mir schwer nachvollziehen, was Roberto eigentlich sagen wollte. Insbesondere mit letztem Absatz über „Sonntagsreden“ schießt er m. E. in eigenes Knie…

In allgemein finde ich ein Vergleich Trumps mit Hitler absolut falsch. Unter anderem bringt es auch zur Inflation des Begriffs Faschismus und dies ist bzw. sollte nicht der Ziel sein. Die Erstärkung des Rechtspopulismus – und Trump ist Einer davon – zeigt, dass die Gesellschaft durch vergangene Versäumnisse, Fehler begann zu kippen. Da eine Gesellschaft ein Ganzes ist, ist klar, dass dort die Kräfte aktiviert werden, die dem entgegen wirken bzw. meinen zu wirken.

M. E. Populisten haben keine Antworten auf die Probleme. Die, die Probleme geschafft haben, sehen ein Problem in den Populisten – nicht in eigene vorherigen Politik. Daher bieten auch sie keinen Lösungen. Vielleicht wird in der Auseinandersetzung etwas herauskristallisieren, werden wir sehen… Noch keine Anzeichen dafür.

die Linken könnten bei der Herausarbeitung einer Lösung eine Rolle spielen. Dafür muss man nicht einfach in Opposition sein, man muss Lösungen bieten und zwar ganzheitlichen…

Mit allem Respekt an Marx, der gut „kindliche“ Krankheiten des Kapitalismus beschrieb, kann er in moderner Welt nur bedingt helfen.

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Irena
7 Jahre zuvor

<blockquoteM. E. Populisten haben keine Antworten auf die Probleme.
Wie man gut an Mr. Trump sehen kann, hier ist der Vergleich m.E. erlaubt, haben die schlimmsten Populisten leider Antworten auf jedes Problem, nur fast immer die falschen und die allzu einfachen!

Die Trump, Le Pens, Petrys usw. leben davon, dass ihre WählerInnen ein zurück in alte gesellschaftliche Strukturen wollen, aber das kann in dieser kaputten Welt mit nun über 7 Milliarden Menschen, vollgeknallt mit Waffen, und einer Ökologie die aus dem letzten Loch pfeift nicht gelingen!

Der Mensch an sich ist ein Vollidiot!

Beste Grüße

Ert
Ert
Reply to  Heldentasse
7 Jahre zuvor

Die Trump, Le Pens, Petrys usw. leben davon, dass ihre WählerInnen ein zurück in alte gesellschaftliche Strukturen wollen, aber das kann in dieser kaputten Welt mit nun über 7 Milliarden Menschen, vollgeknallt mit Waffen, und einer Ökologie die aus dem letzten Loch pfeift nicht gelingen!

Die Trump, Le Pens, Petrys usw. leben davon, dass sie in dieser kaputten Welt, Menschen, Ökologie und alles sonst für sie Überflüssige streichen und die Waffen aus dem vollgeknallten Schrank holen. Den Herrn Trump werden wir noch als obersten Feldherren der US-Army erleben, wenn seine autoritären, faschistoiden Dekrete in Reihe höchstrichterlich kassiert werden. Dann kippt der arme Tropf und zeigt uns was ne Harke ist. Dann brennt die Luft. Kasalla gibts dann. Irgendein Hinterhof-Dikator habe sich die Füße nicht gewaschen, wird Colin Powell behaupten.

Freigeist
Freigeist
Reply to  Ert
7 Jahre zuvor

Unfassbar…hast du mal recherchiert, welche Verbrechen Obama als Oberbefehlshaber der Nato- und US Streikräfte zu verantworten hat??? Offensichtlich nicht! Schaltet bloß endlich den Fernseher aus und legt die Bild zeitung beim kacken endlich aus der Hand!

Freigeist
Freigeist
Reply to  Heldentasse
7 Jahre zuvor

Mit der Verwendung des Begriffs „Populisten“ disqualifiziert sich jeder noch so versierte Leser! Und wer Frauke Petri in einem Satz mit Trump und Le Pen nennt, der hat offensichtlich der sehr patenten Frauke Petri niemals objektiv zugehört!
Deutschland täte gut daran einer Frauke Perti die geschicke des Landes zu überlassen!

