Ich beginne Fleischhauer zu verstehen

Ich lebe in einer Blase. Tun wir ja alle. In meiner tummeln sich aus nachvollziehbaren Gründen viele Linke. Und zwar Linke aller Spielarten. Zu Lafontaines Äußerungen zum Thema Abschiebung meldeten sich dann viele dieser Leute zu Wort. Sie fühlten sich in ihrer linken Identität verletzt.

Das sei Rassismus, was hier in der Linkspartei installiert würde, las ich da. Ich möchte übrigens zur Sache selbst nichts schreiben, obgleich der Mann den Nagel auf den Kopf trifft: Man muss auch links mal diskutieren, wie man sich denn ein Asylkonzept vorstellt. Es ist ja richtig, Menschen in Not zur Hilfe zu kommen. Wenn man aber adäquat helfen will, muss man Notlagen abwägen. So läuft es übrigens in jeder Notaufnahme, anders wäre der Betrieb gar nicht zu stemmen. Und dass man es mit Abschiebungen nicht ganz so eilig hat, ist ja auch ganz im Sinne der Wirtschaft. Lafontaine weist völlig richtig auf Crouchs These hin, dass unkontrollierter Grenzverkehr ein neoliberales Konzept ist und eben nicht, wie Janine Wissler nachlegte, eine linke Vision. Die Existenz von Flüchtlingen im Lande ist ja auch so ein verstetigter Grund, gegen Mindestlohn und Sozialstandards Front zu machen. Und das trifft am Ende alle.

Jetzt habe ich mich doch dazu geäußert. Nun gut. In meiner Blase, kurz nach Bekanntmachung seines Interviews, als so viele Linke Sturm liefen, blieb ich inhaltlich zurückhaltender. Ich hatte absolut keine Lust auf die ewig identischen Vorwürfe, dass Petry jetzt nicht nur Wagenknecht, sondern auch gleich noch Lafontaine sei. Diese Formpressantworten von Leuten, die sich Äpfel einkaufen, um sich damit eine Birne Helene zuzubereiten, sind politisch wenig ergiebig. So antwortete ich nur zum Stil der Vorwürfe gegen Lafontaine, warf in die Runde, dass nicht alles, was einem nicht passt, gleich als Rassismus bezeichnet werden könne. Das war mein Fehler.

Nun unterstellte man mir allerlei: Wenn jetzt einer Lafontaine verteidige, würde er auch Petry verteidigen. Ein linker Lemming sei ich, der alles verteidige, was aus der Partei käme. Abschiebungen zu fordern sei eben mal Rassismus. Ich antwortete, dass ich mich zur Sache noch nicht mal geäußert hätte und nur auf die Wortwahl hinwies. Man sei nämlich nicht satisfaktionsfähig, wenn man gleich immer alles dramatisiere und als Rassismus einstufe. Antwort: Aha, aber wenn der Gabriel das gesagt hätte, dann wäre mein Geschrei groß gewesen. Hätte wäre könnte … Irgendwann erklärte man mir, dass die Linkspartei auf dem falschen Dampfer sei, wenn sie versuche die Wähler der AfD wieder einsammeln zu wollen. Die seien alle verloren, die ticken mittlerweile wie Nazis. Einer behauptete, er wisse das dem so sei, denn er lese unerkannt in einem AfD-Forum mit.

Auch dieser heimliche Leser hat nun mal seine Blase. In einem solchen Forum sind sicher nicht all die Wechselwähler und Protestler aktiv. Das was man da liest ist unschön bis kriminell, davon bin ich überzeugt. Aber es ist nun mal nicht repräsentativ für das gesamte Phänomen AfD. Und überhaupt: Auf Grundlage welcher Wählerschaft soll denn dann die Linkspartei in die Parlamente einziehen? Lösen wir das Volk auf und wählen ein anderes? So ging es noch ein wenig hin und her und ich erfuhr nebenbei noch, dass die Linke ohne Antifa keine Linke mehr sei. Einer der Wutentbrannten, der sich da losgelöst von annehmbaren Argumenten an mir rieb, dürfte schon die Vierzig überschritten haben: Das sind Momente, in denen ich mir Sorgen um Menschen mache. Stagnation in der Reife oder Entwicklung ist doch ziemlich traurig. Wenn er jetzt ein Jungspund gewesen wäre, da hätte ich gelächelt und mir gedacht: Jung und dumm, da gibt es Hoffnung. Aber so?

Was ich wieder gesehen habe war, dass ein Großteil derer, die sich da links formieren, überhaupt keinen Sinn für einen in der Demokratie ganz normalen Pluralismus haben. Die formieren sich gegen die AfD und erzählen was davon, dass unsere Gesellschaft bunt sei. Aber wenn in den eigenen Reihen mal jemand etwas Realpolitisches äußert, dass ihnen nicht gefällt, dann gibt es einen Aufschrei und Shitstorms und wer für Maßhaltung plädiert, wird gleich mit verbrannt auf diesem Scheiterhaufen verlorengeglaubter Konkruenz. Dann ruft man laut: Unwählbar! Unwählbar! Die reine Lehre ist ja dann beschädigt worden. Einer beanstandete zum Beispiel, dass es ein Skandal sei, dass Lafontaine parteiintern eine Diskussion zur Asylpolitik anstossen wolle. Es gibt folglich Sachen, über die man nicht reden soll. Aber wenn Maulkörbe in der SPD oder Union ausgeteilt werden, rufen dieselben Leute laut: Das sind keine Demokraten!

Gut, jetzt ist da oben diese Überschrift. Verstehe ich denn Herrn Fleischhauer mittlerweile tatsächlich? Ja und nein. Seine »Kritik« an den Linken ist ja nie eine gewesen. Sie war immer als Abrechnung gedacht, als Angriff von rechts auf links. Man wird nicht aus Versehen konservativ, wie es der Untertitel eines seiner Bücher mal verriet. Das ist besonders eine Frage des sozialen Status‘, dem man versehentlich zugeteilt wird. Und das ist Fleischhauers Versehen: Er hat eine Kolumne, obgleich er sehr wenig zu erzählen hat. Wer ihm den Posten versehentlich gegeben hat, weiß ich nicht. Aber da ist er nun mal und hat einen Status. Ist man saturiert, ganz ohne Qualitäten zwar, aber hat sein Auskommen, dann wird man leichter mal konservativ. Man wird es nicht aus Versehen – man wird es folgerichtig. Was aber wirklich versehentlich passieren kann: Man entwickelt eine Abneigung sich mit allen existenten Gattungen der Linken identifizieren zu wollen. Das ist es, was ich nachvollziehen kann. Ich nehme nämlich an, dass auch Herr Fleischhauer eine solche Frühphase in seiner Entwicklung kannte.

Irgendwann ist er dann vermutlich dazu übergegangen, die ganzen Spinner, die es ja gibt und die ja auch in meiner Filterblase mit von der Partie sind, als einzige Vertreter der Linken zu erheben, um seinen Loslösungsprozess vor seinem inneren Reichsparteitag zu legitimieren. Etwas ganz ähnliches geschieht meines Erachtens mit vielen Menschen in diesem Land: Sie verwechseln Sektierer, K-Gruppentherapierte, Antifaris und Linksesoteriker mit der Linkspartei, auch weil sich diese Leute ja stets im Kielwasser dieser Partei einnässen, und finden dann, dass sie beim Urnengang nicht guten Gewissens dort ihr Kreuzchen machen können. Nun gut, auch die, die das meinen, leben in ihrer Filterblase: Sie lesen Bild, Stern und jenen Spiegel, in dem Fleischhauer als Ex-Linker vor den Linken warnt. Und da heißt es nun mal, dass alle Linken Phantasten sind. Und sind sie es mal nicht, dann sind sie eben Rechte, die von links kommen. Anders gesagt: Die Menschen lesen Fake-News und wissen es daher nicht besser.

Kriechen sie dann doch mal aus ihrer Filterblase und landen in einer wie meiner, um Diskussionen zu verfolgen wie die, die man um Lafontaines Interview führte, dann schütteln sie den Kopf und sagen: Tja, stimmt ja wohl, was man über die so behauptet. Weltfremdheit sollte kein Mandat bekommen. Und das ist die Tragik mit den Wächtern der reinsten aller reinen Linken: Sie glauben, dass sie die Pfeiler linken Erfolges in der Politik sind – aber in Wahrheit sind sie die Abrissbirne.

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Roberto J. De Lapuente

Roberto J. De Lapuente ist irgendwo Arbeitnehmer und zudem freier Publizist. Er betrieb von 2008 bis 2016 den Blog ad sinistram. Seinen ND-Blog Der Heppenheimer Hiob gab es von Mitte 2013 bis Ende 2020. Sein Buch »Rechts gewinnt, weil links versagt« erschien im Februar 2017 im Westend Verlag. In den Jahren zuvor verwirklichte er zwei kleinere Buchprojekte (»Unzugehörig« und »Auf die faule Haut«) beim Renneritz Verlag.

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GrooveX
GrooveX
7 Jahre zuvor

fleischhauer war das, was er heute zur schau stellt und so teuer wie möglich verkauft, nach meinem dafürhalten bereits als schüler, weit weg von seiner später stattgefundenen ‚karriere‘. man hätte ihn damals kräftiger verprügeln sollen! nur, was hätt’s genützt, außer dass es als schulhofprügelei nicht die heute erwartbaren strafen nach sich gezogen hätte? fleischhauer ist das, was er immer war – moment, mir fällt das richtige wort noch ein…

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  GrooveX
7 Jahre zuvor

Vielleicht heißt der Herr Fleischhauer auch so, weil er Schulhofschläger Karriere gemacht hat? Zumindest wenn man sich dessen Aussagen zu Gemüte führt, kann man auf diesen Gedanken kommen.

Beste Grüße

Heike
Heike
Reply to  Heldentasse
7 Jahre zuvor

Körperliche Auseinandersetzugen auf Schulhöfen sind wichtig um die Grundlagen der Fairness
und des gegenseitigen Respektes einstudieren zu können. Der kindliche Faustkampf unter dem
Reglement sozialer Kontrolle ist ein wichtiger Entwicklungseckpunkt und verhindert U-Bahntretereien
im fortgeschrittenen Alter.

GrooveX
GrooveX
Reply to  Heike
7 Jahre zuvor

so einer bist du also

Heike
Heike
Reply to  GrooveX
7 Jahre zuvor

Aus dir wird nie ein echtes Vorstadtkrokodil !

https://m.youtube.com/#/watch?v=XjoyHQmYEQ4

wschira
wschira
Reply to  Roberto J. De Lapuente
7 Jahre zuvor

Aber aber, diese Sprache! Das Niveau dieses Blogs sinkt immer tiefer! 🙂

wschira
wschira
Reply to  Heldentasse
7 Jahre zuvor

Kann ich mir nicht vorstellen, wenn ich mir seine körperliche Ausstattung ansehe. Da sieht er für mich eher aus wie jemand, der immer Prügel bezogen hat. 🙂

schwitzig
schwitzig
Reply to  wschira
7 Jahre zuvor

@wschira

Da sieht er für mich eher aus wie jemand, der immer Prügel bezogen hat. ?

Angesichts dessen, was er bis jetzt verbrochen hat und noch verbrechen wird, irgendwie nicht ganz zu Unrecht.

ebenninghaus
ebenninghaus
7 Jahre zuvor

Ja, der Dschungel ist dicht, neblig und ganz schön dampfend. Über 7Mrd. Filterblasen, verteilt auf fünf Filterkontinenten, mit über 190 Filterländern, – von den ganzen Filterreligionen, Filterpolitiken, Filterüberzeugungen ganz zu schweigen. Und in jedem Bläschchen sitzt ein Kristallprinz oder eine Kristallprinzessin mit dem vollen Durchblick. Manche sagen ja auch Menschen dazu, aber gut.Und jetzt fährt auch noch diese Trumpomania-Starlight-Express-Filtermaschine mitten durch. Nicht zu fassen. Gut, – Filterscherz beiseite, es wäre natürlich schon schön, wenn die etwas allzu spontan reagierenden Seelen darin, es mit etwas mehr Ruhe und Überlegung angehen würden. So eine Erkenntnis, das pawlowsche Hunde sich hauptsächlich durch mangelnden Humor auszeichnen, kann da durchaus genauso hilfreich sein, wie ab und zu mal die Blasenwand von innen zu putzen.