Carlo
Carlo
7 Jahre zuvor

Unmenschlichkeit (in vielen Färbungen inkl. Faschismus) beginnt schon damit, dass man Begriffe wie »gerechter Lohn« und »Arbeitsmarkt« unreflektiert benutzt. Was ist ein »gerechter Lohn« und was ist ein »Arbeitsmarkt«? Gibt es das überhaupt und was ist »gerecht«?
Niemand kann den Wert eines Menschenlebens bestimmen und daraus einen Preis ableiten. Oder was kostet ein Menschenleben und wie kommt man darauf? Auf dem »Arbeitsmarkt« (Markt als Handelsplatz) wird mit etwas gehandelt dessen Preis nicht bestimmbar ist, so als wären es kleine Teilchen oder Stücke. Das hat nichts mit Menschlichkeit zu tun. Ohne Menschlichkeit gibt es keine Freiheit. Ohne Freiheit keine Demokratie. Die Begriffe sind längst zu hohlen Phrasen verkommen. Darum kann sich heute jeder damit »schmücken«.

flavo
flavo
Reply to  Carlo
7 Jahre zuvor

Sicherlich, ja, aber man kann schon auch pragmatisch an das Ganze herangehen. Wenn der Hartz Satz verdoppelt wird, dann ist vielen ein Stück weit mehr Menschlichkeit möglich zu leben. Wenn die Sanktionen getilgt werden, ebenfalls Und wenn der Niedriglöhner auch in Teilzeit nicht mehr weniger als 1200 netto bekommen kann, dann ist damit auch vielen geholfen. Oder soll man sagen: nein, weil es prinzipielle Unerfüllbarkeiten gibt, deswegen braucht man auch nicht den Hartz Satz zu erhöhen. Das kann es doch wohl auch nicht sein.

Ert
Ert
Reply to  flavo
7 Jahre zuvor

Ach so, Hartz-Sätze verdoppeln, Sanktionen streichen und den Lohnabstand, also die Differenz zwischen Sozialleistung und Erwerbseinkommen, auf nicht weniger als 1200 € netto in Teilzeit erhöhen ?!

Interessantes Maßnahmenpaket ! .-)

Müsste man mal durchrechnen. Ich glaub der Schäuble kippt vornüber aus dem Rolli :-))))

flurdab
flurdab
Reply to  Ert
7 Jahre zuvor

Das wäre aber keine Katastrophe, also das mit dem Schäuble.
(Wobei böse Stimmen ja behaupten das der Mann garnicht gelähmt ist, sondern nur nach einem Weg gesucht hat einen Koffer zu verstecken)

Es würde ja schon reichen die Sanktionen abzuschaffen und die Hartz- Sätze an die Erhöhung der Diäten zu koppeln. Die liegen eigenartiger weise immer 1- 1,5% über der Inflation.
Und neuerdings geht das ja sogar geräuschlos und automatisch.

Ert
Ert
Reply to  flurdab
7 Jahre zuvor

Es würde ja schon reichen die Sanktionen abzuschaffen und die Hartz- Sätze an die Erhöhung der Diäten zu koppeln.

Oder man beendet die Sanktionierung und koppelt dies an veränderte Beschäftigungsbedingungen; z.B. im Bereich der Zeitarbeit. Die derzeitige Praxis versteht niemand. Wenn sich jemand bereit erklärt, befristet und planungsunsicher auf dem Schleudersitz einer Firma Platz zu nehmen, um eben dieser Firma zu helfen, für wenige Wochen und Monate Produktionsspitzen abzuarbeiten; dann ist das doch vom ersten Tag an einen Stundenlohn wert der über dem der Stammbelegschaft liegen sollte, oder nicht ?! Der Zeitarbeiter bringt Opfer für die er einen Bonus, einen Lohnzuschlag, verdient hat. So ähnlich wie Schmutzzulage, Nachtschichtzulage, Feiertagszuschlag etc. Der Arbeitgeber muss doch Anreize setzen damit ihm jemand aus seiner übergänglichen Patsche hilft. Der Zeitarbeiter doch nicht. Angebot und Nachfrage. Warum muss ein Staat seine Bürger gängeln damit Arbeitgeber über eine unterbezahlte, industrielle Reservearmee verfügen dürfen ?
Das ist doch einer der Hintergründe, vor denen man den bürgerverachtenden Qutasch einer Frau Nahles betrachten muss. Was staatlich verordnete Wettbewerbsverzerrung aus unserem System der sozialen Absicherung gemacht hat, steht außer Frage und war von den Verantwortlichen so gewollt, ohne Frage.