GrooveX
GrooveX
Reply to  ebenninghaus
7 Jahre zuvor

🙂

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  ebenninghaus
7 Jahre zuvor

In der Aufzählung fehlt nur nur der bekömmliche Filterkaffee! Ansonsten Daumen hoch!

ChrissieR
ChrissieR
Reply to  Heldentasse
7 Jahre zuvor

Ein echter Linker oder ne echte Linke sind doch eher für Gitanes Maïs, filterlos, natürlich!!!
Nebenbei:
Getrennte Damen und Herren Toiletten sind auch sowas von rassistisch, das versteht jede, die schon mal mit voller Blase vor der Damentoilette an der Autobahn Raststätte in der Warteschlange stand – und das Männerklo war fast leer!
Alloah und ein schönes Wochenende

Christine

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  ChrissieR
7 Jahre zuvor

Dito!

ert_ertrus
ert_ertrus
Reply to  ChrissieR
7 Jahre zuvor

Vor Allem, seit es eine Stehpinkelhilfe für Damen gibt 🙂

Lazarus09
Lazarus09
Reply to  ChrissieR
7 Jahre zuvor

, Heldentasse, ert_ertrus

Moin .. also ich find‘ das echt gut hier das nach der Immobilen – Finanz – Sonstwasblase endlich mal genderunabhängig die Blase „ventiliert“ wird,denn auch da sollte der Druck nicht über Gebühr ansteigen um unkontrolliertes zusammenfallen durch schlagartigen Druckabfall, mit all seinen bekannten negativen Folgen zu vermeiden.

..weiterhin halte ich das Rechte Blase – Linke Blase für divide et impera denn dieses gegenseitige aufblähen und geprahle wer die Größte hat, ändert am Völlegefühl und Druck innerhalb des Volkskörpers rein gar nichts .

Der Kram muss kontrolliert raus ….

in diesem Sinne .. schönen Sonntag in die Runde

dlog
dlog
Reply to  Heldentasse
7 Jahre zuvor

Und was ist mit den Bläschen im aufquellenden Kaffeepulver, wenn man das Getränk per Hand aufgießt?

Heldentasse
Heldentasse
7 Jahre zuvor

Viele Linke, unbewusst weil sie z.B. die Zusammenhänge nicht verstehen oder im Grunde nur „U-Boote“ sind ganz andere Interessen vertreten, meinen das wenn Rechte ein Thema, wie auch immer besetzten, man gefälligst dagegen zu sein hat.

Das ganze wird dann noch bezogen auf Namen von Personen, die im jeweiligen anderen politischen Lager politische auslösen, und schwuppdiwupp haben wir einen Diskurs der an Unsachlichkeit nicht mehr zu überbieten ist, und zudem auch noch geeignet ist das eigene Lager zu spalten und so den herrschenden neoliberalen Kräften voll in die Karten zu spielen.

Ergo: Wenn man schlau ist Diskutiert man sachlich und beobachtet sich und andere dabei, ob die oder man selber propagandistische Deutungsrahmen nutzt, was m.E. grundsätzlich einer vernünftigen Lösung der Probleme abträglich ist.

Beste Grüße

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Heldentasse
7 Jahre zuvor

streiche -> anderen politischen Lager politische auslösen
setze -> anderen politischen Lager Brechreiz auslösen

Aber ansonsten ist alles klar!

Heike
Heike
7 Jahre zuvor

Fazit : Viele ( Pseudo-) Linke sind Gesinnungs-Nazis

GrooveX
GrooveX
Reply to  Heike
7 Jahre zuvor

aha… erläutere!

Heike
Heike
Reply to  GrooveX
7 Jahre zuvor

Guck einfach nur in den Spiegel

GrooveX
GrooveX
Reply to  Heike
7 Jahre zuvor

oh, da sucht einer streit! geh woanders weiter suchen!

ChrissieR
ChrissieR
7 Jahre zuvor

http://feynsinn.org/?p=7341

Da hab ich auch was zum Thema gefunden, scheint gerade viele zu beschäftigen…?

salvo
salvo
7 Jahre zuvor

yeah, we are all living in a bubble

doch wer mit der eigenen unzufrieden ist oder eine bessere haben möchte, der wende sich diskret an Agent Smith

https://www.youtube.com/watch?v=Z7BuQFUhsRM

salvo
salvo
7 Jahre zuvor

bubbles

There are more honest smiles among the poor of Ethiopia than the shopping malls of America.

https://michaelhyatt.com/when-you-realize-youre-living-in-a-bubble.html

Wealth is the ability to fully experience life.

https://twitter.com/BillionMagazine/status/830889330205917184

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  salvo
7 Jahre zuvor

Könnte es nicht auch sein, dass die Diskussion über mediale Blasen selber eine Blase ist? 😉

Beste Grüße

P.S.: Vielleicht leben wir ja in einer Simulation die wiederum nur Bestandteil eine Simulation ist ad in­fi­ni­tum. OT: Welt am Draht

Lazarus09
Lazarus09
Reply to  Heldentasse
7 Jahre zuvor

..oder ,ist die Wahrheit über die Wahrheit wahr ..?

Hartmut
Hartmut
7 Jahre zuvor

Wer ihm den Posten versehentlich gegeben hat, weiß ich nicht. Aber da ist er nun mal und hat einen Status. Ist man saturiert, ganz ohne Qualitäten zwar, aber hat sein Auskommen, dann wird man leichter mal konservativ. Man wird es nicht aus Versehen – man wird es folgerichtig.

Auha Roberto, also DIE Erklärung wird Dir Fleischhauer aber süffisant lächelnd mit einem Fingerzeig auf seinen Counterpart Augstein kontern. Mit DER Erklärung müsste der Millionenerbe Augstein (ich mag ihn, erwähne das nur, weil Fleischhauer das auch weiß) aber den noch schwärzeren Kanal senden. Und übrigens dürfte es mit der Argumentation nur noch konservative Kolumnisten und auch kein Unterschied mehr zwischen Prantl und Joffe geben.

salvo
salvo
Reply to  Hartmut
7 Jahre zuvor

die Deutung lässt durchaus Raum für Differenzen: Es gibt ja auch schließlich rechte, linke und ‚mittige‘ Neoliberale

Hartmut
Hartmut
Reply to  salvo
7 Jahre zuvor

Was ist ein linker Neoliberaler? Soll das so etwas sein wie „progressiver Neoliberalismus“ (gestern in den „Blättern“ gefunden, wie auch Feynsinn, der sich heute darüber lustig macht).
Und was unterscheidet so einen von einem rechten Neoliberalen?
Aber wer weiß, wenn rechts angeblich eh gleich links ist, verwursten wir die Begriffe so lange, bis keiner mehr weiß, was was ist. Die Neoliberalen (also die rechten – oder war’ns die linken – egal …) und die Erfinder diverser „Querfronten“ freut’s mit Sicherheit, und Orwell dreht sich neidisch im Grabe um. So kann man Klassen(kampf) auch ersticken, indem man sie/ihn für nicht mehr existent oder tot erklärt, da wir ja angeblich eh „alle im gleichen Boot“ sitzen. Wenn man die Leute schon nicht dazu bringen kann, sich begeistert vera… zu lassen, da sie die Vera… immerhin bemerken, muss jede Alternative verwurstet oder madig gemacht werden, denn schließlich sind die aktuellen Zustände eh „alternativlos“.

salvo
salvo
Reply to  Hartmut
7 Jahre zuvor

das ist zwar einerseits grundsätzlich richtig, andereseits gibt es nunmal unterschiedliche Ausprägungen in jeder politischen Strömung, die man durchaus als ‚links‘ und ‚rechts‘ beschreiben kann, und, was wohl wichtiger ist, man sollte sich durchaus der ‚Realität‘ stellen, dass jede hegemoniale Ideologie (heute der Neoliberalismus, und vielleicht gerade der besonders) sich durchaus dominant in den unterschiedlichen politischen Strömungen äußern kann : Mit Identity Politics hat er zB entscheidend Einfluss auf die politische Linke genommen

Hartmut
Hartmut
Reply to  salvo
7 Jahre zuvor

Wobei eine Linke, in der sich der Neoliberalismus „dominant äußert“ und entscheidenden Einfluss gewonnen hat – er also diese praktisch gekapert hat, auch aufgehört hat, links zu sein. In diesem Sinne bin ich ja gegen die Verwurstung von rechts und links und der Meinung, dass diese Trennschärfe noch nie so deutlich und so notwendig war wie heute – GERADE allem Geschwätz von angeblich nicht mehr existierenden Klassen zum Trotz. Aus diesem Grunde hatte ich mich übrigens hier auch kürzlich gegen Robertos Befürwortung einer Beteiligung der Linken an einer Regierung mit DIESER(!!!) sPD ausgesprochen (also, so lange diese sich nicht DEUTLICH(!) in Richtung Sozialdemokratie bewegt), wenn am Ende nichts dabei herauskommt als ein „linkes“ neoliberales Weiter-So. Als Mehrheitsbeschaffer einer solchen Koalition würde sich die Linke damit übrigens selbst erledigen. Kompromisse? Natürlich. Aber die Grenze ist dann erreicht, wenn man sich dabei aufgibt.

salvo
salvo
Reply to  Hartmut
7 Jahre zuvor

ja, so sehe ich das auch, aber meine und deine Sicht ändern nichts daran, dass der herrschende Diskurs die Linke nach ’seinen‘ Interessen konstruiert, grundsätzlich also ein Interesse hat, Opposition nach eigenem Bedürfnis zu formen. Sein Interesse ist es sicher nicht – vorerst zumindest und gerade nicht in Gesellschaften mit einer historisch gewachsenen starken Arbeiterbewegung und entsprechenden verankerten linken Parteien – linke Parteien nominell auszulöschen, denn die entstandene Lücke könnte politisch destabilisierend sein, sondern sie zu besetzen (was weitgehend mit den Sozialdemokratien gelungen ist): Denn entscheidend auf der Makroebene ist, was allgemein als links, progressiv usf wahrgenommen wird. Das ist auch der Grund, warum zB das neolibearle Establishment der Demokratischen Partei in den USA versucht, im Kampf mit den progressiven Flügeln (Sanders & co) Identity Policy als die dominante Ideologie zu erhalten.

Hartmut
Hartmut
Reply to  salvo
7 Jahre zuvor

Sein Interesse ist es sicher nicht … linke Parteien nominell auszulöschen, denn die entstandene Lücke könnte politisch destabilisierend sein, sondern sie zu besetzen (was weitgehend mit den Sozialdemokratien gelungen ist): Denn entscheidend auf der Makroebene ist, was allgemein als links, progressiv usf wahrgenommen wird.

Ja, leider nur allzu wahr. Besser als eine nicht existierende Linke ist eine Linke, die bzw. deren Wirkung der herrschende Diskus kontrolliert. Das hat auch sowas „Demokratisches“ von wegens „Pluralität“ und so.
Albrecht Müller bezeichnet die sPD oft als fremdgesteuert. Das klang am Anfang für mich auch etwas nach Verschwörungstheorie. Aber eine Partei, die SO VIEL ANGST davor hat, in eine Koalition zu geraten, in der sie ihr eigenes auf geduldiges Papier geschriebene Programm auch UMSETZEN MÜSSTE(!!!), und die bereits MEHRFACH die Chance ausgeschlagen hat, Kanzlerpartei zu sein, nur um Merkel wiederholt den A… zu retten – tja, wie soll man das anders bezeichnen?