Wenn Anreize und Entlohnung attraktiv genug sind, dann bedarfs es keiner Sanktionierung. Dazu bedarf es keiner Zeitarbeitsfirmen die sich ebenfalls madenhaft vom Lohn der Aushilfen bedienen.

trackback
Trump, Hitler und die linke Geschichtsschreibung – Tagesticker.net
7 Jahre zuvor

[…] Die bevorzugte Faschismus-Theorie der Neuen Linken war simplifizierend und damit letztlich falsch. Weiterlesen bei den neulandrebellen Lesen Sie auch: Mit Verlaub, Herr Präsident, Sie sind ein … Im Umgang mit Donald Trump […]

Sheeple
Sheeple
7 Jahre zuvor

Sehr guter Artikel. Der das eigentliche Problem zum Ende hin schön auf den Punkt bringt und auch einen guten Abriss der einzelnen Sozialtheorien darlegt. Eines schockiert mich allerdings ein wenig: Da ich es als Aufgabe des Staates sehe die Partikularinteresen gegeneinander abzuwägen und entweder in ihre Schranken zu weisen oder vor den anderen Schichten durch Gesetze und Judikative zu schützen. Bin ich dadurch ein Anhänger des Faschimus Mussolinis?

Mordred
Mordred
Reply to  Sheeple
7 Jahre zuvor

kommt auf die konkrete ausgestaltung an.

flurdab
flurdab
7 Jahre zuvor

Sehr guter Artikel!
Auch wenn ich ihn zweimal lesen musste um den Kern seiner Aussagen für mich frei zu legen.
Aber daran das ich Roberto zweimal lesen muss, gewöhne ich mich langsam.
Auf der anderen Seite frage ich mich auch, wie man das Artikelthema einfacher hätte fassen können.
Quasi in „Einfachdeutsch“, es will mir nicht gelingen.
Manchmal schreibt Roberto eben keine Artikel, sondern stellt Denksportaufgaben, das finde ich persönlich sehr gut, zwingt es mich doch aus der allgemeinen Routine heraus.

Danke dafür.

flurdab
flurdab
Reply to  Roberto J. De Lapuente
7 Jahre zuvor

Es ist eben oftmals schwer gegen die „Meinungs- Einfachtheit“ zu argumentieren.
Dabei wäre es das Einfachste die „Einfachheit“ auf zu lösen, und echte Diskussionen zu starten.
Ich persönlich reibe mich gerne ans deiner Meinung, um zu verstehen was du meinst.
Anders geht es nicht!

Grüße von Tyler Durden.

flurdab
flurdab
Reply to  flurdab
7 Jahre zuvor

Vielleicht solltest du eine moderierte Kommentar- Bremse einbauen.
Lesen Sie den Text zweimal in einem Abstand von 12 Stunden.
Erst danach dürfen Sie mich beschimpfen.

So was in der Art.

Grüße

flurdab
flurdab
Reply to  Roberto J. De Lapuente
7 Jahre zuvor

Die Tragik ist ja, dass ich selber zu den „Leuten“ gehöre. 😉

Was ich aber wirklich erlebe ist ein verflachen des Diskurs. Im Grunde werfen die meisten Kommentatoren auch nur noch mit Allgemeinplätzchen/ Meinung um sich.
Das ist alles sehr bedenklich.
Früher: These- Gegenthese- Synthese
Heute: Meinung- Gegenmeinung- Arschloch.

Mordred
Mordred
Reply to  flurdab
7 Jahre zuvor

rechts ist meistens einfacher als links.

flurdab
flurdab
7 Jahre zuvor

Somit wird es auch erklärlich, warum Wagenknecht und Lafontaine von den „Salon- Linken“ in die recht Ecke geschoben werden. Und so viele dabei begeistert mit tun.
Links und Rechts hat sich mittlerweile komplett aufgelöst und übrig bleibt Oben und Unten, ohne diese jedoch zu definieren.
Weshalb starrhalsig am Rechts/ Linken- Widerspruch festgehalten wird.
Orwell macht es möglich.