Lutz Lippke
Lutz Lippke
7 Jahre zuvor

Guter Artikel!
Interessant wäre noch eine Analyse, warum ein solches Phänomen insbesondere das linke Lager trifft, obwohl politisch links ja eigentlich mit menschlich, gleichberechtigt und tolerant assoziiert werden will. Es könnte mehrere Ursachen geben, z.B. das Bewusstsein für die reine Lehre, die absolute Wahrheit, den optimalen Gesellschaftszustand oder den ideologischen Zwang alles jederzeit richtig zu denken. Das andere ist somit falsch, spielt dem vermeintlichen Gegner in die Hände und muss daher gerade in den eigenen Reihen bekämpft werden. In dieser rigorosen Radikalität des Denkens, fern der Tatsachen zu den persönlichen Motiven und Defiziten mit Reinheit begründet, sehe ich die Verwandtschaft mit rechtsradikalen Denkweisen. Also die Verfahrensweise des Denkens und nicht nur deren Ergebnisse sind Hinweise für die tatsächliche politische Verortung. Nichtlinke können Vieles viel pragmatischer angehen. Kapitalismus ist die kurzsichtige Ideologie des Eigennutzes, richtig ist demnach alles was dem Kapital in einem überschaubarem Zeitraum Vorteile bringt. Das ist schlicht, flexibel und ideologisch im Prinzip jederzeit der realen Situation anpassbar.
Wie könnte man also als Linker Qualitäten wie Pragmatismus, Flexibilität und Realitätssinn ohne grundsätzlichen Sinnverlust integrieren?

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Lutz Lippke
7 Jahre zuvor

Interessant wäre noch eine Analyse, warum ein solches Phänomen insbesondere das linke Lager trifft, obwohl politisch links ja eigentlich mit menschlich, gleichberechtigt und tolerant assoziiert werden will.

Dem pflichte ich bei. Obwohl ein Teil dieser Frage sich alleine schon dahingehend beantworten lässt, dass „links“ zu sein gleichzeitig auch heißt „progressiv“ zu sein, und damit müssen die Linke um neue Weg streiten. Die Rechten hingegen sind m.E. grundsätzlich rückwärtsgewandt, und haben damit den scheinbaren Vorteil das deren Wege und Ziele schon festliegen.

Beste Grüße

Olli Neef
Olli Neef
7 Jahre zuvor

Potzblitz !
… und ich dachte schon beinahe, ich stände ganz allein auf weiter Flur und bekäme jetzt die konzertierte Breitseite in kompletter Salve alleine auf mein Haupt …..

Meine Haltung wird sein, dass ohne meine wirkliche innere Überzeugung keine Veränderung in meiner Position ergeben wird !
Was machte es denn auch für einen Sinn, wenn wir Linke allesamt ebenso orthodox und dogmatisch daher kämen, wie der Klassenfeind !?
… und die Fehler der RAF möchte ICH auch nicht wiederholen, ebenso wenig, wie die Fehler in dem wirren Verlauf der 2 Oktoberrevolutionen …..

capt’nOlliHook ?☆

Mordred
Mordred
7 Jahre zuvor

mir scheint, es gibt einfach immer mehr fans wie im fußball oder so.
die finden ihren verein grundsätzlich geil. wenn einer was gegen den verein sagt oder gegen ihn gewinnt, ist er einfach scheiße. ob er recht hat oder besser war ist völlig egal.
ersetze verein hier wahlweise mit irgendwelchen parteinamen, ideologien oder auch nur bestimmten ansichten.

The Joker
The Joker
Reply to  Mordred
7 Jahre zuvor

Ein bisschen mehr Stadionatmosphäre im Bundestag wäre doch gar nicht so schlecht:
Lustige Gesänge im Bundestag („Steh auf, wenn du ein Schäuble bist“ oder „Lammert, wir wissen, wo dein Auto steht“) oder sinnige Spruchbänder („150 Jahre SPD – Keiner weiß warum“) würden die getragene Beerdigungsatmosphäre mal etwas auflockern. 😉

Mordred
Mordred
Reply to  The Joker
7 Jahre zuvor

so langweilig finde ich viele bundestagssitzungen garnicht. da wird sich gerne übelst angekackt.

Mordred
Mordred
Reply to  Roberto J. De Lapuente
7 Jahre zuvor

Der Fan ist heute der Protagonist auf allen Ebenen.

sind die protagonisten nicht eher die o.g. vereine, welche im fußbalverein-style versuchen, mehr fans zu kriegen?

Ich klaue mir mal den Gedankenansatz

gerne.

Wolf-Dieter Busch
Wolf-Dieter Busch
Reply to  Roberto J. De Lapuente
7 Jahre zuvor

Der Gedanke ist gar nicht dumm.

Schau mal rein bei Nachdenklichkeiten einer Krankenschwester, da ist der Gedanke etwas radikaler formuliert: Informationsfluss ist nur ein Nebeneffekt der Sprache, Hauptzweck ist Gruppenbestätigung.

epikur
epikur
7 Jahre zuvor

Ja, manche sind schon sehr verbohrt und dogmatisch. Aber das gibt es in allen politischen Lagern. Diese innerlinken Diskussionen interessiert die Masse aber absolut null. Da geht es ums tägliiche Überleben, um das tägliche Gebaren neofeudaler Chefs und das alles immer teurer wird. Darüber hinaus: Fussball, Dschungelcamp, Katy Perry, Facebook, smartphone-Gedöns, BILD und RTL. Insofern: Konzerne, Banken, Milliardäre und die Medienpropaganda sind das Problem. Darauf sollten sich Linke konzentrieren und weniger auf sich selbst.

epikur
epikur
Reply to  Roberto J. De Lapuente
7 Jahre zuvor

Ich sage es jedem, der sich davon angesprochen fühlt 😉

Ich werde mich weiterhin weigern, mich auf eine „Seite“ zu schlagen. Letztendlich bringt dieser Konflikt Reformer vs. Revoluzzer (und umgekehrt) nur den Rechten und Neoliberalen etwas.

Rainer N.
Rainer N.
7 Jahre zuvor

Jede Blase platzt irgendwann … alles eine Frage der Zeit … und Filter … die verschmutzen so schnell … mit dem, was sie zurückhalten … auch eine Frage der Zeit … warum muss ich da immer wieder daran denken:

Der Mensch ist etwas, was überwunden werden muss … dumm nur, so viele nennen sich Mensch … sind aber eher noch „Neandertaler“ … Triebgesteuert … die kindliche Fremdelphase nie überwunden, nur verdeckt …

und die Kampfbegriffe, Links, Rechts, Neoliberal, Nazi, Kommunist, Kapitalist … sind auch so „Filterblasen“. Wir brauchen Humanismus … aber woher nehmen?

Oft denke ich mir … warum nicht endlich ein Ende mit Schrecken … Schrecken ohne Ende haben wir schon so lange … und die Lebenden werden die Toten beneiden … die Erde hat noch viel Zeit für ein neues Experiment, eine intelligente Spezies zu entwickeln, es sei denn, die Mäuse … und danke für den Fisch … sowie 42 … also wer das nicht kennt …

bis neulich …

ert_ertrus
ert_ertrus
Reply to  Rainer N.
7 Jahre zuvor

Meine Blase bitte nicht! Gehe ja auch oft genug pi …n 😉

Reinard Schmitz
Reinard Schmitz
7 Jahre zuvor

Ja. Alle herumstehenden Nägel mit einem Schlag getroffen. Politische Diskussionen mit Menschen in nur einer Blase zu führen, ist völlig nutzlos.

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Reinard Schmitz
7 Jahre zuvor

Dazu müsste aber der Begriff „Blase“ erst einmal definiert werden. Wenn damit Menschen gemeint sein sollten die ganz überwiegend die gleiche Grundeinstellung haben, kann ich diese Aussage nicht nachvollziehen, denn auch homogene Gruppen von Menschen können sich politisch durchaus weiterentwickeln, alleine schon weil die einzelnen Individuen von Natur aus im Detail anders „ticken“.

Wenn man „Blase“ übersetzt mit ideologisch Indoktrinierten und Gleichgeschalteten wird wohl eher ein Schuh draus, dann wird halt so abgehen wie unter Herrn Honecker im Politbüro, und nichts gescheites dabei heraus kommen.

Beste Grüße

Zappzarapp
Zappzarapp
Reply to  Heldentasse
7 Jahre zuvor

Dazu müsste aber der Begriff „Blase“ erst einmal definiert werden. Wenn damit Menschen gemeint sein sollten die ganz überwiegend die gleiche Grundeinstellung haben

Damit sind die gemeint, die nachts manchmal aufstehen und Granufink brauchen.
Ich kann mich auch irren, bin mir nicht sicher, fühlt sich auf der Metaebene der Blasensteine alles
ungewohnt und neu an.

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Zappzarapp
7 Jahre zuvor

Die Lösung aller Blasenprobleme, einschließlich Reizblase“ ist „Granufink“! Mensch da hätte doch schon jemand eher drauf kommen müssen! Gibt’s das auch auf Rezept und bekommen die AfDler darauf auch Mengenrabatt? 😉

Mordred
Mordred
Reply to  Heldentasse
7 Jahre zuvor

Wenn damit Menschen gemeint sein sollten die ganz überwiegend die gleiche Grundeinstellung haben, kann ich diese Aussage nicht nachvollziehen,

blasenmenschen sind solche, die die welt (=blase~mikrokosmos) ihrer ansichten nicht verlassen.

warum das so ist (können/wollen/..) kommt erst als nächste frage.

Heldentasse
Heldentasse
Reply to  Mordred
7 Jahre zuvor

Sind wir nicht so gesehen alle „Blasen-Menschen“? Lese dazu Herrn Tucholsky mit Deine Welt, u.a. steht da:

Unsere Welt ist so klein. Dies mußt du wissen:
Ganze Klassen und Völker sind nur deines Lebens Kulissen;
du weißt, dass sie sind. Aber sei nicht verwundert:
du lebst ja doch nur inmitten deiner zweihundert.
Und hörst du auch fremde Länder und Kontinente erklingen:
du kannst ja gar nicht aus deinem Kreise springen!
Von Stund an, wo sie dich pudern, bis zum gemieteten Grab
spielt sich alles und alles und alles unter zweihundert Menschen ab.

Beste Grüße

wschira
wschira
7 Jahre zuvor

Wie ich diesen Beitrag empfinde? Jammern auf hohem Niveau und weinerliche Seelenschau.

wschira
wschira
Reply to  Roberto J. De Lapuente
7 Jahre zuvor

Nur leicht abgewandelte Kommentare als Antwort gelten auch als Plagiat.:-)

trackback
Ich beginne Fleischhauer zu verstehen – Tagesticker.net
7 Jahre zuvor

[…] sich dann viele dieser Leute zu Wort. Sie fühlten sich in ihrer linken Identität verletzt. Weiterlesen bei den neulandrebellen Lesen Sie auch: Trump, Hitler und die linke Geschichtsschreibung Trump ist nicht Hitler. Das […]