Bernhard Meyer
Bernhard Meyer
7 Jahre zuvor

Schon das Wort „Trumpismus“ ist bescheuert.

flavo
flavo
7 Jahre zuvor

Heißt das dann: wer Teilhabe entsichert arbeitet faschistisch. Vermutlich. Allerdings halte ich das Wort Faschismus dann für unglücklich. Die gesellschaftliche Konstellation des Neoliberalismus ist nicht irrelevant und nicht diesselbe wie jene in den 30er Jahren oder davor. Parallelen gibt es wohl, zweifellos. Und äußerlich gar am meisten. Die Sogwirkung einer Leitgestalt, die verelendete Masse, kräftige Bilder, der Sündenbock. All das das sind Erscheinungen, die in unterschiedlichen Konstellationen auftreten können. Da wäre dann noch der große Block Medien. Jetzt nicht bloß als Presse oder Socialmedia verstanden, sondern der ganze Block als informationstechnische Existenzbedingung. Das Radio zu Hitlers Zeiten ist ja kein Vergleich dazu.
Überhaupt, dieser Fachismusbegriff kommt mir vor wie ein Evangelium in der Messe. Es fehlt nur noch der Weihrauch. Die vorlautesten Menschenbeschützer deuchen sich nie zu früh und nie zu laut, wenn sie diesen Begriff herumschreien. Unweigerlich muss man dann mit einer gewissen Bestürzung feststellen, dass dieser schwere Begriff zu einer Verlängerungskabel individualpsyichischer Entwicklungsschritte geworden ist. Da kann man ja noch darüber hinweg sehen. Nachsichtig sein. Schlimmer wird es, wenn darin zu erkennen ist, dass geschichlich konstante Hierarchien, gewissermaßen die Regressionslinie geschichtlicher Variationen von Klassenherrschaft durch Fleisch und Blut in die Sprache schwappen und als Konnotation eines Ressentiments heraus geschrieen werden, jetzt wo die untere Klasse sich den demokratischen Fauxpas geleistet hat, einen Trump zu wählen oder sonstige politischen Gemische mit Zusätzen aus der rechten Seite regelmäßig in die Parlamente (wohlgemerkt: immer noch postdemokratische) wählt. Dass auch die obere Klasse da mitwählt scheint fast schon eine Häresie zu sein. Leider ist die obere Klasse halt eher klein. Es wäre schön, wenn sie die Mehrheit der Gesellschaft wäre, leider reicht es nicht über die 20% hinaus. Aber auch dort drin wählen genug trumpisch. Ja regelrecht überempfindlich wird man nun. Nur ja keine Gegenrede! Die klassentypische Sprachmächtigkeit kommt zu neuer Stärke und Wucht. Die ganze Gesellschaft wird beschallt: sehet die Falschwähler, da, die da unten, da! Faschismus! Sündenböcke wollen sie, derweil ist alles so komplex. Die Leitgestalt verführt sie mit einfachen Bildern, derweil ist alles so komplex. Verelendet sind sie, ja aber sie sind selbst Schuld. Und Wir, die da, machen uns Sorgen, wir wollen die Gesellschaft warnen und retten, alle sollen biotofu essen und auf Schwarz-Rot-Grün hoffen. Die Vernunft regt sich. Sie gähnt gerade, aufgewacht ist sie. Im letzten Moment. Man fragt sich: ja wo waren sie denn, die Sprachmacht und die Vernuft, als faschistisch gerarbeitet wurde, als Teilhabe offen und spöttisch entsichert wurde? Sprach man von einem Faschismus? Da und dort vielleicht, Wirtschaftsfaschimus hörte man zwischen durch, aber mehr als Überspitzung und ganz links außen und irgendwie war der Begriff von Anfang an ein unpassendes Wort.

aquadraht
aquadraht
7 Jahre zuvor

Wo soll nun eigentlich der „Trumpismus“/Faschismus in den USA stattfinden? Ich sehe keine Trump-SA durch die Städte ziehen, auch von Ausschreitungen gegen Schwarze, Latinos oder Frauen habe ich nichts gesehen oder gehört. Ich sehe nicht, dass die Aktivität irgendeiner oppositionellen politischen Gruppierung in den USA beschränkt worden wäre.

Und ich sehe keine einzige Faschismusdefinition (ich kenne einige, auch die von Roberto komplett falsch dargestellte Komintern-/Dimitroff-Definition, und natürlich auch die von Thalheimer), die Faschismus an Einreisebeschränkungen festgemacht hätte.