Jesus
Jesus
7 Jahre zuvor

Ich finde der Autor Roberto J. De Lapuente irrt. Ich durfte die Vergiftung im Grunde guter Menschen durch rechte Ressentiments persönlich erleben, nicht im Internet sondern als Lohnabhängig beschäftigter und Mitglied einer kleinbürgerlichen Familie.
Es handelt sich um Leute die sich seit den 90ern nicht mehr für Politik interessiert haben. War ja alles vorbei. Das gute hat gewonnen, und der Markt regelt nun alles selbst.
Darunter auch Arbeitnehmer die, wenn überhaupt, auch sogar mal für die FDP gestimmt haben weil das Guidomobil in der Bildzeitung so lustig war und man glaubte mit der FDP weniger Steuern zu zahlen die am Ende eh nur bei arbeitslosen Sozialschmarotzern landen würden. Ich rede von Leuten die mit ihrem Nettoeinkommen deutlich unter 2000€ dachten sie gehörten zum Mittelstand weil sie ein Auto besitzen und vlt. sogar ein Haus gebaut haben. Ich rede von bis dato gemäßigt konservativen Menschen mit kleinbürgerlichen, deutschen „Idealen“ zu denen leider immer noch eine gewisse „nach oben buckeln und nach unten treten“ Einstellung gehört. Für diese Leute ist der Staat ein Verbrecher, der ihnen Geld wegnimmt und es Schmarotzern und Minderleistern unrechtmäßig zukommen lässt. Solidarität ist ein Fremdwort. Damals wurde das Medial aber nicht sonderlich kritisiert sondern vielmehr befeuert. Erst durch die „Griechenland- und Flüchtlings-Krise“ kam eine eindeutig rassistische Komponente hinzu die inzwischen auch von neoliberalen Medien kritisch bewertet wird (wobei „Linke“ Kräfte davon leider wenig profitieren – im Gegenteil, man wird mit in Geiselhaft für die fatalen Auswirkungen neoliberaler Politik genommen). Über diese Leute konnte sich dieses Menschenfeindliche Gedankengut sehr leicht ausbreiten, auch dort wo man eigentlich nicht so tickte.

Meiner Meinung nach sind die fraglichen Aussagen von Wagenknecht und Lafontaine wirklich ein substanz- und aussichtsloser Anbiederungsversuch an die von mir beschriebenen Personenkreise, die ich nicht aus einer Filterblase im Internet sondern aus einer im richtigen Leben kenne.
Es ist schwierig: wie verhindert man zu dem zu werden was man eigentlich bekämpfen will? (Ich denke dass ist die Grundangst die viele Linke aufgrund der mitunter brutalen Erfahrungen mit den realsozialistischen Staaten lähmt.)
Zu meinen Erfahrungen gehört auch das „umgekrempelte“ Linke die schlimmsten von allen sind. Ich hoffe mal, dass Lafontaine und Wagenknecht ein Werdegang von so unausstehlichen Figuren wie Horst Mahler, Jürgen Elsässer, Jan Fleischhauer, Joschka Fischer und Winfried Kretschmann erspart bleibt. Selbsternannte „Pragmatiker®“ die bestimmte Positionen als die „einzig realistische“ verkaufen gibt es schon viel zu viele. Auch den Begriff „Realpolitisch®“ ist unbrauchbar weil er in aller Regel dazu dient die selben oder ähnliche Positionen in anderem Gewand zu verkaufen und sie für „Alternativlos“ zu erklären. Eine Partei/Bewegung die mit so was wirbt hat den Anspruch aufgeben eine echte Alternative zu bieten. Solange ich als Utopist beschimpft werde, weis ich dass ich noch auf dem richtigen Weg bin. Weil ich will ja eher in Richtung Utopie als in Richtung Dystopie. Gerade in „postfaktischen“ Zeiten von „Fake News“ und „alternativen Fakten“ zeigt sich mehr und mehr dass der Kaiser nackt ist. Die Konzepte von Pragmatismus® und Realpolitik® sind nicht Teil einer Lösung sondern des Problems.

The Joker
The Joker
Reply to  Jesus
7 Jahre zuvor

Hallo Jesus,
die Linke ist gut beraten, unterschiedliche Strömungen zu bedienen.
Für schwärmerische Utopisten wie Dich, denen offene Grenzen – am besten noch mit BGE für alle – über alles gehen, sind die Lichtgestalten vom fds (Forum demokratischer Sozialismus) zuständig, die als Regierungsflügel mit R2G die wunderbaren Utopien ja auch ganz bestimmt rasch umsetzen werden.
Andere, die das Ganze a bisserl skeptischer sehen und das Merkelsche „Wirschaffendas“ gerne auch ein wenig sozial unterfüttert sehen möchten, werden eben eher durch nachdenklichere Stimmen wie Wagenknecht oder Lafontaine angesprochen.
Ein Fußballteam hat sowohl die feingeistigen Edeltechniker als auch die robusten Abräumer im Kader.

COPOKA
COPOKA
7 Jahre zuvor

Da bei Versuch, die IV mit Lafontaine im Original zu lesen, „Die Welt“ Abonnement anzudrehen versucht, hier der Link darauf:
https://www.welt.de/print/welt_kompakt/debatte/article161832722/Mich-stoert-schon-die-Bezeichnung-Rot-Rot-Gruen.html
M.E. hat er auch in der Frage wie so oft sehr nüchterne Position. Tja, der letzte Mohikaner …
=============
Wieso muss man eigentlich ALLE Beschränkungen für die Seite aufheben um Coptcha ohne Anmeldung einzugeben??

Charlie
Charlie
7 Jahre zuvor

Es wird hier gewiss kaum jemanden interessieren – aber mich belustigt vor allem die Annahme Lapuentes, dass irgendein ernsthafter Linker auf seine widerwärtigen Auslassungen noch argumentativ reagieren könnte. Das wäre ja irgendwie so, als würde er der SPD noch ein „linkes Potenzial“ zusprechen und hoffte auf Unterstützung … (Nein, das hat er ja tatsächlch getan! Sapperlot! Da fehlen mir ja glatt die Worte!)

Was er da in seinem reaktionären Text zitiert hat, sind also nur die letzten fragmentarischen Zuckungen des linken Diskurses, den er nie geführt und höchstwahrscheinlich auch nie verstanden hat. Ich erinnere nur an seinen peinlichen, selbstverständlich vergeblichen Versuch, dem – gelegentlich ebenfalls kritikwürdigen – Flatter etwas inhaltlich Sinnvolles entgegenzusetzen.

Stattdessen dürfen wir hier wieder SPD-Propaganda lesen, wie sie perfider kaum sein könnte – und Lapuente hat immer noch nicht begriffen, dass der Blödsinnsbegriff „Realpolitik“ im Kapitalismus ein Kampfbegriff ist, der das Gegenteil dessen bedeutet, was er gern darin sähe.