Ich muss sagen, dass ich des Trump-Bashings müde werde. Offenbar ist man da nur von geifernden Idioten umgeben, die zu sachlicher, tatsachenbasierter Kritik nicht fähig sind.

Ert
Ert
Reply to  aquadraht
7 Jahre zuvor

Ich glaube Dahrendorf hatte gesagt, das mit Theorien nur umgehen sollte, wer mit Theorien auch umgehen kann. Grundsätzlich passt der politische Kampfbegriff der 68er immer. „Faschistoid“ war damals alles. Hat sich aber bis heute totgelaufen.

„Der Begriff wird häufig verwendet, um besonders autoritäres oder autoritätsgläubiges Verhalten zu beschreiben.“ ( Faschistoid / Wiki )

https://de.wikipedia.org/wiki/Faschistoid

Wer ist „faschistoid“ wenn nicht Trump ?

Upp
Upp
Reply to  Ert
7 Jahre zuvor

Wer Lust hat, kann ja mal 10 Minuten investieren und dieses Video schauen. Dort erklärt ein schwarzer Amerikaner warum er Trump gewählt hat. Das ist dann Gegenstand der in englisch geführten Diskussion. Ich fand die Antworten interessant. Und es erklärt auch wie die Leute gegen Eigeninteressen votieren. Ich würde es unglückliche Prioritätsverschiebung nennen.

aquadraht
aquadraht
Reply to  Ert
7 Jahre zuvor

Wenn keine anderen Antworten kommen als solch triviales Geschwätz, ist das symptomatisch für den Blog nach dem Weggang von Jens (der auch nicht der tiefgründige Theoretiker war, aber oft Denkanstösse gab und niveauvolle Diskussionen auslöste). Wahrscheinlich hat es hier keinen Zweck mehr, wenn nur noch Wikipedia eingestreut wird.

Um auf den Faschismus zurückzukommen: in der – nicht unbeachtlichen – Eigendefinition von Mussolini bzw. Giovanni Gentile kennzeichnete er sich als Verschmelzung von Staatsmacht und Konzernmacht. Insofern kann das Regime Obama/Clinton mit seiner engen Verflechtung mit nicht nur der militärisch-industriellen, sondern auch mit der finanziellen und medialen Konzernmacht und den Internetkonzernen eher als faschistischer gelten als das Regime Trumps.

Die „klassische“ Faschismusdefinition der Komintern, die auf Dimitroff zurückgeht, betont den reaktionären, terroristischen, chauvinistischen und imperialistischen Charakter dieser Diktaturform und sieht sie als offene Diktatur der reaktionärsten Kreise des Finanzkapitals. Im übrigen war diese „Formel“ Teil einer politisch-programmatischen Rede, und die meisten Kritiker (m.E. auch Roberto) haben sich wenig mit der dahinter stehenden Analyse befasst ( vgl. die differenzierte Einschätzung durch Manfred Weissbecker http://www.ag-friedensforschung.de/themen/Rassismus/faschismus3.html ).

Die Distanz zur Thalheimerschen Analyse, die den „bonapartistischen“ Charakter der Faschismen der dreissiger Jahre und ihre massenmobilisierende Wirkung betont, ist geringer, als die oft antikommunistische Abwertung das vorgibt. Auch Thalheimer et alii analysierten auf der Grundlage „wer vom Kapitalismus nicht sprechen will, möge vom Faschismus schweigen“. Das ist ein Unterschied ums Ganze zu rechtsgerichteten Geschichtsrevisionisten und Faschismusapologeten wie Götz Aly mit seinem „nationalen Sozialismus“, der noch sozialdemokratische Sozialstaatlichkeit in Faschismusnähe rücken will. Das fügt sich sowohl in den für Faschisten konstitutiven Antikommunismus als auch in die auch bei neoliberal gewendeten „Linken“ verbreitete Verachtung der Massen und der „Unterschichten“.

Demgegenüber ist der Faschismusvorwurf gegen Trump ignorant und billig. Trump ist nicht faschistischer als Merkel (und auch nicht angenehmer). Es gibt in den USA keine Machtergreifung und keine Diktatur, das politische System der USA bewegt sich in dem gleichen – durchaus kritikwürdigen – Rahmen, wie unter Reagan, den Bushs, Clinton und Obama.

Tschacka
Tschacka
Reply to  aquadraht
7 Jahre zuvor

Das kannst du in dein Poesiealbum kleben. Die Putzfrau und der Maschineneinrichter wählen für
so eine eitele Onanie nicht links.

aquadraht
aquadraht
Reply to  Tschacka
7 Jahre zuvor

ein Fascho wie Du auch nicht, ist aber auch egal. Hau ab

seyinphyin
seyinphyin
7 Jahre zuvor

„Neuen Linken“

Dürften man erfahren, was das sein soll?

„Seit Jahren versucht man den Menschen die linke Interpretation zu verkaufen, die drohende Faschisierung als einen Akt von oben darzutun, als etwas das über die unschuldigen Bürger kommt.“

Wo versucht man das?

„Das ist auch die Haltung eines Großteils der Antifa zum Thema.“

Es gibt DIE Antifa nicht. Das ist kein Verein mit Satzung, wo man eintreten könnte. Jeder kann sich so nennen und jeder kann so genannt werden. Und der Begriff selbst hat auch gar nicht den Anspruch, sich zu schützen. Mischt mit alles, was sich Antifa nennt oder genannt wird zusammen, bekommt man schlchtweg einen großen und extrem heterogenen Haufen, in dem jeder Versucht einer Pauschalisierung versackt, auch wenn man natürlich weiterhin dran glauben kann.

„die antifaschistische Aktion“?

Die da wäre? Per se sagt Antifaschismus einfach nur genau das aus, was das Wort hergibt. Also eben anti Faschismus zu sein. Letztlich eine der Grundaufgaben jedes Staates, der sich Menschenrechte auf die Fahne schreibt.

Wie überall wo man es mit Menschen zu tun hat, ist am Ende natürlich die Lüge das Hauptproblem. Menschen lügen, ständig und ausgiebig, vor allem die Bösartigen.

Was genau soll überhaupt linke Geschichtschreibung sein? Auf der gesamten Welt schreiben die Rechten die Geschichte, das ist ja ihre einzige Chance sich an der Macht zu halten.

Bernhard Schülke
Bernhard Schülke
7 Jahre zuvor

Lieber Robert,

Du schriebst: „So schaltete er innerhalb der Gesellschaft den Klassenkampf ab und bündelte alle Energien in seinem Regime.“ Dieser Satz ist mehr als nur mißverständlich. Der Klassenkampf von oben wurde durch die faschistische Banden Mussolinis vor dessen Machtergreifung von Anfang an stark forciert. Hier ein paar Zeilen zum Gründungskongress 1919 (Quellenlink):

Nach dem Fasci-Kongreß bildete Mussolini zielgerichtet Squadre d’Azione (Sturmabteilungen)(3) als Terrororganisation gegen die Arbeiterbewegung und ihre Parteien.

Die Faschisten waren immer Organ des Klassenkampf von oben. Dazu sind sie gegründet worden.

Dein Text heute ist einer Deiner Schwächeren!

salvo
salvo
Reply to  salvo
7 Jahre zuvor

im verlinkten Text findet man, wie ich finde, einerseits eine Antwort auf die Frage, wie es mit dem Faschismus in den USA seit Trump bestellt ist

They seemed to think that fascism meant banning entertainment, or the suppression of any form of enjoyment by a dictatorship that exists solely to be cruel. It meant, essentially, not being able to party. Whatever they did, it could therefore never be fascist. Walter Benjamin defines it differently. Fascism is ‘the aestheticisation of politics.’ It’s the subordination of all modes of life to entertainment; American fascism would first of all be fun.

andererseits beschreibt er in einem sehr kraftvollen Bild das Phänomen Trump als solches

Inspecting my turds one morning, I found them to be bright orange, like a newborn baby’s. Their creases and joins looked like a human face. ‘We will make America great again,’ screamed my shit. I tried to flush the thing, but it wouldn’t go down. ‘I’m being repressed by the establishment,’ it screamed as it fought its way upwards through the toilety gyre. ‘They don’t want to have me on TV.’

Trump ist das ganz alltägliche Gesicht, das Mensch in den USA annimmt. Die eigentliche Frage ist also, wie es kommt, dass es erst jetzt zum Präsidenten geworden ist