Sicher ist es infam, einem Menschen Dummheit vorzuwerfen. Wenn sich jemand wie Lapuente aber ständig mit dümmlichen Texten hervortut, muss es auch erlaubt sein, diese Dummheit beim Namen zu nennen.

Lapuente ist letzten Endes nichts anderes als ein nützlicher Depp, der den Kapitalismus weiter befeuert und die linke Gegenwehr damit bändigt. Sein Einfluss ist gering, seine Dummheit dafür sehr groß (denn er scheint gar nicht zu bemerken, welcher perfider Agenda er zuarbeitet), aber er befindet sich ja in bester Gesellschaft.

Gruselige Grüße!

das Murmeltier
das Murmeltier
Reply to  Charlie
7 Jahre zuvor

Charlie: Sehe ich ähnlich. Allein der konsequente Verzicht auf Quellenangaben (was ja bei seriösen Bloggern usus ist) beweist seinen Dilletantismus und eine Unbeholfenheit, sorgfältig zu recherchieren, stattdessen ist der Autor selbstverliebt in seine Syntax und Terminologie (Ditfurthismen).

Zum Inhalt etwas zu sagen, verbieten mir meine Arroganz und meine politische linksradikale Identität. Nur so viel: Der Kontrast zwischen der Headline und dem Bild ist in den Augen des Autors keine Provokation sondern pure Spaltung und Distanzierung von politisch aktiven Zusammenhängen, zu denen (höflich ausgedrückt) bürgerliche Typen wie er erst gar keinen Zugang hätten und nie hatten. Antifa war für Sozen schon immer „Pfui“!

Die Distanz dieses Blogs zum „rebellenmarlt“ eines Don Alphonso wird immer geringer. Beide sind überflüssig.

seyinphyin
seyinphyin
7 Jahre zuvor

Fleischhauer ist ein kleines Hündchen an der Kette der Neolibs, der sich anbiedert, damit er einen Kauknochen zugeworfen bekommt. Oh, sicherlich kann man verstehen, sieht man sich die Menschheit an, ob vergangene oder gegenwärtige, so ist das in der Tat nichts besonderes. Mitläufer, Speichellecker, Arschkriecher und letztlich Täter dieser Art gibt es da zu Hauf.

Wer sich als „Linker“ bezeichnet spielt nebenbei keinerlei Rolle. Als ein Linker muss man nur exakt eine Sache tun: Die allgemeinen Menschenrechte als oberste Maxim ansehen, die Gleichwertigkeit aller Menschen akzeptieren. Dann ist man links. Denkt man anders, ist man rechts. Das is alles. Die Selbstbezeichnung ist dafür völlig unbedeutend. Genauso wie es unebedeutend ist, ob jemand auf so Schwachsinn aus Medien – und Blogs – reinfällt und meint, Wagenknecht würde rassistisch daherreden.

Das verändert das grundsätzliche Wertessystem der Menschen nicht. Allerding ist es noch weitaus schlimmer, wenn man auf die Belogenen eindrischt, statt auf die Lügner und sich mit denen am Ende gar nicht zu verbünden. Fleischhauer gehört nämlich mehr als eindeutig zu diesen.

Thilo Triehl
Thilo Triehl
7 Jahre zuvor

Einige Aspekte das Artikels teile ich, andere finde ich bedenklich. Auf jeden Fall ist mir aber der Fleischhauer lange schon ein Dorn im Auge. Das ist so ein erbärmlicher Rechter (Konservative sind für mich Rechte), der bestimmt schon in der Schülerunion war. In meinem Gymnasium hat einmal ein Adliger (mieser billiger Landadel) für die Union als Schulsprecher kandidiert, der konnte erfolgreich mit Ho-Ho-Ho Chi Minh Rufen verjagt werden. Solche Leute, dazu zähle ich Fleischhauer, stehen der Union nahe, weil sie für offenen Faschismus zu feige waren. Je rechter diese Gesellschaft wird, desto mehr wird sich Fleischhauer demaskieren. Ich kann auf den beschissenen Pluralismus (= bürgerliche Verblödungstaktik) verzichten, wenn er zu rechter Dummheit führt. Die AfD ist keine Protestpartei und ihre Anhänger sind keine Protestwähler. Es ist der rechte rassistische hasserfüllte Wutbürger aus der Mitte der Gesellschaft. Die Mitte in der BRD ist rechts. Ich predige schon lange das, was ich jetzt auch hier noch mal sage: wir werden dieses Land nach den BTW 17 nicht mehr wiedererkennen. Die „Protestwähler“ zeigen dann, was sie unter Pluralismus verstehen. Ich bin selbst leider so krank, dass ich mit etwas Glück den Ausgang der Wahl nicht miterleben muss. Mir tun jetzt schon die Armen, die Kranken, die Alten und die Schwachen leid. Und all die Menschen, die zu uns gekommen sind, weil sie in dem Irrglauben waren, dass man sie hier in Frieden und Anstand leben lassen wird.

ich war einmal ein Anhänger Lafontaines, bis ich erkannte, dass er gar keine Prinzipien hat. Ihm ist egal, was er redet und wie er sein Ziel erreicht: Macht. Dafür opfert er gerne seinen Bauern.

Das musste ich mal loswerden.

niki
niki
Reply to  Thilo Triehl
7 Jahre zuvor

ich war einmal ein Anhänger Lafontaines, bis ich erkannte, dass er gar keine Prinzipien hat. Ihm ist egal, was er redet und wie er sein Ziel erreicht: Macht. Dafür opfert er gerne seinen Bauern.

Dagegen spricht dass er die Macht aufgegeben hatte, wo er sie definitiv hatte. Und nur diese aus seinen Prinzipien abgab.
Natürlich bin ich nicht immer überein mit Lafontaine, besonders im Bereich Arbeitsethos und Umweltschutz (Postwachstumsgesellschaft) bin ich ab und an anderer Meinung, aber Prinzipienlosigkeit kann man ihm beileibe nicht vorwerfen…